Stadt Steyr und der Weltkurort Bad Hall

Das Stadtgut Darnach. Von Referenten Bürgermeister-stellvertreter Julius Rußmann. Vor mehr als 20 Jahren errichtete die Gemeinde Steyr kaum eine halbe Wegstunde außer­ halb der Stadtgrenze einen großen Artillerie-Exerzierplatz. In den Jahren 1903/04 wurden drei Bauernhäuser mit den dazu gehörigen Gründen, außerdem noch rund 80 Joch Waldbestände gekauft und an die Militärverwaltung verpachtet. Der Wald wurde abgeholzt, zwei Bauernhöfe wurden niedergerissen, leider auch der schönste davon — er war erst drei Jahre vorher aufgebaut worden. Nur das dritte Bauernhaus ließ man bestehen, um es als Gastwirtschaft zu verwenden. Alsbald zerstampften Pferdehnfe den Boden, Geschützstände und Geschützgräben durchfurchten die Fluren, die ehedem der Landwirt bebaute. Als sich nach dem Friedcnsvertrage die österreichische Militärmacht auflöste, erwarb die Gemeinde im Oktober 1920 wieder das freie Vcrfügnngsrecht über den 212 Joch großen Exer­ zierplatz, darunter 15 Joch Wald, und führte ihn der Landwirtschaft zu. Es entstand das Stad tg nt Dorn ach. Die Gemeinde war gezwungen, ganz neu aufzubauen, um den Boden, der zur Heide geworden war, wieder urbar zu machen. Alles mußte neu gekauft werden: Küchengeräte, landwirtschaftliche Maschine», Werkzeuge, Geflügel, Rinder, Pferde, Futtermittel, Saatgut, Lebensmittel usw. Die Gemeinde hatte nichts übernommen als die Gründe und ein baufälliges Wirtschaftsgebäude, das einer Ruine glich. Der Aufban des Gutes gestaltete sich durch die Geldknappheit sehr schwierig. Zunächst wurden zahlreiche Adaptierungen vorgenommen, das Gebäude wurde wohnlich hergerichtet, das Strohdach mußte betn Eternit weichen, ein Munitionsdepot wurde zum Rinderstall umgebaut. In den ersten drei Jahren konnte noch nicht so viel angebaut werden, daß es hingereicht hätte, um die auf dem Gute Beschäftigten zu ernähren. Es mußten noch Lebensmittel eingekauft werden, ebenso Futtermittel für die Tiere. Erst mit der Ernte im Herbst 1923 wurde diese schwere Sorge gebannt und es ergab sich schon ein Überschuß an Kartoffeln, Stroh, Getreide, Mastschweinen, Kälbern usw. Die folgenden Jahre brachten weiter gute Ergebnisse. Doch erweisen sich allmählich die vorhandenen Baulichkeiten als viel zu klein für die dazu gehörige Grundfläche. Eine wichtige Aufgabe der Bewirtschaftung ist, durch Neubruch den Ackerboden zu vermehren, was naturgemäß mit der Vermehrung des Viehstandes in Einklang gebracht werden muß. In den letzten Jahren wird teilweise der Neubruch von der Gutsverwaltnng in sogenannte „Äcker" geackert, kostenlos für eine Ernteperiode an Schrebergärtner vergeben, die dafür die Verpflichtung übernehmen, den Acker von Steinen und Unkraut zu reinigen. Diese Art der Urbarmachung erschloß bisher 145 Joch bebauten Grund. Die notwendigsten landwirtschaftlichen Maschinen wurden ebenfalls neu angeschafft. Der Viehstand besteht aus Montafoner- und Pinzgauer-Rindcrn, Pferden, Schafen, Schweinen und einer großen Anzahl Geflügel der verschiedensten Gattungen. Aus dem Heideland und den Schützengräben sind blühende Fluren entstanden, aber es wird noch viel Arbeit notwendig sein, vor allem auch viel Geld, um das Gut rentabel auszugestalten.

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