Josef Werndl 1831-1889 Leben und Werk

WERNDL - DER AKTIVE BÜRGER Im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelte sich in der gesellschaftlichen Schichtung ein neuer Stand: das Großbürgertum. Josef Werndl war ein typischer Vertreter dieses neuen Standes. Liberal in seinen Ansichten, sozial denkend, aber auch auf seinen Vorteil als Unternehmer bedacht, gilt er heute noch als eine Persönlichkeit, die in vieler Hinsicht weit voraussehend Taten setzte, die erst zu einem viel späteren Zeitpunkt Allgemeingut wurden. Eines steht jedenfalls fest: der langsam einsetzende wirtschaftliche Aufschwung in Steyr steht seit 1850 in engem Zusammenhang mit dem Namen Josef Werndl. Seiner Risikobereitschaft, seinem unternehmerischen Weitblick und seinem technischen Können verdankt Steyr einen Industriezweig, der durch seine große wirtschaftliche Bedeutung heute nicht mehr aus dem Stadtgefüge wegzudenken ist. Werndls Tätigkeiten als aktiver Bürger seiner Heimatstadt beschränkten sich nicht nur darauf, daß er vorübergehend Gemeinderat, Landtagsabgeordneter und Major im Steyrer Bürgercorps war, sondern er setzte auch viele soziale Taten, die zumindest indirekt dem Gemeinwohl zugute kamen. Beispiele dafür sind der Bau eines Bürogebäudes auf dem Hessenplatz, in das die Direktion der Kronprinz-Rudolf-Bahn einzog. Dieses Gebäude errichtete Werndl auf seine Kosten, denn die Anschlußbahn zur Westbahn war für Steyr lebenswichtig. Ebenso war Werndl als Generaldirektor der Waffenfabrik bei der Gründung der Steyrtalbahn durch Zeichnung einer bedeutenden Anzahl von Aktien beteiligt. 1861 ließ Werndl neben dem damaligen städtischen Krankenhaus St. Anna ein Waisenhaus für Mädchen errichten. Die Schwimmschule, Aufnahme um 1900 Eine soziale Großtat war 1863 der Bau einer Schwimmschule, die vor allem für Arbeiter und deren Kinder gedacht war. 1866 übernahm er den Jochbau der SteyrBrücke, 1867 den Bau der Brücke vom Kohlanger nach Vogelsang, 1871 die Planierung des Stadtgrabens im Bereich der heutigen Promenade und die Regulierung des Leitnerberges. Als die Schwimmschule der Fabrikserweiterung zum Opfer fiel, baute Werndl 1874 die heute noch bestehende Schwimmschule, die auch dem Eislaufsport diente. Werndl schaffte damit das erste private Freischwimmbad in Oberösterreich. 1882 kaufte Werndl mehr als sieben Hektar Baugrund, um neues Bauland für die stark angewachsene Bevölkerung zu schaffen. Diese Grundstücke stellte er anschließend der Stadtgemeinde kostenlos zur Verfügung. 1888 wurde im Gemeinderat der Beschluß gefaßt, auf einem Teil dieses Areals eine Industriehalle für eine ständige Gewerbeausstellung zu errichten. Der Gründungsfonds wurde von Werndl mit 10.000 und von der Waffenfabrik mit 9.000 Gulden dotiert. Mit dem Bau wurde erst 1896 begonnen; heute ist nur noch der Zentralbau erhalten, in dem sich nach mehreren Adaptierungen das Stadttheater befindet. Darüber hinaus finanzierte Werndl immer wieder städtische Bauvorhaben.

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