Stadt Steyr und der Weltkurort Bad Hall

46 Steyr. sanften Biegungen der Häuserzeilen und die scharfen ein- und ausspringcnden Häuserecken auf­ fallen; dabei mag cs ihm aufdämmern, welche heimatlichen Gemütswerte, welche Schönheiten und Vorzüge in dem aus sich Herausgewachsenen und Zufälligen liegen und wie öde dagegen das Gewollte und Gemachte der Syinmetrie, der Wiederholung und der geraden Linien wirkt, wie sie uns die neue Zeit in so reichlichem Maße beschert hat. So stellt sich das Stadtbild von Steyr eigentlich nicht anders dar, als ein einziges ge­ waltiges, wie aus einem Gusse geborenes Kunstwerk, an dem nichts zn ändern und nichts zu deuteln und das so bleiben soll, wie cs ist. In Österreich gebührt nach dem berühmten Salzburg zweifellos Steyr der erste Platz in der Reihe der schönen alten Städte, die sich einer bedeutsamen geschichtlichen Vergangenheit rühmen können. Wer den Drang hat, ans dem aufreibenden Leben der heutigen Zeit für einige Stunden in eine alte, trauliche Provinzstadt zn flüchten, für den wird die alte Steyrer-Stadt gerade der rechte Ort sein. Er wird Gefallen daran finden, diese einstige Kulturstätte im Wechsel der Jahres- und Tageszeiten und im Spiel der Launen des Himmels zu beobachten. Wer aber die Mühe nicht scheut, sich darein zu vertiefen, wie Steyr zu dem geworden, was es heute ist, der wird, wenn er in stiller Feierstunde die schlafende Stadt durchpilgert und die unruhigen Geister der Gegen­ wart sich scheu in die Schatten verkrochen haben, gern der Zwiesprache der alten Bürger- und Patrizierhäuser lauschen, wie sie einander ihre Gehciinnisse ans guten und bösen Tagen zuflüstern und ihnen verständnisvoll zuwinken: Auf Wiedersehn!

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