Styra antiqua et praesens, das alte und gegenwärtige Steyr

König Ludwig mit einen großen Heer, Leopold der baÿrische Mar= graf überfölt ao. 907 in der Gegent, wo die Ennß in die Traun fahlt ain Taill der Ungarn, welche das Landt biß dahin verderbt hätten, ertränckht dieselbigen, und treibt die übrigen in die Flucht, aber in folgenten Jahr wurde dessen Volckh von der Ungarn beÿ Preß= purg erlegt Margraf Leopold selbst sambt etliche Bischove und Abbten sambt 19 baÿrischen Grafen erschlagen, darüber zogen die Ungarn abermahls an die Ennß, und geschach ao. 909 nahe beÿ der jezigen Statt Ennß ein bluettige Schlacht, darinen die Christen widerumben unter lagen, und flohe König Ludwig von dannen gehn Passau die Ungarn aber zogen forth in Baÿrn blindertten Kirchen und Clößter, unter den in disem Landt unter andern Crembs= münster, und S. Florian ganz verwüßt wurdten, also können gemelte Ungarn zur Zeit Kaÿsers Otten des Großen umbs Jahr 943 (alÿ 48) mit einem Herr an die Traun wurden aber an S. Laurenzen Tag von Herzogen auß Baÿrn beÿ Wels in die Flucht geschlagen und deren ein große Menge in der Traun und Ennß ersaufft. Dises hab ich aus dem Aventino und oberenserische geschribenen Annalibus darumb doch nur kürzlich gehrn erzehlt, damit anzu= zaigen das gleich wie die veßten Annaspurg und Ebersperg zu Bewahr= ung der Enns= und Traun Flus erbauet, alßo eben zu solchem endt vermuettlich auch das Schloß Steÿr, und vorgemelt alte alda gestandtenr römische Thurn zu ainer stärckhern Wöhr vnd Be= fößtigung seÿ aufgeführt worden, den Feindten die weittern Straiff und Einfäll selbiger Orthen zu benehbmen. Zu welchen Jahr aber solche, wie auch volgendts die Statt Erbauung den Anfang genomben ist nit leichtlich zu wissen. Doctor Jo= seph Grienpöckh ein steÿrisch Burgers Kindt Kaÿsers Friderici 3. und Maximiliani 1. gewester Mathematicus und Historicus hat seinem Vatter Landt der Statt Steÿr lenger dan vor 100 Jahren damahlen er in seinem Alter auf der Müll beÿm Spittall, die ihme Kaÿser Maximilian eingöben gewohnet ein astrolo= gische Nativitet dedicieret, welche noch in viller Leuth Handten, darinen sezt er die erste Erhöbung Schloß und Stadt in das 980. Jahr unter Regierung Kaÿsers Ottonis 2.di und machts so gewis, das er Monath und Tag, ja so gahr die Stundt, darinen man zu bauen angefangen zu benennen sich unterstehet, wie wohl nun diese so genaue Außrechnung verdächtlich scheinet, auch er hierinen einen Irrthumb begehet, da er schreibt, das selbige Erbauung undter Domitiano und Pibitiano geschechen seÿ, so doch diser Domitianus wie Lazius und Megiserus schreiben (dan von Pibitiano finde ich nichts) circa an. 829 sub Imperio Ludovici I. und also mehr dan 150 Jahr vor Kaÿser Otten den 2ten zum Re= genten in Karnten gesetzt gewest. Jedoch ist gleichwohl in Ansehung vermeltenter Umbständt die Zeit solcher Erhöbung umbs Jahr 980 an ihr selbst nit unglaublich in den beÿ gemainer Statt verhandenen Actus und Schriften die Eisenhandlungen concernierendt circa an. 1570 und 80 ab= gefiehret wird der Stadt Steÿr Anfang gleich bald in Jahr Christi 800 gesetzt und darbeÿ gemeldt, das auch von solcher Zeit an die Eisenhandlung daßelbst, schon in Gebrauch gewest seÿe. Also hat auch Laurentius Pichler oder Collinus von Enns nachmahls Gerichts Advocat zu Linz einen lateinischen Commentarium über die Statt Steÿr Erhöbung geschriben und ao. 1581 ainen ersamben Rath dediciert, darinen sezt er solche Erhebung zu Kaÿser Carls des Großen Zeiten (welcher von ao. 800 bis 814 regiert) und will das dise Statt damahlen schon über 700 Jahr gestandten seÿe. Author incertus so etwas von der Grafen von Steÿr Herkhomben zusamben getragen gehet noch weither hinaus, gibt für, wie nemblich der gottische Herfiehrer Winulphus nach dem er circa annu Christi 408 unter Allrico der Gotten König in das Noricum Ripense in die Gegent an die Ennß kommen, habe er hernach ao. 412 die Stadt Steÿr erbauet. Aber disen jezt erzöhlten 3 Mainungen kan ich noch weniger alß des Grienpöckhen beÿfallen sintemallen aus den Historien bekhandt das nach zerstörter Stadt Lorch und Verwüstung des Landts umbher wegen der Hunnen und Ungarn stättigen Über= fallen bis zu Kaÿser Ottens des Großen Zeiten, der von ao. 936 bis 73 regieret, fast keine Christen mehr umb die Refier der Enns gewohnet haten, Jar? das noch tempore Ottonis 3tÿ welcher ob ao. 982 bis 1001 Kaÿser war, diser Orthen

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