Stadt Steyr und der Weltkurort Bad Hall

Elektrizitätswerke in Steyr. D as Unternehmen wurde im Jahre 1893 als Aktien - Gesellschaft gegründet und im Jahre 1916 in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung umgewandelt. Die Dampfzentrale, die am 31. Dezember 1893 in Betrieb gesetzt wurde, hatte im ersten Ausbau einer Leistung von 2000 gleichzeitig brennenden Glühlampen zu genügen und enthielt 2 Dampfmaschinen von je 100 PS Leistung, welche mittels Riemen-Gleichstromdynamos von je 67 kW anzutreiben hatten. 2 Kessel von 100 m2 Heizfläche lieferten den erforderlichen Dampf. Eine Akkumulatorenbatterie von 600 Ah Kapazität war für die Zeiten des schwachen Stromverbrauches vorgesehen. Diese Anlage wurde im Jahre 1897 um einen Kessel von 180 m ‘ Heizfläche und eine Dampfdynamo von 200 PS erweitert und die Kapazität der Akkumulatorenbatterie auf 920 Ah erhöht. Die Abgabe des elektrischen Stromes an die Konsumenten erfolgte mit einer Spannung von 2x110 Volt Gleichstrom. Der im Jahre 1895 seitens der Augsburger Gasindustrie-Gesellschaft angestrengte Be­ leuchtungsstreit mit der Stadtgemeinde wurde durch den Vergleich vom Jahre 1896 beendet, nach welchem dem Elektrizitätswerke bis zum Jahre 1917 versagt war, neue Lichtabnehmer anzuwerben; die Belieferung der bisherigen Konsumenten mit Licht, die Abgabe von motori­ scher Kraft sowie die Erweiterung des Verteilungsnetzes über die Stadtgrenze blieb unbe­ schränkt. Durch diese Bestimmungen war das Werk in seiner Entwicklung sehr behindert, doch drang das Bedürfnis nach elektrischem Lichte trotz aller Hindernisse durch und bürgerten sich die Elektromotore infolge ihrer Anpassungsfähigkeit für viele bisher brach liegende Zwecke ein. Da der Dampfbetrieb sich als zu kostspielig erwies und die Verteilungsspannung von 2X110 Volt nicht geeignet war, einem größeren Strombedarfe und einem erweiterten Konsum­ gebiete genügen zu können, wurde im Jahre 1914 ein Anschluß an die von der Firma Stern & Hafferl im Jahre 1912 bis an die Stadtgrenze geführte Fernleitung angestrebt und im Jahre 1915 der Kabelanschluß mit Zuführung von 5000 Volt Drehstrom fertiggestellt. Als erste Station wurde das neu erbaute städtische Krankenhaus mit Drehstrom versorgt; dann wurden die Dampfmaschinen, für deren Betrieb sich infolge der Kriegszeiten die Kohlenbeschaffung immer schwieriger gestaltete, durch Drehstrommotore ersetzt. Damit nahm die selbständige Erzeugung elektrischen Stromes ein Ende, indem nur mehr eine Umformung bezogenen Drehstromes auf Gleichstrom stattfand. Die andauernden Kriegszeiten brachten es mit sich, daß die Lichtfrage bei der Bevölkerung erhöhte Bedeutung erlangte und erwies sich das vorhandene Verteilungs­ netz für Gleichstrom gegenüber den gestellten Anforderungen als gänzlich unzulänglich. Das in Aussicht genommene Projekt, ein leistungsfähiges Drehstromverteilungsnetz auszuführen, mußte trotz der Ungunst der Verhältnisse in der Materialbeschaffung sofort in Angriff ge­ nommen werden. Die Arbeiten gediehen derart, daß bereits im Jahre 1918 ein Großteil des Gleichstromnetzes zur Abschaltung gelangen und im Jahre 1920 die letzte Gleichstromanlage außer Betrieb gesetzt werden konnte. Die Änderungen an den Hausanschlüssen und Anlagen so­ wie die Auswechslungen der Motore und Apparate für Drehstromantrieb erfolgte reibungslos und ohne erhebliche Betriebsstörungen für die Stromabnehmer. Für die Speisung des neuen Verteilungsnetzes waren Ende 1919 im ganzen 17 Transformatorstationen vorhanden, welche untereinander mit Hochspannungskabeln verbunden waren, und die Hochspannung von 5000 Volt auf die Niederspannung 3 x 220/125 Volt umgeformt an ein wesentlich ausgedehnteres Verteilungsnetz weiterlieferten. Im Jahre 1922 wurde ein neuer Kabelanschluß an die in Ramingsteg befindliche Uber­ landstation der Österreichischen Wasserkraft- und Elektrizitäts-Aktiengesellschaft ausgeführt, so daß die Stadt Steyr von da ab von zwei großen Überlandwerken aus mit Strom versorgt wird, und zwar einerseits aus der Überlandleitung von Stern & Hafferl, anderseits aus dem Großkraftwerke Partenstein, eventuell auch aus den mit diesem zusammengeschlossenen ande­ ren Kraftzentralen. Die Ortschaften Ramingsteg, Unter-Gründberg, Pachschallern und Sierninghofen-Neuzeug werden von Steyr aus mit Strom versorgt. Die Kriegsmaterialien: Aluminium- und Eisenseil, welche seinerzeit für die Herstellung der Drehstromverteilungsleitungen zur Verwendung gelangen mußten, werden nun allmäh­ lich zur Auswechslung durch Kupferdrähte gebracht, um eine weitere Vermehrung von An­ schlüssen tätigen und gleichzeitig die Spannungsverluste wesentlich vermindern zu können.

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