Stadt Steyr und der Weltkurort Bad Hall

Das Archiv der Stadt Steyr. Bon Johann Weber, Landes-Archivoberverwalter in Linz. Die Bedeutung und Eigenart des Stadtarchives Steyr liegt vor allein in seiner Reich­ haltigkeit für die Erforschung des oberösterreichischen Wirtschaftslebens. Lag doch der gesamte Handel mit dem in Jnnerberg (Eisenerz) gewonnenen Eisen in den Händen der Bürger von Steyr. Diese Stadt war ja durch ihre geographische Lage am Zusammenflüsse der Enns und Steyr, dort, wo die Enns aus dem Gebirge in die Ebene tritt, wie kein anderer Ort geeignet, der Stapelplatz des auf der Enns von Jnnerberg herabgeführten Eisens zu werden, da die Enns in früherer Zeit der einzige Verbindungsweg mit der Haupthandelsstraße, der Donau, war. Die Landesfürsten, in deren Besitz der Erzberg war, hatten das größte Interesse an der Steigerung des Eisenhandels. Sie statteten daher Steyr mit zahlreichen Privilegien aus. Die älteste vorhandene Original-Urkunde vom Jahre 1287 ist eine Bestätigung bereits früher ver­ liehener Stadtfreiheiten. Das wertvollste Privilegium war das Eisenhandels-Vorrecht, das heißt, das gesamte von Jnnerberg herabgeführte Eisen mußte in Steyr den Bürgern durch drei Tage zum Kaufe angeboten werden. Daher wurde Steyr auch stets als „landesfürstlich privilegierte Niederlagsstadt" bezeichnet. Über die ordnungsgemäße Abwicklung des Eisenhandels hatte der Magistrat als oberste Marktbehörde zu wachen. Lag der Eisenhandel in den Händen der vornehmsten Bürgerfamilien, so widmeten sich die übrigen Einwohner größtenteils der Eisenverarbeitung. Von diesen Kleinindustrien erreichten die Messerer und Nagelschmiede die größte Bedeutung. Die Vorrechtstellung der Stadt im Eisen­ handel sowie das rege Gewerbsleben und der daraus entspringende Wohlstand der Bürgerschaft haben ihren Niederschlag im Amtsverkehr des Magistrates. Der Sitz der bürgerlichen Verwaltung war das Rathaus, dessen Errichtung im Jahre 1422 von Herzog Albrecht bewilligt wurde. 1433 scheint zum erstenmal ein Stadtschreiber ans, der die Geschäfte des Magistrates besorgte. Diesem oblag in früheren Jahrhunderten auch die Verwahrung der Akten und vor allem die der Privilegien. Ein eigener Registrator scheint erst zu Beginn des 17. Jahrhunderts auf und zwar zur Zeit, als Preuenhuber seine Annales Styrenses verfaßte. Es war dies der spätere Stifts­ archivar von Garsten, P. Seraphin Kirchmaier. Die älteste Instruktion für einen Registrator ist vom Jahre 1638 und aus dieser geht hervor, daß das Archiv ungeordnet und kein Inventar vorhanden war. Als im Jahre 1652 für Registratur und Archiv ein eigenes Lokal geschaffen wurde, erhielt der Registrator den Auftrag, über die Akten Register und einen Universalindex anzulegen. Es scheint jedoch dieser Auftrag nicht ausgeführt worden zu sein, da aus dieser Zeit keine Aktenverzeichnisse erhalten sind, auch auf den Akten selbst keine Registrierung ersichtlich ist.

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