Stadt Steyr und der Weltkurort Bad Hall

Steyr, eine Stätte für Kunst und Wissenschaft. 55 des Professors Franz Wickhoff (1853—1000) ist. Kaum eine Stadt außer Steyr hat eine so reiche geschichtliche Vergangenheit, so daß sie seit jeher das Interesse der Geschichtsschreiber erregte. So verfaßte schon im 15. Jahrhundert der Geschichtsschreiber, Mathematikus uub Leibarzt der Kaiser Friedrich IV. und Maximilian III., Josef Grünböck, das Horoskop der Stadt. Er war in Steyr geboren und starb 1500 in der noch heute bestehenden Spitalmühle, welche er von Maximilian als Ruhesitz erhalten hatte. Die berühmtesten Geschichtsschreiber der Stadt aber waren Valentin Prevenhuber (geboren in Steyr, Jahr unbekannt), der Verfasser der Annales tityrenses, welcher den heutigen Rederschen Lilienhof besaß (ausgewandert im Jahre 1628). Auf seine grundlegende Arbeit baute der eben­ falls in Steyr geborene Geschichtsschreiber Franz Xaver Pritz (1791—1872) seine ausführliche „Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyr und ihrer nächsten Umgebungen" auf (Gedenktafel an seinem Geburtshause, Johanuesgasse Nr. 7), welches Werk noch heute die Hauptguelle aller geschichtlichen Erörterungen bildet, wenn sie auch mit dem Jahre 1836 endigt. (Eine moderne Geschichte der Stadt Steyr ist im Entstehen begriffen.) Wenn wir es zit einer Kunst rechnen wollen, ans dem Nichts eine weltberühmte Industrie zu schaffen, so dürfen wir auch an dem Industriellen Josef Werndl (1830—1889) nicht vor­ übergehen, der die auf dem ganzen Kontinent bekannte Waffenfabrik in Steyr schuf. Da wir nun schon in das Reich der Kunstbetätigung hinübergewandert sind, so müssen wir eines ganz selten gewordenen Kunstzweiges, der Stahlschneidekunst gedenken, die der in Steyr 1866 geborene Meister Michael Blümelhuber zu hohen Ehren gebracht hat (Näheres an anderer Stelle des Buches). Nun zum Dreigestirn Malerei, Dichtkunst und Musik. Gegen das Ende des 17. Jahrhunderts schufen in unmittelbarer Nähe der Stadt die bedeutendsten Maler ihrer Zeit an der Vollendung der großen Stiftskirche von Garsten, so der Tiroler Karl von Röselfeld, der 40 Jahre in Garsten lebte und dort starb, ferner der Antwerpener Maler Franz de Neve, der Nürnberger Joachim von Snndrat, der WienerPeter Strudel, Altomonte und andere bedeutende Künstler ihrer Zeit, nicht zum mindesten die 1776 von dem berühmten Maler Joachim Martin Schmidt (Kremserschmidt) geschaffenen Tapeten. Als Maler von Altarbildern in Steyr, Linz und Umgebung sind noch zu nennen die Malerin Maria Katharina Gürtler (1770) aus der Malerfamilie Morzer und deren Gatte Franz Xaver Gürtler (Hochaltarbild in der Michaelerkirche) ans der Malerfamilie Wurzer, sowie der Historienmaler Anton Stern (1827—1924), sämtliche Steyrer Bürger. Die Muse der Dichtkunst fand in Steyr schon sehr frühzeitig eine wohlige Heimstätte, denn die Hofhaltung der Traungauer Grafen und Ottokare ans der Styraburg war ebenso reich als gastsrenndlich und lockte so manchen fahrenden Sänger in ihre Mauern. So sang hier Heinrich von Ofterdingen, später der „Heini von Steyr" genannt, der in der gastlichen Burg durch längere Zeit ein Heim gefunden hatte und als einer der zwölf alten Meister des Minnegesanges gleichsam der Ahnherr der Steyrer Meistersänger wurde. Wie Nürnberg, Augsburg und andere Städte hat auch Steyr seine 12 Meister, die uns Lorenz Wessel von Essen, ein „Kürschner und löblich Dichter" in einem Meisterliede schildert, das er im Jahre 1562 zu Ehren der Steyrer Meister­ singer gedichtet hat. Steyr besaß demnach im Jahre 1562 eine vollkommen ausgebildete Sing­ schule, ja es ist wahrscheinlich, daß sie schon zu Beginn der Vierztgerjahre gegründet wurde, denn der Nürnberger Meistersinger Jeronimus Rieger dichtete 1542 „zu Steir" ein Meisterlied: „Klag über alle Welt". Daß die Messererzunft damals in großer Blüte stand, erhellt daraus, daß

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