Stadt Steyr und der Weltkurort Bad Hall

Dic Entwicklung dcs Steyrer Gewerbes und Handels. 77 Demgegenüber gelangte die Waffenfabrik, spätere Antomobilfabrik, nunmehr Steyr-Werke genannt, zur ungeahnten Entfaltung, sie wurde eine der größten modernst eingerichteten Betriebe Österreichs und gibt heute unserer Stadt das wirtschaftliche Gepräge einer ausgesprochenen Industrie­ stadt. Auch einige andere Fabriken mittleren und kleineren Umfanges wurden um diese Zeit noch gegründet, die zum Teil Eisen- und Stahlartikcl wie in alter Zeit erzeugen. Viele Betriebe aber kamen zum Stillstände, wie die Brauereien, Ledereicn und andere, woran einzig und allein eine unglückselige Verkehrspolitik der Gemeindevertretungen zu Ende des vorigen Jahrhundertes die Schuld trägt, eine Politik, die die möglichste Abgeschiedenheit vom modernen Eisenbahnverkehr anstrebte, damit u. a. das Frächtergcwcrbc nicht leide und damit keine auswärtigen Erzeugnisse den Absatz der heimischen Industrie im Orte gefährdeten. Die Folge dieser Politik hat wohl nur sehr kurze Zeit Früchte getragen; in der Hauptsache bedeutet sie die Ursache eines nicht wegzuleugnenden Stillstandes dcs Handels und Gewerbes in Steyr, wenigstens im Vergleiche mit anderen Städten, für deren wirtschaftliche Entfaltung ähn­ liche besonders günstige Voraussetzungen vorhanden waren. Immerhin gibt es in Steyr auch heute, von den Steyr-Werken ganz abgesehen, einige ansehn­ liche Betriebe, die die beste Weiterentwicklung versprechen, vor allem die Gummi- und Kabelwerke Reithoffcrs Söhne A. G., ein moderner Betrieb mit etwa 1000 Arbeitern, die den größten Teil des österreichischen Bedarfes an Gummiwarcn aller Art decken und auch im Auslande besten Ruf genießen. Das Unternehmen hat sich innerhalb weniger Jahrzehnte aus einer kleinen Werkstätte un­ geahnt rasch emporgearbeitet und besitzt derzeit einen eigenen Kohlenbergbau in Untcrlaussa, eine kaufmännische Zentrale in Wien und eine Fnbriksfilialc in Trencin, Tschechoslowakei. Bekannt sind weiters einige größere Betriebe der Metallbranche, die sich zum Teil aus der alten Zeit herübergerettet und in den letzten Jahren vor dem Kriege ziemlich vergrößert haben. Da verdienen in erster Linie genannt zu werden die Draht- und Eisenwarenfabrik Franz Werndls Nachfolger in Unterhimmel, die bis zu 250 Arbeiter zu beschäftigen vermag und vor allem Stiften, Nägel, Eiscndraht, aber auch Langcisen erzeugt. Ferner sind noch zu erwähnen die Maschinen- und Sichclfabriks A. G. Josef Huber & Komp, mit zirka 60 Arbeitern, die Bauspenglerei Johann Faatz und die Messerfabrik I. Hack. Dieser gelingt es erfreulicherweise durch Einführung ver­ schiedener neuer Erzeugungen, wie der Herstellung von Messerklingen aus rostfreiem Stahl, der gegenwärtigen Absatzkrisc zu trotzen, ihren Betrieb in vollem Umfange aufrecht zu erhalten und im Überseeverkehr sogar Fortschritte zu machen. Ein sehr beachtenswerter und modern eingerichteter, wenn auch nicht gerade großer Betrieb, ist die 1862 gegründete Bürslensabrik Josef Mayr, der auch eine eigene Holzfabrik und Sägerci angegliedert ist und die insgesamt zirka 40 Arbeiter und Angestellte beschäftigt. Hier wäre auch die Hornknopffabrik Enzencbner zu erwähnen, ein neugcgründctcs Unternehmen, dem hoffentlich eine gute Zukunft bcschieden sein wird. Mehrere Firmen beschäftigen sich mit der Erzeugung elektrischer Einrichtungen, z. B. die Elcktrobnugesellschaft. Die Elektrizitätswerke Steyr versorgen die Stadt mit Kraft und Licht und die Augsburger Gasfabriksgesellschaft, die hier eine Filiale hat, liefert das nötige Nutzgas. Die Lebensmittelindustrie wird vor allem durch die moderne Brotfabrik Neder in Sarning bei Steyr vertreten, die ein außerordentlich weites Absatzgebiet hat. Nicht zu vergessen sind auch die holzverarbeitenden Betriebe Huber & Comp, und Franz Weidingers Witwe.

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