Stadt Steyr und der Weltkurort Bad Hall

62 Steyr. meint, die eherne Gestalt Joachim Handels sei das Höchste, was Hnndcl-Mazzetti an männlicher Charakteristik je geschaffen. Im Jahre 1911 übersiedelte die Dichterin nach Linz. Hier erlebte sie auch die grauenvolle Kriegszeit und übte im Spital, das im Gymnasium auf der Spittclwiesc eingerichtet worden war, Werke der Nächstenliebe. Während der Kriegsjahre entstanden nur kleinere Arbeiten: 1916 „Der Blumenteufel" und 1917 „Jlko Smutniak, der Ulan." Doch die Ereignisse des Weltkrieges und die der Nachkriegszeit lenkten ihre Kunst ans Stoff­ gebiete, in denen Gegenwartsfragen aufleuchteten, auf die Zeit nach den napolconischcu Kriegen. Unter dem Eindruck der Verwilderung der Sitten, die der Krieg mit sich gebracht, entstand „Der deutsche Held" (1920). Ihm liegt die Idee zugrunde: Wenn das Verbrechen eine Sühne findet, so wird aus dem Blute ein neues Geschlecht entspringen, „ein neues Heldentum, ein neues Deutsch­ land; jung, froh, sündenlos und herrlich vor Gott und Menschen". Die literarische Beurteilung dieses Werkes war in der überwiegenden Mehrzahl voll begei­ sterten Lobes, wenn es auch nicht an Stimmen gefehlt hat, die die Meinung anssprachcn, Hnndcl- Mazzetti hätte mit diesem Roman ihrem Höhenflug nach den ersten Zielen der Kunst eine Wendung nach abwärts gegeben. Die häufigen politischen Morde der Nachkriegszeit riefen die Erinnerung an Karl Sand, den Mörder Kotzebues, wach. Auf dieses Ereignis baute die Dichterin ihre gewaltige Trilogie auf: „Das Rosenwunder" (1924), „Die deutsche Passion" (1925) und „Das Blntzeugnis" (1926). Durch das Opfer ihres Lebens zwingt Else, die Tochter des Professors Walch in Jena, das harte und wilde Herz des Mörders Sand. Ein Roman voll feinster Scelenschildernng, hinreißend durch die Wucht einer dramatisch verlaufenden Handlung, ein großartiges Kulturgcmälde deutschen Lebens aus der Zeit um 1819, beruhend auf sorgfältigen Studien der Gegenden, die in den Bannkreis der Erzählung gezogen werden, ausgezeichnet durch die Beherrschung der verschiedenen Mundarten, voll Schönheit durch eine Reihe wirkungsvoller Antithesen. Handcl-Mazzetti hat in dreijähriger Folge in der Karl Sand-Trilogie uns einen Roman geschenkt, der zu den erstklassigen Werken der deutschen Literatur zählen wird. Er steht mindestens auf der gleichen Höhe wie Jesse und Maria, wie Stephan« Schweriner — an künstlerischer Ge­ staltungskraft übertrifft er seine Vorgänger.

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