Stadt Steyr und der Weltkurort Bad Hall

64 Steyr. Rauhreif hatte die Knospe befallen, mühselig fristete sie ihr erstes Dasein, aber allmählich erstarkte sie, der Boden ließ ihr neue Kraft zuströmen. Die jahrzehntelangen Folgeerscheinungen der Typhuserkrankung brachten es mit sich, daß der Meister eine harte Jugend hatte und nur seine eiserne Widerstands­ fähigkeit half ihm all das körperliche Ungemach überwinden. Und während Leiden den Körper in Fesseln schlugen, hielt der Geist mit seinem Innern Zwiesprache. Aus dem Steyrer Boden herausgewachsen, drängte es ihn wieder zu Stahl und Eisen. Je mehr allmählich die körperliche Kraft wuchs, je mehr er sich dem Leben zuge­ hörend fühlte, desto mehr auch suchte die zurückgedrängte und überschäumende Kraft der Jugend einen Ausdruck und sic fand ihn in Stahl und Eisen. Und was im kränklichen, still sinnierenden Knaben nicht weiter als zu unklaren Phantasie- gebilden sich zusammenballte, das rang sich im gesunden, ge­ reiften Manne durch und ließ ihn zuin großen Künstler werden, der es zuwege bringt, den harten Stahl seinen philosophischen Ideen dienstbar zu machen, diesen zwingt, Ge­ stalten anzunehmen, die seherisch seine Seele erfüllen. Er, der seit 62 Jahren auf dem Heimntboden lebt und cs nie vermocht — trotz verlockendster Angebote — sich der Fremde zuzuwenden, er, dem von Haus aus die Eigen­ schaften des Eisens und des Stahles vertraut waren, er selbst wurde in seiner Zähigkeit und Widerstandsfähigkeit, in seinem Leben und Ringen, aber auch in seinem eigenen Werden ein Symbol des Eisens und des Stahles. Kaum die damals nengcgründete Fachschule seiner Vater­ stadt hinter sich, rang er schon nach Selbständigkeit. Leicht machte ihm das Schicksal seines Lebens wohl nichts, aber stets ward ihm die Kraft, alle Hindernisse und Hemmungen zu überwinden ilnd brach einmal des Ungemaches Fülle in allzurcichcm Maße über Blümelhuber herein, dann führte ein guter Stern in liebevoller Weise einen Ausgleich herbei. War die Delogierung seiner Eltern infolge eines Erd­ rutsches geeignet, seine Entwicklung zu unterbrechen, so wurde gerade dieses Ereignis die Ursache, daß unser Künstler seinen ersten Förderer fand, Franz Grafen Lamberg, der ihm Untcr- schlupf bot und einen Bestellerkreis schuf. Der zum Ringen M. Blümelhuber. Nobel-Schere. geschaffene junge Mann geriet aber nicht in die Gefahr, nun einem Machtwillen zu unterliegen und vielleicht auch be- quemcrweise mit Hilfe eines hohen Gönners in einem Brotberufe unterzukriechen. Frei wollte und mußte er bleiben, um frei schaffen und sich frei entwickeln zu können und es gelang ihm. Im ersten Stadium sehen wir ihn als Handwerksmeister draußen in der Vorstadt ringen, in gleicher Weise mit dem harten Stahl wie mit des Lebens Nöten. Einfach und zierlich muten

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