125 Jahre Waffen aus Steyr

Etwas mehr als 300 Jahre nach der ersten urkundlichen Erwähnung der Styraburg im Jahre 980 gewährte Herzog Albrecht I. am 23. August 1287 der Stadt im sogenannten „Großen Privileg“ wesentliche Rechte in bezug auf den Handel mit Eisen. Das Stapelrecht auf Holz und Eisen aus dem Ennstal und vom Erzberg diente als Grundlage für den raschen Aufstieg der Eisenverarbeitung und des Eisenhandels. Ab dem 14. Jahrhundert treten verstärkt Zeugnisse für die Organisation des Eisenhandwerks auf. Schon 1367 ist die Existenz eines Harnischmachers belegt, 1373 gibt es Zeugnisse für Klingenschmiede in der Raming und in Dambach, 1401 eine Zeche der Schmiede und 1419 eine der Grobschmiede. 1427 bestand bereits eine Handwerksordnung für die Schlosser. 1488 gibt es auch eine Zeche der städtischen Klingenschmiede. Insbesondere das Messerhandwerk erlebte einen raschen Aufstieg. Vor allem in den Vorstädten und am linken Ufer der Steyr siedelten sich jene metallverarbeitenden Betriebe an, die auf die Wasserkraft angewiesen waren. Schon früh entstand im Wehrgraben ein künstliches, etwa 1,5 km langes Kanalsystem, das zum Antrieb der Wasserräder diente. Dieses Kanalsystem stand bis in das ausgehende 19. Jahrhundert in Verwendung.

DIE INNERBERGER H A U P T G E W E R K S C H A F T 1516 wurde die „Gesellschaft des gestreckten Stahls“ gegründet, die den Vorderkernstahl aus dem Ennstal in kleinen Hammerwerken zu qualitätsvollen Stahlsorten („Scharsachstahl“) verarbeiten ließ. 1575 wurde die Eisenkammer zu einem Bestandteil der Stadtverwaltung. 1581 entstand die erste Eisenkompagnie, drei Jahre später die Eisenobmannschaft als oberste staatliche Lokalbehörde für das gesamte Eisenwesen. Ende des 16. Jahrhunderts begann mit der Sensen- und Sichelerzeugung ein neuer Zweig der Eisenverarbeitung, der nach der Erfindung des „Breithammers“ im Jahre 1584 durch den Kirchdorfer Sensenschmied Konrad Eisvogel, zur Grundlage der späteren Industrialisierung des oberösterreichischen Raumes werden sollte. Zunftschild der Schwertfeger Unter dem ersten Obmann der eben genannten staatlichen Lokalbehörde, Christoph Strutz, kam es 1595 zur Gründung einer „Gesellschaft der Rohr- und Büchsenhandlung“, die zur Versorgung des Wiener Zeughauses diente. Um das nach den Wirren der Gegenreformation am Rande des Ruins stehende Eisenwesen wieder zu beleben, wurde im August 1625 die Gründung der „Innerberger Hauptgewerkschaft“ beschlossen. Diese Institution war ein Zusammenschluß aller Rad- und Hammermeister mit der Steyrer Eisenhandlungskompanie zu einem Verlagsbetrieb, dem eigentlich ersten Großkonzern Österreichs, aus dem später die Alpine Montan-Gesellschaft entstand. Die Verwaltung dieser auf Gewinn ausgerichteten Erwerbsgesellschaft wurde mittels eigener Beamter besorgt. Die Hauptbuchhaltung und die Hauptkassa befanden sich bis 1669 in Steyr; die Gebarungsüberwachung lag in den Händen des 1626 in Eisenerz errichteten landesfürstlichen Kammergrafenamtes. Heute erinnert noch der „Innerberger Stadel“, ein reich geschmückter RenaissanceSpeicherbau, der zur Lagerung von Lebensmitteln aller Art diente, an die Inner berger Hauptgewerkschaft. Aufgrund von Geldmangel, Uneinigkeit, Unredlichkeit und Absatzschwierigkeiten gelangte die Gesellschaft zu Beginn des 19. Jahrhunderts an den Rand des Ruins und verlor nicht zuletzt dadurch an Be deutung, daß der Trend wieder zu eigenständigen Klein- und Mittelbetrieben ging.

DIE HANDFEUERWAFFENPRODUKTION BIS JOSEF WERNDL Wie schon erwähnt, wurde 1595 die „Gesellschaft der Rohr- und Büchsenhandlung in Steyr“ gegründet. Hauptzweck dieser Gesellschaft war es, in verstärktem Umfang Waffen für die kaiserliche Armee, die in schweren Kämpfen gegen die aus dem Osten herandrängenden türkischen Kriegsvölker stand, zur Verfügung zu stellen. Auf Kosten dieser ersten Waffenfabrik wurden Facharbeiter aus dem Thüringer Wald angesiedelt. In weiterer Folge versuchte die Gesellschaft, ein Monopol für die Handfeuerwaffenerzeugung im nieder- und oberösterreichischen Raum zu erlangen. Kaiser Rudolf II. machte jedoch im Zuge der Gegenreformation alle diese Pläne zunichte, da er der protestantischen Stadt seine Gunst entzog. Schließlich mußte die Gesellschaft zu Beginn des 17. Jahrhunderts liquidiert werden. Inzwischen war aber die Handfeuerwaffe zu einem wesentlichen Bestandteil der Heeresausrüstung geworden, und so gesehen wirkte sich der Dreißigjährige Krieg positiv auf die Entwicklung der heimischen Waffenproduktion aus. Man konnte einfach auf die reichen Erfahrungen und Kenntnisse der Steyrer Eisenhändler und Büchsenmacher nicht verzichten. 1640 ließ Kaiser Ferdinand III. durch den Ob-der-Ennsischen Landeshauptmann einen Vertrag schließen, jährlich mindestens 2000 Musketen in Steyr zu erzeugen und an das Wiener Hofzeughaus zu liefern. In diesem Vertrag wurde auch festgelegt, daß kaiserliche Beamte die Kontrolle über die Erzeugung auszuüben hatten, eine Bestimmung, die für den Steyrer Rat eine arge Zurücksetzung bedeutete. Im Jahre 1654 gründeten Steyrer Ratsherren einen Rohrhammer im Stadtteil Unterhimmel und erwarben schließlich im Laufe der Zeit weitere Anlagen in Vogelsang. Sie lieferten nicht nur Musketen und Pistolen, sondern auch Harnische, Stangen- und Blankwaffen an die kaiserlichen Zeughäuser. Allein von 1677 bis 1680 belieferten sie das Grazer Zeughaus mit 10.000 Musketen, 12.000 Doppelhaken, 2.500 Pistolen und 2.500 Karabinern, alles samt Zubehör. Im Jahre 1701 lieferten die Steyrer Armaturfabriken noch 3.575, im Jahre 1708 sogar 4.432 Musketen und Flinten. Dann verlor die Steyrer Waffenproduk1726 bot der Wiener „Armatur-GewehrInspektor“ Anton Penzeneder der Wiener Hofkammer an, auf eigene Kosten eine neue Gewehrfabrik zu errichten. Mit einem Vertrag über die garantierte Abnahme von jährlich 6.000 bis 8.000 Flinten und 2.000 bis 3.000 Kürassen in der Hand, begann er die in Steyr vorhandenen Gewehrerzeugungsstätten aufzukaufen und die zahlreichen zünftisch organisierten Waffenmeister in und um Steyr vertraglich an sich zu binden. Da sich nun das Schwergewicht der Herstellung von Handfeuerwaffen nach Wien verlagert hatte, begann eine neue Phase für die Waffenproduktion in Steyr. Die Steyrer Waffenerzeuger waren zu reinen Zulieferbetrieben für die Wiener Zentrale geworden. 1786 wurden alle diese Betriebe der sogenannten „k.k. Feuergewehr-Fabriks-Lokaldirektion“ unterstellt; die Besitzer blieben jedoch eigenständige Unternehmer. Zu diesen selbständigen Waffenbestandteilerzeugern zählte seit 1821 auch die Steyrer Familie Werndl. Leopold Werndl erzeugte in seinen Werken in Steyr und Oberletten Infanteriegewehr- und Stutzenläufe, Ladestöcke, Lanzenspitzen, Gewehrringe, Bajonette und vieles mehr und beschäftigte dabei immerhin bis zu 450 Arbeiter. Ursprünglich produzierte die alteingesessene Steyrer Familie Werkzeuge aller Art, bis sich Leopold, der Vater von Josef Werndl, nur mehr mit der Waffenschmiedekunst befaßte. Seine Werkstatt in der Sierninger Straße wurde bald zu klein und mußte durch den Erwerb einer Schleife am Wehrgraben erweitert werden. 1835 fand abermals eine wesentliche Vergrößerung des Betriebes durch den Ankauf der Lettmühle samt den dazugehörigen Wasserrechten in Oberletten statt. Leopold Werndl starb 1855. Sein Sohn Josef, damals 24 Jahre alt, übernahm den elterlichen Betrieb und begann mit einer grundlegenden Modernisierung der vorhandenen Anlagen.

WERNDL - D Aufgrund der allgemeinen europaweiten Entwicklung der Handfeuerwaffen vom Vorderlader zum Hinterlader begann Josef Werndl, seine Ideen auf diesem Sektor zu entwickeln. Ursprünglich war der Betrieb mit der Herstellung der Perkussionsgewehre, System Lorenz, beschäftigt. Diese veralteten Waffen waren aber keineswegs befriedigend für Werndl; bessere Lösungen mußten möglichst schnell gefunden werden. Bereits 1863 legte Josef Werndl den ersten Entwurf eines brauchbaren Wellenverschlusses für Hinterladegewehre vor, der unter dem Begriff „Tabernakelverschluß“ in die Geschichte der Waffenproduktion einging. Am 16. April 1864 gründete Josef Werndl die Firma „Josef und Franz Werndl & Comp. Waffenfabrik und Sägemühle in Oberletten“, aus der später die „Österreichische Waffenfabriks-Gesellschaft“ und in der Folge die „Steyr-Werke A.G.“ bzw. die „Steyr-Mannlicher Ges.m.b.H.“ hervorgingen. Josef Werndl beschäftigte sich eingehend mit den bereits vorhandenen Hinterladegewehren, wozu das preußische Armeegewehr, System Dreyse (eingeführt 1841), das System Crespi und amerikanische Systeme von Colt, Adams-Deane, Remington und Winchester zählten. Werndl erkannte sehr bald die Nachteile der einzelnen Waffen, und vor allem zog er jenen bedeutenden Schluß, daß sich nur eine technisch einwandfrei funktionierende und einfache - und somit billig - zu erzeugende Lösung kommerziell verwerten lassen würde. Werndl arbeitete mit seinem Werkmeister Karl Holub, um ein System zu erfinden, das an Leistungsfähigkeit, Zuverlässigkeit und Einfachheit der Konstruktion allen anderen bestehenden Systemen überlegen war.

ALTÖSTER REICHS In diese Zeit fiel der österreichisch-preußische Krieg von 1866 und damit die Schlacht von Königgrätz. Aufgrund unglücklicher Zufälle und Führungsfehlern einiger österreichischer Korps-Komman- danten, insbesondere aber wegen der preußischen Überlegenheit im Linienfeuer durch das Dreyse-Gewehr ging die Schlacht verloren. Der Grund dafür war die siebenfache Überlegenheit des Dreyse-Hinterladers in der Schußfolge gegenüber dem österreichischen Vorderlader-System Lorenz. Nach der Schlacht von Königgrätz begann auch die österreichische Armeeverwaltung über die Einführung von Hinterladegewehren nachzudenken und setzte dazu die sogenannte „Hinterladungs-Gewehr-Kommission“ unter Vorsitz des Generalartillerieinspektors, Feldzeugmeister Erzherzog Wilhelm, ein. Immerhin erreichte die Kommission, daß innerhalb kürzester Zeit 700.000 LorenzGewehre nach dem System Wänzl umgebaut werden konnten. Diese Lösung konnte nur als Übergang bis zur Einführung eines vollkommen neuartigen Systems dienen, und so arbeiteten viele Waffenkonstrukteure im damaligen Österreich an der Erfindung eines derartigen Systems. Dazu gehörten neben Werndl auch der Gewehrerzeuger Fruewirth in Wien und Hauptmann Kropatschek. Werndl und Holub gelang es, ihr Konzept eines zuverlässigen, einfachen und billigen Produktes der Armeeverwaltung vorzulegen, und die Hinderladungs-GewehrKommission entschloß sich, das Gewehr mit dem Tabernakelverschluß zur Beschaffung vorzuschlagen. Am 28. Juli 1867 erhielt Werndl den Auftrag, 100.000 Gewehre mit Wellenverschluß, Kaliber 11 mm, zu bauen. Bereits im Herbst wurde der Auftrag um weitere 150.000 Stück erweitert. Die hohe Stückzahl der Bestellungen machte es notwendig, daß Werndl seine Produktionsstätten ausweiten und eine größere Zahl von Arbeitern beschäftigen mußte. In Ungarn wurde eine zweite Niederlassung gegründet, für das Werk in Letten wurden leistungsstarke Dampfmaschinen angeschafft, um vom Wasserstand der Steyr unabhängig zu sein. Im Gefolge dieser Entwicklung fand auch am 1. August 1869 die Umwandlung in die „Österreichische Waffenfabriks-Gesellschaft“ in Form einer Aktiengesellschaft mit sechs Millionen Gulden Stammkapital statt. Karl Holub

DIE ÖSTERREICHISCHE W A F F E N F A B R I K S G Die Leitung der Gesellschaft übernahm Josef Werndl als Generaldirektor, Karl Holub wurde zum technischen Direktor ernannt. Die Folgezeit war von einem starken Aufschwung der Waffenproduktion geprägt. Werndl verstand es in hohem Maße, mit dem Ausland Geschäftsbeziehungen zu knüpfen. Das Ergebnis waren zahlreiche Aufträge aus den verschiedensten deutschen Staaten, Frankreich, Griechenland, Rumänien, Persien, Montenegro, China und Chile. Zu diesem Zeitpunkt wurden allerdings nicht nur Gewehre nach dem Patent Werndl hergestellt, sondern auch einige Lizenzfertigungen. Im Jahre 1873 erteilte die preußische Armeeverwaltung einen Großauftrag über die Fertigung von 500.000 Stück Mausergewehren, Modell 1871. Mittlerweile liefen auch die Bestellungen der österreichischen Heeresverwaltung für die von Spitalsky verbesserten Werndigewehre, Modell 1873, ein. 1874 bestellte die französische Armee in einem Lizenzauftrag Gras-Gewehre, Modell 1874. 1877 wurde mit der Auslieferung der mittlerweile abermals verbesserten Werndlge- wehre, Modell 1877, begonnen. Diese Verbesserung lag in der Möglichkeit, eine verlängerte Patrone mit größerer Pulverladung und somit höherer Durchschlagskraft zu verschießen. Während dieser Hochkonjunkturperiode waren in Steyr bis zu 6.000 Arbeiter beschäftigt, die Wochen Produktion belief sich auf 8.000 Gewehre. Nach dem Jahr 1877 setzte eine Auftragsflaute ein, so daß bis 1884 nur mehr 910 Arbeiter beschäftigt werden konnten. Der Grund dafür war, daß sich die in- und ausländischen Militärverwaltungen bereits hinlänglich mit Hinterladegewehren eingedeckt hatten. Über diese Flaute konnte auch nicht hinweghelfen, daß in Steyr mittlerweile Repetiergewehre nach dem System Kropatschek, Modell 1878, für Frankreich und Modell 1874 für Chile, weitere Mausergewehre Modell 1871 für Deutschland und China, Grasgewehre Modell 1874 für Griechenland und Chile, Henry-Martini-Gewehre für Rumänien und Werndigewehre, Modell 1873/77 gefertigt wurden. Aufstellung der in der Österreichischen Waffenfabriksgesellschaft hergestellten Gewehre nach Ländern und Systemen. Stand 1907 Österreich System Werndl 11 mm, Frühwirt 11 mm, Kropatschek 11 mm, Mannlicher 11 mm und 8 mm. Bulgarien System Mannlicher 8 mm. Deutschland (Bayern, Preußen und Sachsen) System Mauser 11 mm und 7,9 mm, Werder 11 mm. Frankreich System Kropatschek und Gras 11 mm. Griechenland System Gras 11 mm und Mannlicher-Schönauer 6,5 mm. Holland System Mannlicher 6,5 mm. Montenegro System Werndl 11 mm. Norwegen System Krag-Jörgensen 6,5 mm. Portugal System Kropatschek 8 mm und Mannlicher 6,5 mm. Rumänien System Henry-Martiny 11 mm und Mannlicher 6,5 mm. Serbien System Mauser 7 mm. Brasilien System Mauser 7.9 mm und Kropatschek 8 mm. Chile System Gras 11 mm, Kr opatschek 11 mm und Mannlicher 8 mm. China System Mauser 11 mm und 7,9 mm, Mannlicher-Schönauer 6,5 mm. Japan System Mauser 11 mm. Persien System Werndl 11 mm und Mannlicher 6,5 mm. Peru System Mauser 7,9 mm. Siam System Mannlicher 8 mm. Österreichische Waffenfabriksgcsellschaft, Schäfterei

SEILSCHAFT Diese Krise versuchte Werndl mit der Herstellung anderer, vollkommen neuartiger Produkte zu überwinden. Kurz entschlossen nahm er die Erzeugung von Dynamos und elektrischen Beleuchtungskörpern in das Produktionsprogramm auf. Trotz großer Erfolge auf der „Internationalen Elektrischen Ausstellung in Wien“ 1883 und der von Werndl selbst initiierten „Elektrischen-Landes-Industrie-, Forst- und kulturhistorischen Ausstellung“ in Steyr 1884 wurde später der Elektrobau nur mehr für den Eigenbedarf betrieben. Denn schon 1885 gelang mit der Entwicklung des Repetiergewehres mit Gerdezug- verschluß und Mittelschaftsmagazin für 5 Patronen nach dem System Mannlicher ein neuer Wurf, der wieder Bestellungen aus der ganzen Welt einbrachte. Noch im gleichen Jahre gingen 87.000 Stück Mannlichergewehre, Modell 1886, in die Serienproduktion. Das neue Repetiergewehr und der gute Ruf der Waffenfabrik in Hinsicht auf ihre hohe Produktionskapazität, die Präzision ihrer Erzeugnisse und die Auswechselbarkeit gleicher Teile trug der Gesellschaft damals eine Reihe von Großaufträgen ein, die dazu führten, daß 800 neue Spezialmaschinen angeschafft und die alten Wasserräder durch neue Turbinen ersetzt werden mußten. 1889 überstieg die Zahl der beschäftigten Arbeiter erstmals 10.000. Erinnerungsmedaille, Leichenfeier für Josef Werndl am 1. Mai 1889 Elektrogenerator der Elektrischen Ausstellung 1884. Der Generator diente bis 1950 der Stromerzeugung. Josef Werndl starb ziemlich überraschend am 29. April 1889 im 59. Lebensjahr nach einer Lungenentzündung, die er sich bei Aufräumungsarbeiten anläßlich einer Hochwasserkatastrophe zugezogen hatte. Die Leitung der Waffenfabrik übernahm ein Komitee, das aus dem engen persönlichen Freund und Rechtsberater Werndls, Dr. Johann Hochhäuser, Georg von Ai- chinger, Bürgermeister Johann Berger und Baron Buddenbrock bestand. Gleichzeitig wurde Anton Spitalsky, seit 1866 Werkmeister, zum technischen Direktor ernannt. Er hatte dieses Amt bis 1896 inne und wurde schließlich von Otto Schönauer abgelöst.

DIE ZEIT NACH WERNDL Die jahrelangen zähen Verhandlungen Werndls mit dem Ausland trugen ihre Früchte in vollem Ausmaß erst nach seinem Tod. Die Waffenfabrik verfügte 1890 über einen Auftragsstand von nahezu 800.000 Repetiergewehren und über 500.000 Gewehrbestandteilen. Die Produktionseinrichtungen befanden sich auf dem höchsten Stand der Technik, so daß 1891 1.000.000 Gewehrläufe erzeugt werden konnten, und das, obwohl der Übergang zu einem kleineren Kaliber und zu einem raucharmen Pulver die Techniker vor große Probleme stellte. Um nach dem Auftragsboom der neunziger Jahre die vorhandene Leistungsfähigkeit des Betriebes auch in schwächeren Zeiten nützen zu können, faßte der Verwaltungsrat den Beschluß, ab 1894 das Produktionsprogramm zu erweitern. Vor allem das „Steyrer Waffenrad“ wurde zu einem Erfolgsschlager, der auch bei der österreichischen Armee großen Anklang fand. Außerdem konstruierte Otto Schönauer einen nach ihm benannten Einschießapparat, der von vielen Heeresverwaltungen angekauft wurde. Produktionstabelle der Österreichischen Waffcnfabriksgesellschaft 1880 bis 1906 Markenzeichen der Österr. Waffenfabriksgesellschaft Oesterr. Waffenfabrikg-Gesellschaft, Steyr. I « l^lMWj «»sidBfe, WM S wift-FaHr r ä.cier_ Specialität: = MILITÄR-FAHRRÄDER. = «igUsche JTnueo die Erxruguag wa FckrrSdtrit a«^e»mM»e® «nd ist bestrebt, Räder bester *1 wtrd je »ach der BeMimmmtg surgföttiR« a«s«e*«bt «nd gewisse«»«» gepoft. Di»? Thrile tsrigou twur Liebster Tempm»« dreimatig «maWrt, j Fahrräder bewwteifc» «ad 4m grekrte# PuWka» beste»» |i'L^_TW, ... . ...... ^«»*“»»-®*W» Ä#«». Ossterr. W*H»„t»brH« GeseBsctaft £«™'„“‘J w-aaw»; *»«a» * im«^, »n. ^«^ Uaferl, «uderai® 8, . “ **•*»: W. U>M. * &, talfWJMj-Titel FwtelH Boatadi & Cs. Rövweiß. - . Inserat aus der „Allgemeinen Sportzeitung“ Wien 1894

Nach der Jahrhundertwende konnte die Gesellschaft auch die alleinigen Erzeu- gungs- und Verkaufsrechte für das Maschinengewehr System Schwarzlose erwerben und größere Stückzahlen dieser Waffe in fast alle europäischen Staaten und nach Übersee liefern. Schließlich wurde das Maschinengewehr Schwarzlose im Jahre 1908 auch in der k. u. k. Armee eingeführt. Zur gleichen Zeit befand sich auch die neue automatische Gasdrucklager-Taschenpistole „System Pieper“ im Produktionsprogramm. Mit Hilfe dieser beiden Waffen konnte das Ausbleiben größerer Inlandsaufträge einigermaßen befriedigend aufgefangen werden. Nach 1912 verbesserte sich die wirtschaftliche Situation des Unternehmens durch größere Auslandsaufträge. Besonders bedeutungsvoll erwies sich aber der Erwerb der ausschließlichen Er- zeugungs- und Verkaufsrechte für das von Mannlicher und Schönauer entwickelte „Mannlicher-Schönauer-Gewehr“. Die Präzision, Dauerhaftigkeit und Verläßlichkeit dieses Armeegewehres sowie die Leichtigkeit, Handlichkeit und schöne Linienführung einer Luxus- und Jagdwaffe ergaben als Resultat den MannlicherSchönauer-Jagdstutzen. Die gleichen Vorzüge zeichnete auch die automatische Steyr-Pistole aus, die ebenfalls gute Aufnahme auf dem Markt fand. Diese Erfolge konnten allerdings nicht verhindern, daß zu Zeiten mangelnder Großaufträge Einschränkungen der Produktion hingenommen werden mußten.

DER ERSTE W E L T K R I E Da sich der bevorstehende Erste Weltkrieg bereits durch die Balkankrise 1912/13 anzukündigen begann und alle Großmächte ihre Rüstungsanstrengungen vermehrten, wurde es auch für die Waffenfabrik unumgänglich, sich dieser bevorstehenden Bedrohung zu stellen. Die im Wehrgraben befindlichen Objekte konnten den Ansprüchen einer modernen Waffenproduktion nicht mehr standhalten, so daß man einen neuen Standort auswählen mußte. Die Wahl fiel auf die Plattner-Gründe im Steyrer Stadtteil Ennsleiten. Dort wurde innerhalb zweier Jahre, von 1912 bis 1914, eine vollkommen neue und hochmoderne Waffenfabrik aus dem Boden gestampft und damit eine Vormachtsstellung auf dem Rüstungssektor erreicht, die sich gegen jede Konkurrenz behaupten konnte. Die Kapazitätserhöhung der Steyrer Waffenschmiede kam gerade zur rechten Zeit, denn schon zu Beginn des Krieges mußte der tägliche Ausstoß 4.000 Gewehre, Maschinengewehre und Gewehrbestandteile betragen. Dazu kamen noch die Militärfahrräder und Flugzeugmotoren. Die Anzahl der Beschäftigten stieg auf über 15.000. Während der folgenden Kriegsjahre wurden insgesamt 3.000.000 Gewehre, Stutzen und Karabiner sowie 235.000 Pistolen, 40.500 Maschinengewehre und rund 20.000.000 Waffenbestandteile erzeugt. Diese Zahlen weisen Steyr als eine der wichtigsten Waffenerzeugungsstätten der Mittelmächte aus. I m Laufe des Krieges gelang es der Waffenfabrik zwar immer wieder, die täglichen und monatlichen Produktionszahlen zu steigern, doch trat mit dem Jahre 1917 insoferne eine Stagnation ein, als für die Produktion benötigte Maschinen nicht mehr angeliefert werden konnten. Zusätzliche Probleme brachte auch die Notwendigkeit, zu Kriegsbeginn die auf Auslandsproduktion eingestellten Maschinen auf das erzeugungstechnisch gänzlich andersartige österreichische Armeegewehr umzustellen. Bereits im zweiten Kriegsjahr standen alle Betriebsstätten in Steyr und Letten Tag und Nacht in vollem Einsatz. Um ihre Leistungsfähigkeit weiter zu erhöhen, erwarb die Waffenfabrik zusätzlich die Aktienmehrheit an der Zündhütchen- und Patronenfabrik Sellier & Bellot. Der Grundgedanke dabei war, sämtliche kriegswichtigen Zweige der Herstellung von Waffen und Munition in der Hand der Waffenfabrik zu vereinigen. Dies brachte zweierlei Vorteile. Zum einen wurde die Unabhängigkeit von Zulieferbetrieben erreicht, zum anderen konnte ein vergrößerter Konzernbetrieb der Heeresverwaltung gegenüber bei Verhandlungen aller Art besser auftreten. Schwierigkeiten bei der Produktion traten vor allem im Jahre 1918 auf, als die Roh- und Brennstoflänlieferung ins Stocken kam. Trotz aller Rüstungsanstrengungen wurde nicht übersehen, daß auch nach Kriegsende die Produktion weitergehen mußte, und so wurde die „Österreichische Fiaker-Automobil-Gesellschaft“ (ÖFAG) in Wien aufgekauft. Ansicht der neuen Fabriksobjekte, Steyr-Ennsleiten

WIEDERAUFBAU UND NIEDERGANG Nach Ende des Weltkrieges 1918 stand die Waffenfabrik fast vor dem Ruin, da die Waffenproduktion durch den Friedensvertrag von 1919 praktisch verboten wurde. In dieser kritischen Situation entschloß sich die Firmenleitung, die Anlagen auf Automobil-Herstellung umzurüsten. Diese Aufbauphase ist eng mit dem Namen des Konstrukteurs Hans LedTyp IV, 7/23 PS Vierzylinder 1921 bis 1924 Typ VII, 12/30 PS Sechszylinder 1925 bis 1929 Typ V, 12/40 PS Sechszylinder 1924 bis 1925 Typ XII, 6/30 PS- Sechszylinder 1926 bis 1929 „Waffenauto“, Typ II 12/40 PS-Sechszylinder 1920 bis 1924 Typ XX, 8/40 PS- * Sechszylinder 1928 bis 1929 » Typ III, 12/34 PS Sechszylinder 1922 bis 1928 Typ „Austria“, 100 PS-Achtzylinder 1929 ...... ausgebracht, dem wenig später die Modelle 120 und die Weiterentwicklung 200 und 220 folgten. 1936 schließlich schuf Karl Jenschke mit dem Typ 50 (später 55) winka verbunden. 1920 wurde bereits das „Waffenauto“, Typ II, auf den Markt gebracht. 1922 folgte der erste 272 Tonnen-LKW, Typ III. Diesem neuen Produktionsschwerpunkt entsprechend wurde 1926 die „Steyr- Werke-A.G.“ als Rechtsnachfolger der österreichischen Waffenfabriksgesellschaft gegründet. 1929 entwickelte Porsche den PKW, Typ 30 und den LKW, Typ 40. Schon 1934 wurde der PKW Typ 100-die erste stromlinienförmige Karosserie - hereine für die damalige Zeit weit vorausschauende Kleinwagenkonstruktion. Darüber hinaus wurde in Steyr auch der Bau geländegängiger Lastwagen aufgenommen. Erstmalig war damit in Österreich eine großzügige und planmäßige Entwicklung der Fahrzeugindustrie möglich - den Nutzen daraus zog letzten Endes die gesamte österreichische Wirtschaft.

Steyr-Selbstladcpistolc Kal. 9 mm Steyr-Pistole mit Kipplauf, Kal. 6,35 mm Steyr-Maschinenpistolc S 1-100 Als die Bestimmungen des Vertrages von St. Germain gelockert werden konnten, ging man aber auch daran, sich in Steyr nach einem Partner für die traditionelle Rüstungsproduktion umzusehen. So kam es zur Zusammenarbeit mit der am 27. Juni 1929 gegründeten „Waffenfabrik Solothurn AG“, die aus der „Patronenfabrik Solothurn AG“ entstanden war. Diese weitgehend unbekannte Schweizer Waffenfabrik mußte ebenfalls einen Partner finden, um international bestehen zu können. Es begann eine Kooperation, die einerseits der Steyrer Waffenproduktion einen Aufschwung und andererseits der Schweizer Firma einen weltbekannten Markennamen einbrachte. Vor allem wurden Maschinenpistolen und 2-cm- Tankbüchsen hergestellt. Kurz darauf wurde das Sortiment um die Steyr-Selbstladepistolen mit Kipplauf, die 9-mm- Steyr-Selbstladepistole, leichte Maschinengewehre, das Repetiergewehr Mannlicher-Schönauer, 2-cm-Maschinenka- none und die verbesserte Tankbüchse erweitert. Mit Ausnahme der Tankbüchsen wurden alle Waffen in Steyr produziert. Steyr-Pistole mit Kipplauf, Kal. 7,65 mm

Nach dem Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich wird die Geschichte der eigenständigen Waffenproduktion in Steyr unterbrochen. In Steyr und St. Valentin sowie in zahlreichen ausgelagerten kleineren Produktionsstätten wurden einige wichtige Produkte und Teile für die Rüstungsindustrie erzeugt, darunter Gewehre, Munition, Raupenschlepper, Gelände- und Mannschaftstransportwagen, Flugzeugmotoren, Panzerteile und Kugel- sowie Rollenlager. Nebenbei wurde versucht, die Zivilproduktion für die Nachkriegszeit aufrechtzuerhalten; dies scheiterte jedoch infolge der immensen Bombenschäden und der Demontage der Werksanlagen durch die russische Besatzungsmacht im Jahre 1945. Gerade die Zeit zwischen den Weltkriegen zeigt deutlich, daß es in der 125jähri- gcn Firmcngcschichtc immer wieder Zeiten glänzender Erfolge, aber auch Perioden voller Sorge, ja des Niederganges gab. Trotzdem triumphierte immer der alte „Steyr-Geist“, jener Wille zum Erfolg, der schon in den Tagen Josef Werndls oder noch früher in den Notzeiten der alten Eisenstadt Steyr half, Rückschläge zu überwinden. In allen Zeiten aber waren es die Güte und die Präzision der Steyr-Erzeugnisse, die den Ruf des Unternehmens in aller Welt begründeten; das Steyr-Zeichen - die schwarze Zielscheibe mit dem Wort „Steyr“ - symbolisiert auch heute noch, da die Waffenfertigung nicht mehr die seinerzeitige Bedeutung hat, dieses Qualitätsprinzip. „Wo Qualität entscheidet, haben wir keine Konkurrenz zu fürchten.“ Dieses stolze Wort Josef Werndls galt durch das ganze Jahrhundert, es gilt uneingeschränkt auch heute. Kommandeurwagen Typ 1500, 80 PS 1941 bis 1944 # Geländewagen Typ 640, 55 PS 1937 bis 1941

TRADITIONELLER NEUBEGINN Wie schon nach 1918 kam auch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges im Jahre 1945 die Waffenproduktion zum Erliegen. Erst im Jahre 1950 konnte mit Billigung des US-Hochkommissars, General Mark Clark, mit der Erzeugung von Jagdwaffen begonnen werden. Ab diesem Zeitpunkt wurden wieder die bekannten MannlicherSchönauer-Jagdstutzen und Kleinkalibergewehre hergestellt. Die Militärwaffenproduktion nahm ihren Anfang mit dem Wiederentstehen des Bundesheeres in der Zweiten Republik. Zunächst wurde das Sturmgewehr STG 58, Kal. 7.62, nach einer belgischen FN-Lizenz erzeugt. In der Folge wurde das Sturmgewehr STG 77 mit Kaliber 5.56 entwickelt und produziert. Eine Maschinenpistole und die Pistole GB 80 folgten. Das Steyr Spezialgewehr SSG rundet das MilitärWaffenprogramm ab. Im Jahre 1987 wurde die Produktionssparte Waffe aus der STEYR-DAIMLER-PUCH AG ausgegliedert und als STEYR MANNLICHER GesmbH, in eine selbständige Gesellschaft umgewandelt. In den vergangenen Jahren ist es mit Hilfe eines Fertigungsstrukturkonzeptes gelungen, den vorläufig letzten Sproß der Werndl’schen Keimzelle des Jahres 1864 zu konsolidieren. Es gelangen Erfolge in Australien mit der Vergabe von Lizenzen zur Lieferung nach Neuseeland, Ecuador, Irland und USA, die für eine gesicherte Auslastung sorgen. Auf dem Jagdwaffensektor ist durch die weltweit zurückgehenden Jagdmöglichkeiten, engere Gesetzgebung, ein Absatzrückgang in fast allen wichtigen Märkten eingetreten. Die Steyr Mannlicher Jagdwaffen haben sich hingegen gut behauptet.

Die beiden Mannlicher-Reihen, Steyr Mannlicher und Steyr Mannlicher Luxus werden in 15 Standardkalibern sowie einigen Sonderkalibern angeboten. Die vielfältige Modellpalette reicht von Ganzschaft- und Halbschaftausführung, Schaftverschneidungen und Gravuren bis zur jahrzehntelang bewährten SteyrSchwenkmontage. Die 1977 auf den Markt gebrachten Steyr Mannlicher Luxus gelten heute noch als „schönste Jagdrepetierer“ der Welt. Aus der Erkenntnis, daß der Jagdwaffenabsatz kaum steigerungsfähig ist, wurde vor wenigen Jahren der Entschluß gefaßt, Sportmodelle und Waffen für den Hochleistungssport herzustellen. Das Steyr-Mannlicher Modell „Sport“ ist primär nicht für die Jagd, sondern für sportliche Betätigung konzipiert. Diese Büchse wird in den Kalibern 308 Win. und 343 Win. angeboten. Durch seine kaum überbietbare Präzision ist das neue Modell „Sport“ das Idealmodell für Sportschützen, aber auch für Militär und Exekutive. Das Steyr-Mannlicher Modell „Match“ UIT (das heißt: Union Internationale de Tir) ist eine „Schwester“ des Steyr-Mannlicher Modells „Sport“. Diese Waffe gelangte 1982 erstmals auf den Markt und wurde sofort mit dem Designpreis des Bundesministeriums für Handel, Gewerbe und Industrie ausgezeichnet. Verwendet wird dieses Modell vor allem bei den Match-Schützen im 300 Meter-Armee-Gewehr-Wettbewerb sowie im Militärischen Fünfkampf. Für den Hochleistungssport wurde 1987 nach kurzer Entwicklungsarbeit das Steyr CO2 Match Gewehr auf den Markt gebracht, das speziell auf den 10 m Luftgewehrbewerb abgestimmt ist. Die Erfolgschancen für diese neuen Sportwaffen sind optimal. Auf dieser Basis wird es auch in den nächsten Jahren gelingen, die notwendigen Mittel für neue Entwicklungen und neue Investitionen, mit einem Wort, die Zukunft der Steyr Mannlicher GesmbH, zu sichern.

ERFINDER PERSÖNLICHKEITEN JOSEF WERNDL Geboren am 26. Februar 1831 in Steyr, gestorben am 29. April 1889 in Steyr. Aus einer alten Büchsenmacherfamilie stammend, wurde auch er Büchsenmacher und arbeitete als Geselle in Prag, in der Staatlichen Gewehrfabrik in Währing bei Wien, in Thüringen, in den amerikanischen Waffenfabriken von Remington und Colt. In Amerika lernte er die neuesten Maschinen und die moderne Serienfertigung kennen. Im Jahre 1853 kehrte er nach Steyr zurück und übernahm nach dem Tode seines Vaters das Büchsenmacherunternehmen seiner Eltern, das sich unter seiner Leitung schnell vergrößerte. Bei ihm arbeitete auch Karl Holub, dessen Armeehinterlader Werndl serienmäßig herstellte. Im Jahre 1863 ließ er Holub als Arbeiter in der Waffenfabrik Hartford arbeiten, um hier die erforderlichen Erfahrungen zu sammeln. Nach Holubs Rückkehr gründete Werndl 1864 eine Waffenfabrik, die bald große Aufträge über Waffen erhielt und sich schnell entwickelte. KARL HOLUB Geboren in Stradonice, gestorben am 23. Mai 1905 in Steyr. Er lernte in Prag das Schlosserhandwerk und arbeitete dann in einigen österreichischen Städten. Während seines Militärdienstes kam er in die Staatliche Gewehrfabrik in Wien und lernte dort Josef Werndl kennen. Infolge eines Arbeitsunfalles wurde er aus dem Militärdienst entlassen; er ging nach Steyr und wurde Mitarbeiter Josef Werndls. In amerikanischen Waffenfabriken sammelte er Erfahrung in der modernen Serienfertigung, die er beim Aulbau der neuen Gewehrfabrik in Steyr anwendete. Im Jahre 1867 wurde in der österreichisch ungarischen Armee der neue Hinterlader, seine Erfindung, eingeführt. Das Nutzungsrecht erwarb der Fabrikant Josef Werndl, der diese Waffe als Werndl- Holubsches Hinterladungsgewehr patentieren ließ. FERDINAND RITTER VON MANNLICHER Geboren am 30. Januar 1848 in Most in Böhmen, gestorben am 20. Januar 1904 in Wien Nach dem Studium an der Technischen Hochschule in Wien arbeitete er bis zu seiner Pensionierung als Konstrukteur bei den österreichischen Eisenbahngesellschaften. Sein erstes Selbstladegewehr entstand 1885. Von seinen Selbstladepistolen war die Pistole Modell 1900 besonders erfolgreich. Als Mannlicher 1900 auf der Pariser Weltausstellung eine Kollektion seiner Waffen ausstellte, wurde er mit dem höchsten Preis ausgezeichnet. Für seine Verdienste um die moderne Waffentechnik wurden ihm zahlreiche Auszeichnungen und der Adelstitcl verliehen. OTTO SCHÖNAUER Geboren im Jahre 1844 in Reichraming, gestorben am 17. September 1913. Als junger Arbeiter arbeitete er in Neuhausen in der Gewehrfabrik von Vetterli. Als er bei einer technischen Einheit in Josefov diente, wurde der Fabriksherr Werndl auf ihn aufmerksam. Im Jahre 1868 lud Werndl ihn nach Steyr ein, 1889 wurde Schönauer hier Betriebsinspektor und 1896 technischer Direktor der Waffenfabrik. Er war ein begabter Konstrukteur und Organisator.

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