Stadt Steyr und der Weltkurort Bad Hall

48 Steyr. des Schiffes. Ob der Bau, der 1443 unter Purbaums Leitung begonnen und unter seinen Nach­ folgern: Kranschach, Tcne und Schwedihauer fortgeführt, genau nach dem ersten Plaue vollendet wurde, läßt sich nicht mehr entscheiden, weil derselbe kurz vor seiner Fertigstellung zum großen Leidwesen der Steyrer am ,,Erchtag" dem 16. März d. I. 1522 beim großen Stadtbraude ein Opfer der Flammen wurde. Die meisten Altäre, Epitaphien, Gemälde und Glasfenstcr gingen zu Grunde; besonders schwer aber war das Schiff der Kirche beschädigt worden; die Gewölbe waren eingestürzt, die Pfeiler verdorben und nicht mehr tragfähig und mußten, da sie einzustürzen drohten, abgetragen werden. Die Ruine wurde nur notdürftig eingedeckt, diente aber in diesem Zustande gleichwohl während der ganzen Protestanten­ zeit als Gotteshaus. (1545—1599.) Wäh­ rend das achteckige Stiegcntürmcheu an der Nordseite schon vor dem Brande (1509) vollendet worden war, wurde nach demselben 1554 das schöne, rcichgeglicderte Nordportnl zwischen zwei Strebepfeilern eingebaut. Auf dem gotisch geformten und mit aus der Frührenaissance stammenden Mctallverzic- rungcn geschmückten hölzernen Taufbecken, das sich vordem im Chor befand, findet sich die Jahreszahl 1569. Merkwürdigerweise sagt Chronist Preucuhubcr, dasselbe sei aus Glockenspeise gegossen und Geschichtsschreiber Pritz weiß sogar zu berichte», daß cs über 15 Zentner wiege. Die beiden Portale an der Südfassadc waren schon vorhanden, als Abt Antonius Spindlcr von Garste» anno 1628, also unmittelbar nach Abschluß der Gegenreformation, den Ausbau der Kirche in Angriff nahm. Unter ihm wurden die „Schwibbögen" und das große „Portal" erbaut; damit kann nur der den Orgelchor tragende Durchgang an der Westseite mit dem Doppcltor gemeint sein, von welchem aus eine ans Konsolen ruhende Galerie zum Sticgentürmchen leitet. Das nmmancrtc letzte Pfeilerpaar und die abgestutzten Dienste der beiderseitigen Wandpfeiler spreche» auch deutlich genug dafür, daß die Halle ein Werk der späteren Zeit sei und im ersten Plane nicht vor­ gesehen war. Erst anläßlich dieser gründlichen Wiederherstellung der Kirche wurden die fehlenden Schiffspfeiler ausgebaut und die Gewölbe eingesetzt; man begnügte sich allerdings mit einem einfachen Tonnengewölbe und verzichtete ans die Gewölberippen, wie sic die gut erhaltenen Chor- gewölbe zieren. Am 30. November 1630, also in sehr kurzer Zeit, war die Kirche ausgebaut und diente seither wieder ununterbrochen dem katholischen Gottesdienste. Im 17. Jahrhundert erhielt das Gotteshaus, der angebrochenen Barockzeit entsprechend, auch zeitgemäßen Jnncnschmuck, Altäre, Kirchcnstühle, Kanzel, Glasfenstcr, Scitenkapellen und anderen Zierat und dieser erhielt sich neben dem ans der Zeit der Gotik übrig gebliebenen: dem schönen Sakramcnthänschcn mit der kunstvollen Sladlpfarrkirche. Tausbeckc».

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