Stadt Steyr und der Weltkurort Bad Hall

66 Steyr. andern die SchrcckmaSke der Jagdzeit, einen Löwenkopf mit einer aus dein Rachen ragenden Weidwehr. Aber noch hat sich der Meister nicht selbst gefunden, noch ist er nur der virtuose Beherrscher starren Materials, das sich unter seiner Faust wandelt und Formen annimmt, die dem Beschauer Erstaunen abringen und Bewunderung einflößen, Gebilde, welche die Frage auswerfen lassen: Wie kommt nur solch ein Werk zustande? Wer jemals Gelegenheit gefunden, den Werdegang einer derartigen oft sich Jahre hinziehenden Arbeit zll verfolgen, wer zuin mindesten ans des Meisters Munde hören durfte, wie aus der plumpen, ungefügen Stange des Rohmaterials im Schmiedefcuer die Urform entsteht, mehrere Kilo schwer und in ihrem Umriß kaum das annähernde Aussehen des Gebildes verratend, wer es miterlebt hat, daß im Laufe langwieriger Bearbeitung mit Bohrer, Meißel, Stichel, Feile und tausenderlei Werkzeugen, für die sogar oft der Name fehlt, eingebettet in die Kittkugel mehrere M. Blümelhubee. Jagdmesser der Familie-Jmhos. M. Bliimelhuber. Jagdmesser der Familie Jmhof. Kilo des Rohmaterials zumeist spanweise entfernt wurden, der wird das Ringen zwischen dem Werkstoff und betn von der Künstlerhand geführten Werkzeug wohl einigermaßen begreifen und verhaltenen Atems schließlich, nachdem auch die langwierige Feinarbcit vollendet ist, vor dem durch­ sichtig und duftig im edlen Mnttglanzc sich präsentierenden Werke stehen, aber er wird doch den Künstler als solchen noch nicht erfassen und seine „Tat" noch nicht „erleben". Auch die bewun­ dernswerteste Technik ist noch nicht Kunst im wahrsten und heiligsten Sinne, vermag uns noch nicht mitzureißen und in uns ein Erlebnis auszulösen, denn die Technik der Matcrialbehandlung bleibt doch nur eine Seite des Künstlertums. Auch daß Blümclhnber die sonst starre Materie des Eisens und des Stahles zu Schmuck gestaltete, der vielfach mit Gold ausgewogen wurde, auch das ändert nichts an dem Gesagten. Aber die Zeit, in der die zweite Seite des Künstlers, die stärkere, heranreifte, auch sie war nun gekommen. Sic fällt in das Ende der zweiten Entwickluugsperiode und trifft abermals mit einem äußeren Ereignis zusammen: mit der Erbauung des Meisterateliers, das Staat, Stadt und Land gemeinsam errichteten, um den Künstler für das Aufgeben jener glänzenden Möglichkeiten, die ihm das Ausland bot, zu entschädigen und ihm ein Leben frei von drückenden Sorgen zu ermöglichen.

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