Thomas Bauernfeind - Kurze Geschichte Steyrs

16 Im Jahre 1305 wird dem Richter und den Bürgern die Gemeinde der Ritter Steyrs, wol noch aus der Zeit der Ottokare stammend, urkundlich vorangestellt; das heißt, viele adelige Bürger haben die gemeinen Bürger niedergehalten. Erst um 1390 entschlugen sich diese Adeligen fast gänzlich der höheren städtischen Ämter; aber um 1570 haben die meisten Adeligen wieder ein Richteramt oder eine Stelle beim Magistrate. Unter den: Herzoge Rudolf IV. (1358—1365) entstand die Wiener Universität, nach der Prager die älteste Deutschlands. Er erwarb zu seinen Ländern Tirol, worauf alle Pässe zwischen Deutschland und Italien in der Hand der Habsburger waren. Tirol verband auch den westlichen Besitz der Habsburger mit dem östlichen. Diejenigen Gesetze Rudolfs, welche das Bürgerthum durch Entlastung emporhoben, niuß ich übergeben, weil sie die meisten Leser langweilen könnten; sie sind aber so merkwürdig und wichtig, daß ich die Wißbegierigen auf Dr. Hubers Geschichte Rudolfs IV., Seite 118 bis 123, verweisen muß. Im August 1390 (aber nicht 1380, wie Prevenhuber sagt) rüstete sich Herzog Albrecht III. in Steyr zur Belagerung des fünf Stunden entfernten Schlosses Leonstein. Die Besitzer desselben, die Rohrer genannt, vorzüglich Wilhelm, hatten große Räubereien verübt. Er hatte sogar zwei Abgesandte des Erzbischofs von Salzburg, die mit sicheren! Geleite von Herzog Albrecht versehen waren, gefangen genommen. Diese Frevelthat wollte der Herzog nun bestrafen und belagerte die feste Burg; er richtete aber wenig aus, bis endlich der Ritter Zacharias Haderer einen nahen Felsen erstieg und von da aus die Besatzung so ängstigte, daß Wilhelm durch einen unterirdischen Gang entfloh, und die Burg übergeben wurde. Diese Belagerung, welche beiläufig drei Monate gedauert hatte, ist deßwegen merkwürdig, weil damals wahrscheinlich zuerst der Gebrauch der Kanonen in Österreich erwähnt wird. Daß dabei die Bürger Steyrs mitgeholfen hatten, ist selbstverständlich. Daher feiert die Bürgergarde Steyrs, obwol sie den Jahresfehler Prevenhubers kennt, ihren 500jährigen Bestand zugleich mit der Feier des 900jährigen Bestandes Steyrs, weil ihre ersten Vorgänger doch wol im Jahre 1380 als Kriegs-

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