24 sahen es ein und bekannten die Nothwendigkeit einer Änderung; allein es geschah nichts oder sehr wenig! Weit berühmt war schon Doctor Martin Luther unter den Deutschen; man bewunderte seinen Muth, mit dein er öffentlich auftrat, da ihm ja gräßliche Martern und Verbrennen bei lebendigem Leibe bevorstanden. Manchen Weltpriestern, Mönchen und Nonnen behagte die Aufhebung des Cölibates und der klösterlichen Gelübde. Die Prediger des Lutherthumes trugen die Lehren aus den heiligen Schriften vor, von denen das Volk früher nichts gehört, welche selbst nur wenige Priester kannten oder studirten. Da bald anfangs Gelehrte und Priester den neuen Lehren huldigten, so war es dem Volke noch viel weniger zu verargen. Besonders zahlreich wurden die Anhänger der lutherischen Lehren unter den Adeligen, welche in Folge ihrer Anzahl den Bann und das Jnterdict nicht mehr scheuen durften, und Hoffnung hatten, viele Güter der Geistlichen und der Klöster an sich zu bringen, was später auch sehr häufig geschah. In unserer Flußstadt, wie ja Steyrstadt auf Deutsch heißt, in unserer Eisenstadt! verbreiteten sich die lutherischen Lehren schon von 1525 an. Hier wurden 1528 auch 12 hartnäckige Wiedertäufer enthauptet, und die Leichen verbrannt. Im nächsten Jahre belagerten die Türken Wien, worauf sie 1532 Stadelkirchen, Dietach, Gleink und Wolfern plünderten. Immer mehr und mehr hatte in Steyr der Protestantismus zugenommen, als er 1545 vom bald beweibten Pfarrer Wolfgang Waldner, einem Garstner Benedictiner, und zwar öffentlich gepredigt wurde. Er blieb hier die herrschende Religion bis 1621. Die Dominikaner mußten schon um 1543 ganz von Steyr wegziehen, nachdem sie seit 1472 im eigenen Kloster sammt Kirche gehaust hatten. In dieses Kloster wurde 1559 das evangelische Gymnasium verlegt, welches um 1550 errichtet worden war, also gleichzeitig mit dem katholischen Kremsmünsterer. Jetzt konnten Bürgerssöhne von Steyr auf den protestantischen Universitäten zu Wittenberg und Leipzig studiren, da die Wiener Universität 1552 unter die Aufsicht des gelehrten Jesuiten Canisius gestellt worden war. Im
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