Stadt Steyr und der Weltkurort Bad Hall

Steyr, eine Stätte für Kunst und Wissenschaft. Bon Prof. Gregor Goldbachcr, Steyr. Ist es verwunderlich, daß an einem durch die Natur so bevorzugten Punkte, wo sich zwei lange, verkehrsreiche Täler vereinen, wo rundum fruchtbarer Ackerboden ist mib eine Fülle von Obstbäumen Früchte trägt, wo in früheren Tagen mächtige Geschlechter herrschten und eine durch die blühende Eisenindustrie wohlhabende Bürgerschaft waltete, viele erlauchte Geister der Kunst und Wissenschaft sich zusammenfanden, die ein reiches Feld ihrer Betätigung bebauen konnten? Hervorragende Künstler ihrer Zeit, die die gotischen Häuser des Stadtplatzcs errichteten, die vielen Fassaden den herrlichen barocken Überwurf verliehen, sie sind samt ihren Namen ver­ sunken im Staube der Vergessenheit. Wie hieß der Edle, der das in den Bauwerken aller Länder gerühmte „Bummerlhaus" schuf? Oder der Künstler, der die alte Styraburg auf den steilen Uferfeld stellte? Nur wenige Namen sind uns überliefert worden, so der des Schöpfers des Plaues zur Stadtpfarrkirche, Hans Puxbaum (1446), der Miterbauer des Wiener Stephansdomes und der seiner Nachfolger. Wir bewundern den zarten und doch eindrucksgewaltigen Barockbau des Rathauses und freuen uns, daß der Steyrer Oberstadtkämmerer und Gastgeber Anton Mayr­ hofer ihn am 26. März 1765 nach den Plänen des Stadtbaumeisters, Bürgermeisters und Stadtrichters Gotthard Hayberger (1699—1764) zu schassen begann. Die reiche Serie der oberösterrcichischen Klosterbauten des 17. Jahrhunderts erinnert uns, daß die Brüder Johann Baptist und Karl Anton Cartone die Schöpfer der herrlichen Garstnerkirche waren (1684). Die Schreckenszeit des größten Hochwassers (1572) bis zum heutigen Tag erzählt uns von dem gewaltigen Schutzbau gegen die Fluten der Enns vom Neutor, das im Jahre 1573 der berühmte Wasserbauingenieur Hans Gasteiger, der auch den vielbcwunderten Schiss- oder Treppelweg von Steyr bis Großreifling zur selben Zeit anlegte. Gar viel wäre zu erzählen von Bankünstlern, die in Steyr und den Orten seiner Umgebung arbeiteten, wir wollen jedoch nur des berühmten Wiener Dombaumeisters Freiherrn v. Schmid gedenken, nach dessen Plänen im Jahre 1889 der Stadtpfarrturm, der 1876 abgebrannt war, in stilvollendeter Form wieder erstand. Eine Gedenktafel mit doppelgicbligcn Hause Nr. 39 (Geburtshaus des Stadtrichters Madl- seder*) erinnert uns, daß in Steyr auch die Wiege des Begründers des modernen Maschinen­ baues stand, denn hier wurde Jakob Ferdinand Rcdtcnbacher 1809 geboren, der 1863 als Direktor des Karlsruher Polytechnikums starb. Fast als logische Folge muß cs gewertet werden, daß in einer Stadt, welche so viele und bedeutende Baudenkmäler besitzt, auch der Begründer der Wiener Kunstgeschichte seine Heimat hatte, woran die Gedenktafel im Hause Nr. 25 am Stadtplatz erinnert, welches die Geburtsstättc y Richtig: Matlseder.

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