Stadt Steyr und der Weltkurort Bad Hall

72 Steyr. mehrere Generationen darzustellen und den Kampf, der sich ums Gold anspielt. Der Dämon der Besitzgier, das Symbol der Vergangenheit, krallt nach der Goldblume, der Genius, die Zukunft versinnlichend, sucht die Blume vor dem Dämon zu schützen. Unten tobt der gemeine Kampf derer, die für Erkenntnisgründe taub sind, darüber der Kampf jener, die eine Erkenntnis herbeisehnen und über ihnen sieht man Köpfe derer, die in höherer Er­ kenntnis den Kamps bereits aufgegeben haben. Zu oberst aber sollen zwei reizende Kinder unschulds­ voll sich küssen. Sie sind dem Stcrnengold am nächsten: „Und seid ihr nicht wie die Kinder, so werdet ihr das Reich der Sterne nicht haben." So stellt der Künstler den Aufstieg aus der Tiefe des niedrigen Kampfes zur Höhe reiner Erkenntnis dar, vom Schlangengold zum Stcrnengold, von Lug und Trug zu Reinheit und Edel­ sinn und für das Münzgold den Weg vom Dämon im Menschen zu seinem Genius. Bei der neuesten Schöpfung des Meisters handelt es sich um ein Berufssymbol für die ganze sudetenländische Bergmannschaft, welches die Witkowitzer Eisenwerke- und Bergbau A. G. zur bleibenden Aufstellung im Museum zu Mährisch-Ostrau stiftet. „Mutter Erde und ihre Kinder", der Bergmannstock zu Witkowitz ist die Nachbildung eines hammerartigen Instruments, mit dem der Obersteiger, beziehungsweise der Markscheider oder auch der Ingenieur an die Grubenwände pocht, um aus dem Klange auf die Ergiebigkeit an Erz zu schließen. Wenn wir im gegenwärtigen Zeitpunkte, in welchem unsere Bllndesregierung das bisherige Meisteratelier über Antrag der oberösterreichischen Landesregierung in eine Landeskunstschule für Stahlschnitt umgewandelt hat, die Erfolge Michel Blümelhubers überblicken, zu denen auch die seinerzeitigc Prämiierung mit dem Staatspreisc, die Erfolge im Künstlerhaus und die vor zwei Jahren ihm allein eingeräumte Ausstellungsmöglichkeit im Kunsthistorischen Museum in Wien zählen, ebenso die allseitigen Anerkennungen, die ihm anläßlich der Beschickung der letzten Pariser internationalen Ausstellung für dekorative Kunst zu teil geworden und die Frage auswerfen: Worin besteht nun Blümelhubers Bedeutung für die Kunst iiberhaupt und für die heimische Kunst im besonderen, so sind es wohl vor allem zwei Momente, die ganz besonders hervorgehoben werden müssen. Blümelhuber hat an alte Kunstweisen angeknüpft und cs vermocht, im Wege der eigenen Entwicklung die deutsche Kunst um einen neuen Kunstzwcig zu bereichern. Vom Eisenschnitt zum Stahlschnitt, vom Schnitt in Teilen zuin Durchbruchschnitt aus dem Vollen heraus, das ist der Arbeitsweg, den er zurückgelegt. Den von ihm begründeten Kunstzweig, den Stnhlschnitt aus dem Vollen, hat er zu einer technischen Höhe entwickelt, die bis jetzt unerreicht dasteht und doch: er ist nur das Bkittel, das in den Dienst seiner von Ideen und Empfindungen überreich erfüllten Künstlerseele tritt, was Oswald Redlich in die folgenden Worte kleidet, die er als Geleitwort der Blümelhuber Monographie*) voranstellt: Eisen und Stahl — sonst das Sinnbild harter Gewalt — wird in der Hand des Künstlers zum herrlichen Symbol der Macht des Geistes über den Stoff. Mein Volk, so tönt das Wort des Meisters aus seinem Werke, erhebe dich aus den Niederungen des Hastens nach materiellen Gütern zur lichten Höhe eines Lebens des Geistes und der Liebe *) Michel Blümelhuber von Professor R. Sterlike, Eckart-Verlag, Wie».

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