Steyrer Kripperl

Sageder - e'inem fanatisd1en Brauditumsanhänger - wird von Frau Erlacher die Idee zur kleinen Marionettenibühne zugeschrieben. Von seinen Freunden, welche in den Jahren 1855 bi·s 1860 in ihrer Frei- zeit die Bühne hergestellt und die Puppen gesdm<itzt mtd b ekleidet haben sollen , si nid Johann Steffin und se ine Frau Anna, eine gebürtige Mühlvi•ertlerin - übri,gens die Urgroße ltern von Frau Erlacher - namentlid1 überliefert. Tatsächlich trugen viele Figuren des Steyrer Kripperls nodi vor der l etzten Renovierung Mühlviertler Tracht, so zum Beispiel die Traubenwirtin urnd ,die weißen Maderln ,der Fron- leidmamsprozes,sion. Da diese Trad1t zu Anna Steffins Ju,gend2ieit aber sd10n an die hun:dert Jah re l ang ,gebräuchlich wiar, kann si,e, als Kri- terium für das Alter der Puppen verwendet, leicht zu T rugsd1lüssen führen. Ganz eindeutig hin gegen weist ,di,e Figur ,des „Herrn Expreß mit dem silbernen Haarb eutel " en!ls tehurr1gsgesd1ichtlidi ins 18. Jahr- hundert, wodurch die viel ältere Herkunft diese.r oder mehrerer Figuren des heurte noch existierenden Bestandes erwiesen sd1eint. Es ist ,daher anzunehmen, daß 1der Kreis um Sageder tvllid Steffin nur ein bereits vod1a111dene1s Kripperl erwe itert unid ergä nzt hat, denn a.udi andere Marionetten zei,gen •SO de11tlich barocke Zü,ge, ,daß an ihrer weiter zurückli egenden Entstehiungsz.eit nicht gezweife lt werden kann. Bei weiteren Nachforschungen über ,das Steyrer Kripperl stößt man nochmals a:u1f den Namen Sageder. Th. Berger erwähnt einen Sdrnei- dermeister Ignaz Sageder aus Grüruburg an der Steyr, der in getreu- licher Nachahmung ,des (oder eines) Steyrer Kripperls, von dem er aud1 die Spielwei,se übernommen hätte, ein Ste·i111bacher Kripperl ange- fertigt urnd danJ1 betrieben 1habe. Leider sei dieses im Jahre 1 892 von Sageders Tochter und Schwiegersohn nad, Sierning bei Steyr ve r- kauft worden. Herr ·Marik wiederum erinnert sich, d,aß sein Vater im Jahre 1895 von der Malerswitwe Höblh,uber in Sierninghofen bei Sierning ein Kripperl gekauft habe. Mit ziemlicher Sicherheit dürfte es sid1 dabei um das von Ignaz Sa,gede r gebastelte Steinbadier Kripperl gehandelt haben, b ei welmem Herr Marik ,sen . noch im Jahre 1913 im „Gasthof zur Sense " in der Sierniruger Straße als Spieler mitgewirkt haben soll. Dieses Krippentheater j edenfalls ist mit dem heute im Innerberger- stadel spiele111den iidentisch , de111n sein Schicksal läßt sich seit damal s genau verfolgen. Im „Gasthof zur Sense" wurden re,gelmäßig Vorstel- lungen zur Weihnachtszeit gegeben , woran sid1 nod1 viele alte Steyrer genau erinnern. Sidier is•t, daß es in ,der Eisenstadt eill'st mirndestens zwei parallel laufernde Krippenspide gegeben hat, und z,w,ar eines in Ennsdorf und einelS in Steyrdor.f. Das in Enrns 1 dorf ,spielende dürfte mit Kienmay r ver- 6

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