Stadt Steyr und der Weltkurort Bad Hall

Kann Steyr eine Stadt des Fremdenverkehrs werden? Bon Bürgermeisterstcllvertreter Julius Rußmann, Obmann der Fremdenvcrkehrszentralc Steyr und Umgebung. Die Zeit ist noch nicht allzuferne, da man in den angeblich berufenen Kreisen der Ansicht war, daß Steyr trotz seines geschichtlichen Ruhmes, seiner baulichen und landschaftlichen Schön­ heiten niemals ein Anziehungspunkt für die Fremden werden könne. Um die Gründe hiefür war man nicht verlegen: Steyr sei eine Industriestadt, vorwiegend von Arbeitern bewohnt. Die Fremden, die Zeit und Geld haben, die Schönheiten dieser Welt zu genießen, würden eine solche Stadt meiden. Erst die Nachkriegszeit, die eine soziale Hebung der arbeitenden Schichten im Gefolge hatte, beseitigte allmählich die Vorurteile auch auf diesen: Gebiete. Die Wirtschaftskrise Österreichs, unter der Steyr als eines der größten Industriezentren ganz besonders schwer leidet, brachte cs mit sich, daß die Gemeindeverwaltung energisch daran ging, praktische Fremdenverkehrspolitik zu betreiben, die ja wesentlich dadurch unterstützt wird, daß der Reiseverkehr immer größere Schichten der Gesellschaft umfaßt. Die natürlichen Voraussetzungen in Steyr sind gegeben, ist ja Steyr durch seine intimen baulichen Schönheiten, durch seine reizvolle Lage und durch die Lieblichkeit seiner Umgebung geradezu eine Perle im Kranze deutscher Städte und überdies durch seine Geschichte eine der berühmtesten Siedlungen deutschen Gewcrbfleißes. Aber cs galt neue Wege zu finden, um den Fremdenverkehr systematisch zu fördern. Vor allem war cs notwendig, eine Zentralstelle des Propagandawesens zu schaffen. So wurde unter Benützung des schon seit langem bestehenden Heimatschutzvereines beim Magistrate Steyr eine halb­ amtliche Geschäftsstelle mit einem Beirate aus den interessierten Kreisen ins Leben gerufen. Auch die Gemeinden und Orte der an die Stadt grenzenden Haupttäler der Enns und Steyr mit den Ncbcntälcrn, von denen, um nur einige zu nennen, Weyer an der Enns, Lösenstein, Ternberg, Sankt Ulrich, Klans, Frauenstein, Mottn, Leonstein, Grünburg, Aschach schon hübsche Erfolge als Sommerfrischorte aufzuweisen haben, traten mit der neu geschaffenen Zentralstelle in eine Inter­ essengemeinschaft ein. Auch mit dem nachbarlichen Bad Hall, dem berühmtesten Jodheilbad der Jetztzeit, bestehen enge Bande der Gemeinsamkeit, die von beiden Seiten durch intensive Arbeit immer gefestigt werden. Der Lösung der organisatorischen Aufgabe durch die Schaffung der erwähnten Zentralstelle mit der Geschäftsstelle beim Magistrate Steyr vor knapp zwei Jahren folgte die praktische Arbeit, die schon Ersprießliches geleistet hat. Film und Radio, Bild- und Druckwerke sorgen dafür, daß Steyr, das einst durch seinen Gcwerbcfleiß in aller Welt berühmt war und in dem auch heute noch tausende fleißige Hände das Eisen, das Kulturmetall einer langen Menschheitscpoche, bearbeiten, aufs neue in der Welt bekannt werde; aber nicht nur die Stadt selbst soll dem Verkehr wieder erschlossen werden, auch die vielen lieben, idyllisch gelegenen, liederfrohen Orte der näheren Umgebung unserer Stadt im Enns- und Steyrtale.

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