DIE ÖSTERREICHISCHE W A F F E N F A B R I K S G Die Leitung der Gesellschaft übernahm Josef Werndl als Generaldirektor, Karl Holub wurde zum technischen Direktor ernannt. Die Folgezeit war von einem starken Aufschwung der Waffenproduktion geprägt. Werndl verstand es in hohem Maße, mit dem Ausland Geschäftsbeziehungen zu knüpfen. Das Ergebnis waren zahlreiche Aufträge aus den verschiedensten deutschen Staaten, Frankreich, Griechenland, Rumänien, Persien, Montenegro, China und Chile. Zu diesem Zeitpunkt wurden allerdings nicht nur Gewehre nach dem Patent Werndl hergestellt, sondern auch einige Lizenzfertigungen. Im Jahre 1873 erteilte die preußische Armeeverwaltung einen Großauftrag über die Fertigung von 500.000 Stück Mausergewehren, Modell 1871. Mittlerweile liefen auch die Bestellungen der österreichischen Heeresverwaltung für die von Spitalsky verbesserten Werndigewehre, Modell 1873, ein. 1874 bestellte die französische Armee in einem Lizenzauftrag Gras-Gewehre, Modell 1874. 1877 wurde mit der Auslieferung der mittlerweile abermals verbesserten Werndlge- wehre, Modell 1877, begonnen. Diese Verbesserung lag in der Möglichkeit, eine verlängerte Patrone mit größerer Pulverladung und somit höherer Durchschlagskraft zu verschießen. Während dieser Hochkonjunkturperiode waren in Steyr bis zu 6.000 Arbeiter beschäftigt, die Wochen Produktion belief sich auf 8.000 Gewehre. Nach dem Jahr 1877 setzte eine Auftragsflaute ein, so daß bis 1884 nur mehr 910 Arbeiter beschäftigt werden konnten. Der Grund dafür war, daß sich die in- und ausländischen Militärverwaltungen bereits hinlänglich mit Hinterladegewehren eingedeckt hatten. Über diese Flaute konnte auch nicht hinweghelfen, daß in Steyr mittlerweile Repetiergewehre nach dem System Kropatschek, Modell 1878, für Frankreich und Modell 1874 für Chile, weitere Mausergewehre Modell 1871 für Deutschland und China, Grasgewehre Modell 1874 für Griechenland und Chile, Henry-Martini-Gewehre für Rumänien und Werndigewehre, Modell 1873/77 gefertigt wurden. Aufstellung der in der Österreichischen Waffenfabriksgesellschaft hergestellten Gewehre nach Ländern und Systemen. Stand 1907 Österreich System Werndl 11 mm, Frühwirt 11 mm, Kropatschek 11 mm, Mannlicher 11 mm und 8 mm. Bulgarien System Mannlicher 8 mm. Deutschland (Bayern, Preußen und Sachsen) System Mauser 11 mm und 7,9 mm, Werder 11 mm. Frankreich System Kropatschek und Gras 11 mm. Griechenland System Gras 11 mm und Mannlicher-Schönauer 6,5 mm. Holland System Mannlicher 6,5 mm. Montenegro System Werndl 11 mm. Norwegen System Krag-Jörgensen 6,5 mm. Portugal System Kropatschek 8 mm und Mannlicher 6,5 mm. Rumänien System Henry-Martiny 11 mm und Mannlicher 6,5 mm. Serbien System Mauser 7 mm. Brasilien System Mauser 7.9 mm und Kropatschek 8 mm. Chile System Gras 11 mm, Kr opatschek 11 mm und Mannlicher 8 mm. China System Mauser 11 mm und 7,9 mm, Mannlicher-Schönauer 6,5 mm. Japan System Mauser 11 mm. Persien System Werndl 11 mm und Mannlicher 6,5 mm. Peru System Mauser 7,9 mm. Siam System Mannlicher 8 mm. Österreichische Waffenfabriksgcsellschaft, Schäfterei
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