Stadt Steyr und der Weltkurort Bad Hall

Das Krematorium. Von Rechtsanwalt Dr. Waldemar Hummer. Am Tabor neben der sogenannten Taborkirche, einem im Stile einer Kirche gebauten alten Wachtnrm, erhebt sich, vom Stadtplatz teilweise sichtbar das Krematorium. Dasselbe wurde vom Feuerbestattungsverein „Die Flamme" in Steyr 1926 — 1927 erbaut und ist die erste Feuerhalle in Oberösterreich und die zweite der Republik, die gegenwärtig außer jenem in Wien nur das Steyrer Krematorium besitzt. Der Gedanke der Feuerbestattung begann in Oberösterreich zu Beginn unseres Jahrhunderts allmählich Wurzel zu fassen und es entstand im Jahre 1906 der Landeszweigvcrein Linz des Vereines der „Freunde der Feuerbestattung in Wien", der jedoch in Steyr bis zum Jahre 1921 nur eine verhältnismäßig sehr geringe Anzahl von Mit­ gliedern hatte. Erst im Jahre 1921 konnte die Leitung der Steyrer Zahlstelle, ermutigt durch die große Verbreitung, die der Feuerbestattungsgedanke in der ganzen Welt gefunden hat, daran­ gehen, eine intensivere Werbetätigkeit zu entfalten. Der Erfolg blieb auch nicht aus; die Mit­ gliederzahl stieg fortgesetzt und erreichte im April 1923 die Zahl von 378. Nunmehr wurde der Wunsch nach einem selbständigen Feucrbestatlungsverein in Steyr laut, dessen Gründung in einer am 12. April 1923 stattgefundenen Vollversammlung der Zahlstellenmitglieder beschlossen und auch in die Tat umgesetzt wurde. Das vornehmste Ziel, das sich der junge Verein von allem Anfange an gesetzt hatte, die Errichtung einer eigenen Feucrhalle in Steyr, sollte nun baldmöglichst erreicht werde»; dies hatte zur Voraussetzung, daß die Mitgliederzahl entsprechend anwachse, weshalb sich die Leitung des Vereines mit zähem Eifer der Werbetätigkeit hingab und zwar mit dem Erfolge, daß Ende Dezember 1926 bereits über 5000 Mitglieder ausgewiesen werden konnten. Nun schien die Zeit zur Verwirklichung des Planes der Erbauung eines Krematoriums gekommen zu sein, die Inangriffnahme des Baues wurde beschlossen und schon am 13. Dezember 1926 mit diesem begonnen, so daß er im Juni 1927 fertiggestellt war. Die Annahme des Vereines, daß das Erstehen einer Fcuerhalle in Steyr die Feuerbestattungs­ bewegung neuerlich fördern werde, erwies sich als zutreffend, was wohl am besten daraus hervor­ geht, daß der Verein heute bereits über 7000 Mitglieder zählt und die Mitgliederzahl von Monat zu Monat erheblich anwächst. Mit dem Bau des Steyrer Krematoriums war eine Reihe von Fragen zu lösen, die nicht unbedeutende Schwierigkeiten bereiteten. Die größte bot die Auswahl des Platzes, auf welchem das Krematorium errichtet werden sollte. War schon die Zahl der zur Verfügung stehenden Bau­ plätze keine große, so mußte überdies nicht nur auf die zukünftigen Anrainer, sondern insbesouders darauf Rücksicht genommen werden, daß sich der Bau in das Bild der Umgebung einfüge. Dieser Forderung gerecht zu werden, ist gerade bei dem Bau von Einäscherungshallen eine nicht leicht zu lösende Aufgabe. Um einen Krematoriumbau dem Stadtbilde einer so alten Stadt, wie es Steyr ist, restlos anpassen zu können, hätte eine Form gewählt werden müssen, die für die Notwendig­ keiten einer Feuerhalle gänzlich ungeeignet gewesen wäre. Zudem sollte auch noch der notwendige Schlot, der, wenn er sichtbar ist, den Bau einer Feuerhalle profaniert, verdeckt angeordnet werden. In beiden Richtungen fand der Erbauer Architekt Franz Koppelhuber eine überaus glückliche

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