Steyrer Tagebuch Nummer 3, Juni 1982

Rupert M. Humer Der IJ!ehrgraben - aktueller Stand Folgende Presseberichte waren in den vergangenen Wochen in verschiedenen Zeitungen zu lesen: Wehrgraben muß gerettet werden Neuplanung zur Gestaltung des Wehr– grabens Architektenwettbewerb wurde aufge– hohen Bürgerme i ster Weiss hält sich für kompetenter als alle Architekten Kronen Zeitung will Wehrgraben mit Hilfe einer Unterschriftenaktion retten Steyr-Daimler-Puch AG besitzen 51 % der Häuser im Wehrgraben und haben bisher jeweilige Sanierung unter– lassen Das Wasser im Wehrgraben ist wie eir1e Blutader im menschlichen Körper Prof. Mader für Wehrgraben : Der Wehr– graben könnte unsere Stadt berühmt machen In der SP-Fraktion begi nnt es zu kriseln Steyrer Bevölkerung für die Er– haltung des Wehrgrabens Steyr will Geld für den Wehrgraben Stadt, Land und Bund zahlen für den Wehrgraben 40 Millionen liegen für Sanierung-• bereit Bürgermeister Weiss und gesamte SP– Fraktion glänzen bei Podiumsdiskussion durch Abwesenheit In einer Resolution wird die Bei– ziehung eines internationalen Gremiums empfohlen Angefangen hat der Wehrgrabenskandal mit der Bekanntmachung eines Architekten– wettbewerbes, der unter der einseitigen Prämisse lief, daß das Wehrgrabengerinne zugeschüttet wird und vom Bürgermeister Weiss im Einvernehmen mit der Ingenieur– kammer für Oberösterr .ich und Salzburg ausgesetzt worden ist. Viele namhafte Arch i tekten im In- und Aus– land waren über d j ese undemokratische Vorgangsweise des Bürgermeister Weiss ent– setzt . Sogar kleinere Firmen schienen der Sturheit des Steyrer Bürgermeisters zum Opfer zu fallen. Die Kanalbauarbeiten im Wehrgraben wurden im Gegensatz zum Archi– tektenwettbewerb nämlich noch nicht ge– stoppt . Ungefähr S 20 . 000,-- mußte ein Unternehmen für ein ordentliches Offert bezahlen. 16 Eine andere Idee des Bürgermeisters war jene, nicht den verbauten Unterlauf, sondern den freiliegenden Oberlauf zu verschütten. Dort sollten dann eine Tennishalle, ein Beserlpark, kurzum ein Freizeitgebiet entstehen . Dies ist milde ausgedrückt der anscheinend schon ganz normale Wahnsinn des Bürgermeisters, der hoffentl i ch bald sein normales Ende finden wird. Der massive Druck der Öffentlichkeit schien die Steyrer Sozialisten kalt zu lassen. Jedoch ließen sie dann ver– künden: Wenn Bund und Landmitzahlen, könnte die Zuschüttung vermieden werden. Und siehe da, plötzlich lagen 40 Mio Schilling für die Sanierung bereit . Und nun strebte Bürgermeister Weiss eine Dreiteilung der Kosten auf Stadt, Land und Bund an . Am 2. Juni 82 fand die vom Verein "Rettet den Wehrgraben" organisierte Podiumsdiskussion statt. Anwesend waren fünf Experten (Semsroth, Sackmauer, Hierzegger, Rainer, Kühnel und Danninger). Jedoch nicht die, die durch kindisches und undemokra tisches Verhalten wieder einmal bewiesen haben, daß wir unsere Steuergelder wohl doch besser anlegen sollten, nämlich die SP-Fraktion und ihr Herr Bürgermeister Weiss. Vereinsobmann Prof. Heribert Mader hatte in einem höflichen Brief an Herrn Bürger– meister und seine SP-Fraktion sie einge– laden und auch darauf hingewiesen, daß der Sinn der Podiumsdiskussion nicht eine Konfrontation der Experten mit den Ver– tretern der Stadt sei, sondern eine Dis kussion um Einholung guter Vorschläge sei Allein dazu wolle man die Anwesenheit der bedeutenden Fachleute für Architektur, Raumplanung, Denkmalpflege und Wasser– bau nützen, betonte ausdrücklich der Verein "Rettet den Wehrgraben" . Ich fordere, daß der Wehrgraben wieder in seine ursprüngliche Lage ~urückver– setzt wird, das heißt: Erhaltung des Gerinnes Sanierung der Wehren und Brücken Sanierung der Häuser (Steyr-Werke wacht doch endlich a~f!) Ans i edlung kleiner Betriebe, die in das Bild des Wehrgrabens passen ein günst i ges Angebot von Stadt und Steyr-Werke, zum Kauf ein!ger Häuser Nun, 11.'orte sind gut, jedoch Taten s i nd besser . Es darf keine Kompromisse geben, sondern nµr e i nes, daß der Wehrgraben wieder so zum Anschauen ist . , wi e er vor einem langen ~interschlaf einmal war.

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