Steyrer Tagebuch Nummer 3, Juni 1982
Kein Kanonenschießplatz im Reichraminger Hintergebirge - der Erfolg einer Aktionsgemeinschaft Ich schreibe diesen Bericht in der Üb~rzeugung , daß wir enga– gierte Bürger heute in fast allen Bereichen der Politik , ganz besonders ßber in Umwelt – fragen dringend brauchen . Ich kann hier zeigen , daß solches Engagement nicht , wie so oft behauptet wird , von vornherein sinnlos ist . Resignation ist also nicht am Platz . Man kann den Erfolg der Aktions – gemeinschaft Hintergebirge nicht darauf zurückführen , daß ihre Gegner es ihr leicht gemacht hät – ten . Diese waren nämlich in der Wahl der Mittel mit denen sie ihr Ziel verfolgten , nicht gerade zimperlich : · Die Gemeinde Großraming wurde erst sehr spät , am 27 . 10 . 1981 von den völlig fertigen Plänen der VÖEST informiert . Auf zwei Flugblättern an die Gemeinden Großraming und Reichraming wurden Tatsachen verfälscht : " Ein mar – k i erter Wanderweg wird ebenso we – nig überschossen , wie ein Tal . Diese Meldung dürfte lebhafter Phantasie entsprungen sein ". Ich habe die geplante Schuß– strecke gesehen und weiß nicht , wie ich sie anders als ein " Tal " nennen sollte ! Ein Wanderweg hört nicht auf zu existieren , nur weil man ihn auf einer Skizze im Informationsblatt vor de r Schußstrecke enden lassen hat . Den Schießplatzgegnern wurde das Recht abgesprochen , sich um die Sache zu kümmern . Der VÖEST– Pressesprecher sagte : " Überdies spricht die VÖEST best immt nicht mit Leuten , die das alles über – haupt nichts angeht ." - an ande – rer Stelle (Informationsblatt ), 11 •••• die sich aus Dutzenden Ki – lometern Entfernung als Vormund aufzuspielen versuchen und nicht e i nmal wissen , wo die Ge~end ist , über die geredet wird ." ( Diese Unwissenheit gab es offenbar in VÖEST - Kreisen , denn sonst hätte man bemerkt , daß man im Begriff war , über ein Tal zu schießen ! ) Es wurde sogar damit gedroht , einem Großraminger Betrieb einen Auftrag zu entziehen , da sich diese Gemeinde mit i hrer Ableh – nung des Schießplatzes so " industriefeindlich 11 verhielt . Die Beschlüsse der Gemeinde Reichraming kamen mit SP - Mehr – heiten zustande , die sicherlich vielfach auf Abhängigkeiten vom Bürgermeister zumindest mit be – ruhten . Der Reichraminger Obm ann der Naturfreunde ließ den Aus – schuß des Vereins abstimmen : Da s . Ergebnis waren über 80% Stimm– enthaltungen ! Wieso klappte es da wohl nicht mit der freien Mei nungsäußerung? Mir erscheint diese h:ia:- in Aus – zügen dargestellt Reihe von Prü – geln , die man den Naturschützern da vor die Fü ße geworfen hat , durchaus symptomat isch für die Zustände in unserer Demokratie . (b esser "Demokratie " ? , vgl . Wehrgraben ! ) Worauf ist es nun zurückzuführen , daß der Schießplatz doch verhin – dert we rd e n konnte ? Die VÖEST - Führung l i eß sich schließlich dazu bringen , eine Ausweichlösung zu suchen , gerade die " Ob.eren " dieser Großfirma ha – ben damit Ein s i ch t geze igt , nach – de~ de r Wid e rstand der Umwelt – sc hütz e r un d deren Argumente sie endlich erreicht hatten . Welch Aktionen dazu geführt haben , daß sie s ich mit di ese n e rnsthaft auseinande r se tzten und sie schl i eß – lich in vernünftige r und auch dan – kenswerte r We i se anerkan nt en , will ich nun kurz da r stellen : Am Anfang stand de r Prot est des Alpenve r e i nsvors itz enden von
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