Stadt Steyr und der Weltkurort Bad Hall

52 Steyr. lichen Bibliothekssaal des Klosters St. Florian, baute 1757 den Turm der Stadtpfarrkirche in Steyr aus und legte im gleichen Jahre dein Rate die Pläne für den Neubau des Rathauses vor. Er bekleidete die höchsten Ehrenstellen, war Oberstadtkämmerer, Stadtrichtcr und Bürgermeister (1759 -1764), doch hatte den genialen Architekten, dem der Platz neben den Großmeistern des Barock in Österreich (Fischer, v. Erlach, Carlonc, Prandtauer, Hildcbrand usw.) gebührt, der Tod abberufen, bevor noch der Grundstein zum Bau gelegt worden war. Sein Andenken ist indes durch andere Steyrer Bauten, die seinem schöpferischen Geiste entsprungen sind, gewahrt; so stammt von ihm auch die Fassade des Stcncramtgcbäudes Stadtplatz 30. Der hohe schlanke Rathausbau, in die Mitte der unteren Zeile des Stadtplatzcs gestellt, beherrscht den ganzen großen Platz in auffälliger Weise, wie es seiner Bestimmung als Sitz des Rates der Bürgerschaft entspricht. Breite Pilaster durchziehen die dreistöckige Fassade zwischen den reich ornamentierten Fenstern, die im ersten Stockwerke mit schönen, geschmiedeten Körben geschmückt sind. Über dem prächtigen Portale ruht ein durch eine gleichfalls vergitterte Türe zugänglicher Balkon, der noch an der Unterseite die Klammer trägt, in die zur Jahrmarktzcit, wenn der Platz von Verkaufshütten vollgeräumt war, die „Marktfreiheit", der Arm mit dem aufgerichteten Schwerte, gesteckt wurde. In Firsthöhc wird die Schauseite durch eine mit allegorischen Figuren besetzte kräftige Ballustrade abgeschlossen, aus deren Mitte sich der mit wundervollem Helme gekrönte Tnrm erhebt. Die den Schöpfer des Werkes besonders charakterisierenden Steinplastiken finden sich modifiziert auch im Hofe und in den Gängen des Hauses wieder, die Stuckverziernngen der Jnnenräume stammen jedoch aus der Zeit des Rokoko; dies gilt auch von dem Sitzungssaale, dessen Restaurierung (im Sinne der Erbauer) in nicht allzuferner Zeit in Aussicht steht. Das Steyrer Rathaus ist übrigens schon mehrmals außen wie innen durchgreifend erneuert und besonders im Innern im Jahre 1921 zu Kanzleizwecken umgebaut worden, wobei aus die Erhaltung seiner architektonischen Vorzüge weit­ gehend Rücksicht genommen wurde. Einen seltenen Schatz birgt cs in seinem wohlverwahrten Archiv, aus dem anläßlich seiner letzten Neuordnung eine große Anzahl von Gegenständen, die mit Geschichte und Kultur in Beziehung stehen und den vorhandenen Platz einschränkten, dem Stadtmnseum überwiesen wurden. Die Stiftskirche in Garsten. Da die Gotteshäuser von Steyr bis zu der anno 1787 erfolgten Auflösung des Garstener Benediktinerklosters unter dessen Krummstabe standen, erscheint die Geschichte der Stadt und die des Stiftes eng verknüpft und mag es daher gerechtfertigt sein, die Stiftskirche, wenn sic sich auch nicht mehr im ursprünglichen Zustande befindet, den besonders bemerkenswerten Steyrer Bau­ denkmalen anzureihen. Abt Roman I. faßte den Entschluß, an Stelle der von Abt Rcginbcrt 1220 erbauten alten Stiftskirche eine neue zu errichten. Im Jahre 1677 wurde nach den Plänen von Johann Baptist Carlonc und einem großen Stabe von Mitarbeitern der Ban in Angriff genommen und unter Abt Anselm I. 1685 vollendet; er stellt eine der geräumigsten Kirchen des Landes dar. Schließt sich schon die hohe doppeltürmigc Fassade mit dem weiten Klosterhofe zu einem eindrucksvollen Bilde zusammen, so wird diese Wirkung beim Eintritt in die weite hohe Halle des Gotteshauses noch übertroffen, dessen Decken, Wände, Pfeiler, Fenster und Altäre im üppigsten plastischen und Farbenschmucke prangen. Es ist hier nicht der Ort, auf Einzelheiten einzugehen, über welche der

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