Stadt Steyr und der Weltkurort Bad Hall

Bau- und Bildkunst. 51 Das Bummerlhaus. (Siehe Titelbild.) Es gibt eine erlesene Reihe alter deutscher Bürgerballten, die als Wahrzeichen ihrer Stadt gewertet werden uni) es zu hoher Berühmtheit gebracht haben. So ist das „Kammerzellsche Hans" der Stolz der Straßburger, das „Gewandhaus" jenes der Brannschweiger, das „Pellerhaus" in Nürnberg und das „Knochenhanerhans" in Hildesheim wetteifern mit dem „Brnsttnch" in Goslar und dem „Ritter" in Heidelberg und der „Römer" gehört ebenso zn Frankfurt a. Main wie daö „goldene Dachl" zu Innsbruck. Auch Steyr besitzt einen solch seltenen Schatz, das einstige Gnetbrodtsche Patrizierhans am Stadtplatz. Über einer Türe im Flur des ersten Stockwerkes findet sich die Jahreszahl: 1497; es ist die älteste, die sich in der Stadt vorfindet, womit allerdings nicht erwiesen ist, daß es andere Bürger­ häuser gibt, bereit Anlage in weitere Vergangenheit zurückreicht. Nachdem es häufig seine Besitzer ge­ wechselt, wurde es gegen Ende des 18. Jahrhunderts Wirtshaus und blieb als solches seit 1788, also über 100 Jahre im Besitze einer Familie (Mayr), bis es anno 1898 von der Eisenhand- Inngsfirma Heindl & Seidl erworben wurde. Seither ist das schöne Hans unter jene Baulichkeiten aufgenommen worden, welche unter staatlichem Denkmalschntze stehen. Als es vor 80 oder 90 Jahren das Steckschild erhielt, bekam das „Löwenwirtshans" den Scherznamen „Bummerlhaus", weil der Löwe ans demselben eher einem kleinen Hunde (Summer!) glich. Streng im spätgotischen Stile durchgeführt und einige geringfügige Beschädigungen abgesehen, trefflich erhalten, stellt es sich in seinen wohldurchdachten Maßen und in seinem Schmucke als die prächtigste Schöpfung jener Zeit dar, die in Steyr noch heute durch eine größere Zahl einfacherer spitzgiebeliger Häuser vertreten ist. Ein Hanptreiz der Fassade besteht in der ganz auffälligen unsymmetrischen Gliederung des ein­ fach gehaltenen, Geschäftszwecken dienenden Erdgeschosses mit seinem mächtigen Tore und dem auf starken Konsolen darüber vorragenden bedachten Wohnstockes, der durch Blendbögen und einen reichen Maßwerkfries geschmückt ist. Der gegen diesen erkerartigen Vorbau in die Straßenlinie znrückgerückte Dachstock ist durch den anschließend tief herabgezogenen hohen Giebel als solcher gekennzeichnet und durch Blendbögen symmetrisch abgeteilt. In der Mitte sitzt ein Maßwerkfenster, dessen Öffnungen durch ein genau darüber gestelltes, kräftig vorspringendes Dachfenster wieder­ holt werden. Interessant ist auch das Innere des Hauses. Steinerne Geländer, Türstürze, Fensterein­ fassungen und Säulen beleben Flure, Stiegen und Hof und ergänzen in ihrer Unberührtheit den Eindruck der Schanseite. Sehenswert sind ferner auch die schönen Türbeschläge und die originelle Stiege auf dem Dachboden, dessen Balkenwerk so lange steht, als das Hans selbst. Letzteres besaß auch eine Hanskapelle; diese ist jedoch durch eine Unterteilung schon seit langem profanen Zwecken dienstbar gemacht. Nur eine Zutat an dem Hanse stammt ans später Zeit: es ist die schon stark verwitterte Bemalung der Fassade. Bacchanten und Putten, Trauben und Vasen deuten darauf hin, daß in den beiden geräumigen Stuben zn ebener Erde einst fröhlich gezecht wurde. Das Rathaus. Dieser prächtige Barockban, welcher von 1765 bis 1778 an Stelle des ans dem Jahre 1422 stammenden alten Rathauses, über dessen Aussehen uns so gut wie nichts bekannt ist, aufgeführt wurde, stammt von Gotthard Hayberger, einem Steyrer Kinde. Geboren 1699, brachte er es 1735 zum Baumeister; er entwarf die Pläne zum Stift Admont,, die leider der hohen Kosten wegen nicht zur Ansführnng kamen, leitete aber 1742 den Ban des Stiftes. 1744 schuf er den Herr-

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