Josef Werndl 1831-1889 Leben und Werk

JUGENDJAHRE UND AUFSTIEG Josef Werndl wurde am 26. Februar 1831 als Sohn einer Handwerkerfamilie in Steyr geboren. Sein Vater, Leopold Werndl, zählte bereits zu den größten Armaturenerzeugern, und dank seiner Tüchtigkeit expandierte sein Betrieb immer weiter. Daher wurde 1835 die Lettmühle mit der vorhandenen Wasserkraft in Oberletten erworben. Zeitweise arbeiteten dort bis zu 500 Arbeiter an der Herstellung von Gewehrbestandteilen. Auf Wunsch des Vaters wird Werndl nach 6 Jahren Normalschule in Steyr zu Früh- wirth, einem der besten Gewehrmacher Wiens, in die Lehre geschickt. Nach Beendigung der Lehrzeit und kurzer Gesellenzeit in Prag kehrt der junge Werndl in das Vaterhaus zurück und erlernt die Feilenhauerei. Der Zwang des Elternhauses und die althergebrachten Arbeitsmethoden, an denen sein Vater festhielt, treiben ihn aber auf Wanderschaft. In Wien meldet er sich 1849 freiwillig zu einem Chevaux-legers-Regiment. Nach sechsmonatiger Ausbildung wird er aber aufgrund seiner technischen Kenntnisse in die alte Gewehrfabrik in Wien-Währing, die damalige staatliche Waffenfabrik, abkommandiert. Dort erlernt er den Zusammenbau der Armeegewehre und arbeitet an den aus Amerika eingeführten modernen Maschinen für die Massenproduktion. Nach der Freistellung, veranlaßt durch seinen Vater, kehrt Werndl als Zwanzigjähriger zum zweitenmal nach Steyr zurück. Er freut sich auf die Zusammenarbeit mit seinem Vater, ist aber davon überzeugt, daß die Zukunft des elterlichen Betriebs vom Einsatz moderner Maschinen abhängig ist. Aber wieder stößt er auf völliges Unverständnis seines Vaters, der die Zeichen der Zeit nicht versteht. Da eine Zusammenarbeit unter diesen Umständen unmöglich ist, geht Werndl 1852 zunächst nach Thüringen, wo er in den leistungsfähigen Waffenfabriken arbeitet, und schließlich nach Amerika. Zunächst findet er als Schlosser in der Waffenfabrik Remington in Illinois Beschäftigung, dann bei der Gewehrfabrik Colt in Hartford. Mit Berechnungen und Zeichnungen modernster Maschinen kehrt er 1853 nach Steyr zurück. Er kauft die Kettenhuber Schleife im Wehrgraben und heiratet 1854, nunmehr selbständig und finanziell gesichert, seine Jugendliebe Der „Navy-Colt“, eines der berühmten Marinemodelle von Colt, 1853 Karoline, geb. Heindl. Nach wie vor stehl aber sein in Amerika gefaßter Entschluß fest, die Kenntnisse des neuesten Standes der Maschinenbautechnik und der indu striellen Fertigung voll einzusetzen, um die beginnende Vorherrschaft der billige ren amerikanischen Waffen auf dem euro päischen Markt zu brechen. Werndl wartet auf seine Chance, und seine Zeit kommt schneller als vermutet. Zeugstatt am Wehrgraben bei Steyr, 1833

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