Stadt Steyr und der Weltkurort Bad Hall

50 Steyr. eines Hochaltares für die Stndtpfarrkirche in gotischem Stile an Stelle des alten schwarzgoldcnen großen Barockaltares. Damit wurde eine Umwälzung in der Jnnenausschmückung der Kirche an­ gebahnt, welche damals wohl für eine bedeutende Errungenschaft gehalten wurde. Nach heutigem Kunstempfinden wird man vielleicht einem guten Barockschmuck in einer alten gotischen Kirche vor solchem in nachgeahmter Gotik den Vorzug geben. Im Stephansdom ist man von diesem Grund­ sätze nicht abgegangen und hat die schönen Barockaltärc erhalten, die sich, weil alles Echte zum Echten paßt, mit den gotischen Pfeilern, an die sie sich anlehnen, sehr gut vertragen. Der Auf­ stellung des von Bildhauer Schönlaub in München gefertigten Hochaltares, welcher die Freilegung der vermauerten Chorfenstcr vorangegangen war, folgte im Laufe der folgenden Jahre jene der Seitenaltärc und Kapellen, die Aufstellung neuer Heiligenstatuen in den Pfeilernischen, sowie die Herstellung von Glasgemälden, die verschiedenen Spendern zuzuschreiben sind. Am 8. Januar 1876 brannte der Turmhelm ab; mit Aufbietung aller Kräfte konnte das alte Kirchendach und damit die Kirche selbst gerettet werden. Da man am „Zopfstil" keine rechte Freude mehr hatte, so lag cs nahe, die im Inneren durchgeführte Gotisierung auch auf die Wieder­ herstellung des Turmes zu übertragen. Diesmal hatte man allerdings eine glücklichere Hand. Nach dem Entwürfe des Wiener Dombanmeistcrs Freiherrn von Schmidt erhob sich, nachdem der alte Turm bis auf zirka 40 m abgetragen worden war, der neue schlanke Bau bis zu 80 m, überragt demnach ersteren um 10 m. Der Turmhelm ist dem des Sakramenthänschcns und des Margareten­ kirchleins, das sich an den Stadtpfarrhof schmiegt, aufs glücklichste nachempfunden, wie cs eben nur dem Meister beschiedcn gewesen, der mit der gotischen Formcnwelt verwachsen war. Seit dem 16. Juli 1889 grüßt Steyrs neues Wahrzeichen, um dessen Zustandekommen sich besonders die beiden Stadtpfarrer Georg Armingcr und Joh. Eo. Aichingcr verdient gemacht haben, weit in die Ferne. Die anno 1891 erfolgte Gründung des Kirchenrcstaurierungsvereines führte in der Folgezeit zu sachgemäßen Restaurierungen im Innern sowohl wie auch an den Schauscitcn, als deren Er­ gebnis der heutige Bauzustand angesehen werden kann. Im Jahre 1898 wurde das Kirchenschiff neu gepflastert und die in den Fußboden eingelassenen Grabsteine wurden an der Außenseite der Kirche angebracht. Besondere Erwähnung verdient auch die 1899—1900 durchgeführte Restaurie­ rung der drei gotischen Marmorstatncn der Heiligen: Agnes, Elisabeth und Jakobus. Sie stellen den einzigen erhaltenen figuralen plastischen Schmuck aus der Zeit der älteren Gotik dar; die vierte Statue (Johannes Evangelist) ist eine von der Hand des Bildhauers Erlcr (Wien) her­ rührende Ergänzung. Von diesem wurde damals auch das große, Mariens Tod und Krönung darstellende Marmorrelief, das gleich den vorigen die Vorhalle des Nordportalcs ziert, und bei welchem alle Köpfe abgeschlagen waren, gründlich erneuert. Im Jahre 1909— 1910 wurde — zum Teil ans Staatsmitteln — das baufällig gewordene Margaretentürmchen als genaue Kopie des alten vollkommen erneuert. Es gäbe noch mancherlei Altes in seinem Bestände zu sichern und stehen allerlei Ergänzungen im Inneren des Bauwerkes in Aussicht. Es tonnte nicht aller in den letzten Jahrzehnten erfolgten Herstellungen im Äußeren und Inneren gedacht werden, welche unter der Anregung und Leitung des derzeitigen kunstsinnigen Stadtpfarrcrs I. E. Strobl durchgeführt worden sind. Das bisher Geschaffene läßt aber auf eine ebenso glückliche Fortsetzung hoffen

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