Stadt Steyr und der Weltkurort Bad Hall

78 Steyr. Die verschiedenen Hölzer, die in den zahlreichen Wäldern in der weiten Umgebung Steyrs gewonnen werden, werden zum größten Teile zu Flößen gebunden und auf dem Ennsfluß zur Donau verfrachtet. Diese Flößerei stellt in Steyr noch ein eigenes Gewerbe dar. Ehemals be­ deutete sie ein außerordentlich einträgliches Geschäft. Schließlich ist der altrenommierten Ofen- und Tonwarcnfabrik Rudolf Sommerhuber zu ge­ denken, welche schon einige Jahrhunderte besteht und sich in den letzten Jahren vor dem Kriege zu einem mustergültigen Fabriksbctriebe cinporgcarbcitet hat. Eine Spezialität des Unternehmens bilden vor allem die intimen Öfen, die vielfach in Land- und Jagdhäusern, Villen und in Trink­ stuben der Gasthöfe mit Vorliebe Anwendung finden. Auch Fliesenverkleidungen für Küchen, Hausflure, Klosetts, Badezimmer, Kühlanlagen, Läden und sonstige Räume werden dort hergestellt. Hier muß auch der Ofenbauwcrkstätte Adalbert Dolcschal Erwähnung geschehen. Neben diesen namentlich genannten Firmen bestehen in Steyr noch eine große Zahl von Kleinbetrieben, zahlreiche, mitunter nicht unansehnliche aufstrebende Handelsniederlassungen, Gast­ stätten usw. Fast alle diese Unternehmungen finden sich im folgenden Anzeigenteile angeführt, auf den hiemit ausdrücklich hingewiesen wird. Wenn es heute zielbewußten und arbeitsamen Kaufleuten und Gewerbetreibenden in Steyr- möglich war, ihr Geschäftslokal zu vergrößern und ihre Bctricbsanlagen zu modernisieren, deutet dies auf ganz besondere Tüchtigkeit einzelner unserer Handclstrcibcnden. Denn die Schwierigkeiten, die dieser Stand in jeder Hinsicht zu überwinden hat, sind un­ gemein groß. Die allgemeine wirtschaftliche Not hat den Verbrauch und somit die Erzeugung ans ein Minimum hcrabgcdrückt. Geld und Ware zirkulieren lähmend langsam. Die Kapitalsarmut nimmt beständig zu. Begreiflicherweise ist es schwer und aufs höchste anerkennenswert, wenn von vielen noch immer der Mut und der nötige Schwung aufgebracht wird, sich vorwärts zu arbeiten. Neben der Kapitalsarmut beherrscht aber noch eine zweite Erscheinung unser Wirtschaftsleben und macht sich besonders in Steyr fühlbar: die fortschreitende Mechanisierung des Arbeitsprozesses, die heute schon bis in die kleinsten Betriebe hineinreicht und dadurch viele Arbeitskräfte brotlos macht, die so das Heer der Stellenlosen vergrößern. Wir haben in Steyr derzeit vor allem als Folge der Mechanisierung des Arbeitsprozesses in den Steyr-Werken ungefähr 2000 Arbeitslose. Diese beziehen vielfach überhaupt keine Hilfe, die meisten allerdings eine staatliche Unterstützung in der Durchschnittshöhe von etwa 8 17'— (10 Mark) pro Woche. Diese Summe gewährt natür­ lich nur eine äußerst knappe Lebensführung, einen sehr beschränkten Konsum, was wiederum, von allen anderen menschlichen und kulturellen Erwägungen abgesehen, den erwerbstätigen Ständen äußerst fühlbar ist. Arbeitnehmer und Arbeitgeber werden also von der Krise in gleicher Weise betroffen. Die Erkenntnis dieser Tatsache fördert sehr das allgemeine wechselseitige Verständnis und läßt ernste Reibungen zwischen diesen beiden Ständen nicht aufkommen, so gereizt auch manchmal auf jeder Seite die Stimmung ist. Als jene Körperschaft, die die Interessen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu vertreten haben, kommen in Steyr, wie in ganz Österreich, für die Industrie die Jndustricllenverbände und für den Handel und das Kleingewerbe die Zwangsgenossenschaftcn (Innungen, Gremien, Gilden usw.) auf der einen und die nebenbei auch stets parteipolitisch eingestellten Gewerkschaften auf der anderen Seite in Betracht. In Steyr haben 25 Innungen ihren Sitz. Sie können als die Nachfolger der alten Zünfte angesehen werden. Ihr Zweck ist die Pflege des Gcmeingeistcs und die Wahrnehmung und Förderung der wirtschaftlichen Interessen. Daneben haben !sic einen von der Staatsgewalt

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