Stadt Steyr und der Weltkurort Bad Hall

92 Steyr. Reithoffer-Werke. Absatz-Abteilung. in die bedeutend größeren Lokalitäten in der Nahlgasse. Auch diese waren bald nicht mehr aus­ reichend und cs wurde daher im Jahre 1912 der Bau eines eigenen zweckentsprechenden Ge­ schäftshauses geplant. In der Dreihufeisengasse wurde ein großes Grundstück erworben und auf Grund eines öffentlichen Preisausschreibens der Plan für das jetzt bestehende Haus von hervor­ ragenden Architekten geschaffen. Im Herbste des Jahres 1913 konnte es bezogen werden. Die Vcrkaufsabtcilungen wurden ständig ausgestaltet, Filialen und Vertretungen in den verschiedenen Städten des In- und Auslandes errichtet. Die Konkurrenz neugegründcter Fabriken im Jnlandc und großer Auslandswcrkc brachten trotz der allgemein günstigen Situation zu Anfang des Jahr­ hunderts außerordentliche Schwierigkeiten. Dem kaufmännischen Geschicke, insbcsonders des leider tut Jahre 1923 verstorbenen Kommerzialrates Wilhelm Reithoffcr gelang cs jedoch, die elf Jn- landsfabrikcn des damaligen Österreich-Ungarn zu einem Konzern zusammen zu schließen, um einer­ seits dem Auslande gegenüber geschlossen dazustehen und anderseits um unsinnigen Preisunter­ bietungen entgegenzuarbeiten. Es gelang der Firma Reithoffer, in diesem Konzern stets eine füh­ rende Rolle einzunehmen und sich auch im Auslande bestens einzuführen und zu behaupten. Die Kriegszeit bildet ein besonderes Kapitel auch in der Geschichte der Firma. Die Absper­ rung der Monarchie von den Rohstosfguellcn machte sich wohl in der Gummiindustrie am ärgsten fühlbar, denn Rohgununi muß bekanntlich von den Kolonien bezogen werden, die sich zum Teil im Besitze der Entente befanden. Soweit sie neutralen Staaten gehörten, war aber die Zufuhr infolge der Absperrung der Mittelmächte gänzlich unterbunden. Die Verhältnisse erheischten ein fast tägliches Suchen und Finden von vorher nie geahnten Aushilfsmittcln aller Art. Um den Kriegsbedarf zu decken, mußten Rcgcnerieranlagen geschaffen werden, wo aus alten Gummiwaren, wie Galoschen, Reifen usw., die mühselig von der Kriegsverwaltung — zuletzt sogar durch Hans- sammlungen aufgebracht worden waren, wieder ein verwendbares Rohprodukt hergestellt wurde. Unmittelbar vor Kriegsausbruch, im Jahre 1914, wurde eine Zweigfabrik tut damaligen Ungarn, in der Stadt Trencin gegründet. Nach dem Zerfall von Österreich durch den Friedens­ schluß, fiel die Fabrik in das Gebiet der tschecho-slowakischen Republik.

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