Stadt Steyr und der Weltkurort Bad Hall

Das Stadtmuseum. 167 verfolgen. Am meisten fesselt uns die älteste Darstellung, ein Kupfer von 1584. Wir sehen da noch mancherlei, was seither dem Wandel der Zeiten zum Opfer gefallen und wundern uns über die schier unverwüstliche Schönheit der Stadt, die durch allerlei Vernichtung und unschönen Zu­ wachs nicht ernstlich beeinträchtigt werden konnte. Daß sich in einem Heimatmuseum auch das bodenständige Handwerk vernehmlich zu Worte meldet, ist begreiflich. „Was des Bürgers Fleiß geschaffen", wir finden es in tausenderlei Formen und Farben, stehend, lehnend, hängend, in Glas­ kästen aufgestapelt. Dinge, deren Zweck wir oft nicht enträtseln können und, indem wir vorübcr- wandcln, blicken uns alte Steyrer und Stcyrcrinnen steif und verwundert ans ihren Bilderrahmen nach. Daß in der „Eisenstadt" — der Name ward erst in den Sechziger- jahren geprägt — das Eisenhandwerk besonders in Blüte stand, ist ja zu erwarten und wir finden es an allerlei meisterhaften Stücken bestätigt. Das riesige Schwert mit zweimeterlanger Klinge wird heute kaum einen Nachahmer finden. Alte Herbergsschilder und ganze Berge von Jnnungstruhen künden von emsigem Fleiß und Kunst­ fertigkeit. Auch ausgestorbene Gewerbe sind vertreten: so die Bortenmacher, Papicrer, Kartenmaler (zwei ganz merkwürdige alte Kartenspiele); wir finden ferner eine Sammlung von Bügeleisen, Beleuchtungskörpern, allerlei Druckklötze und Modeln, Kostüme, Hüte, eine alte Apothekeneinrichtung, ferner eine Messersammlung und einen großen Glaskasten voll von köstlichen Puppen und Krippenfiguren (Lambergsche Zuwendungen), schließ­ lich eine sehr reichhaltige Sammlung von Sympathiemitteln, einzig in ihrer Art. Eine große Zahl von Holzskulpturen kirchlichen Charakters hängt und lehnt an den Wänden. Ein Bürger­ zimmer aus dem 18. Jahrhundert, mit zwei prächtigen schwarzgoldenen Kandelabern (Erbstücken ans der Franzosenzeit), eröffnet uns einen Einblick in ein altes Steyrer Bürgerhaus und findet sein Gegenstück in einer alten Bauernstube aus dem Ennstal mit vielerlei interessantem, volkskundlich bemerkenswertem Beiwerk (Habcrgeiß), Auch eine Obstmostpresse (1736) und ein Webstuhl fehlen nicht und die „Schneiderbruck" wird manchem Besucher des Museums etwas Neues sein. Wenn er die Glaspulte aufmerksam durchmustert, wird er auch zahlreiche Erinnerungen an einstige verdiente Steyrerkinder finden, wie: Blum au er, P reuen hub er, Pritz, Redten- bacher, Wickhoff, sowie an berühmte Gäste, die hier gewirkt, wie Bruckner, Schubert u. a. Zahllos sind die Gegenstände, die in steigendem Maße das hohe Interesse der Fachleute er­ regen. Bon solchen werden immer aufs neue im Steyrer Museum einzigartige Stücke entdeckt. Eine Neuordnung wird einmal alles erst ins rechte Licht bringen. Diese kurze Aufstellung will den Besucher ins Stadtmuseum einführen, und er wird in dem, was er dort geschaut, eine willkommene Ergänzung zum Stadtbilde und zur Geschichte Steyrs finden und es in der Erinnerung zu einem harmonischen Ganzen verbinden. Den heu­ tigen Steyrern und Steyrerinnen aber sagen die aufgestapelten, unveräußerlichen Schätze noch mehr: Für sie bergen sie liebe Erinnerungen, sie spüren den Hauch der Heimat, der die weiten Hallen des alten Speichers durchweht. Die „Marktfreiheit" (Museum).

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