Stadt Steyr und der Weltkurort Bad Hall

Die Wohnungspolitik der Stadtgemeinde Steyr. Bon Stadtbaudirektor Ing. Heinrich Treml. Die Eigenart der Stadt brachte es mit sich, daß die Stadtgemeinde der wohnnngspolitischen Tätigkeit ein besonderes Augenmerk zuwenden mußte. Die Stadt Steyr ist eine Stadt, deren Entwicklung sich auf natürlichem Wege vollzogen hat zum Unterschiede von den künstlich angelegten Städten, welche von vornherein nach wohlerwogenen Plänen erbaut wurden und bei deren An­ lage auf die wirtschaftlichen und gesundheitlichen Verhältnisse der Gesamtheit geziemend Rücksicht genommen wurde. Steyr entwickelte sich allmählich um eine feste Burg, deren Namen man zum erstenmal in einer Urkunde aus dem Jahre 985 findet. Die Burg wurde auf einem Terrassen- platcau am Zusammenflüsse der Enns und Steyr erbaut, also an einem Orte, der wegen seiner günstigen geographischen Lage zur Errichtung eines solchen Wohnsitzes einlud. Rund um diese feste Stütze siedelten sich während der Jahre und Jahrhunderte die Bewohner an. Kann man in alten Städten, welche auf ebenem Gelände entstanden sind, als charakteristisches Merkmal die enge Aneinanderreihung der Häuser und enge winkelige Gassen wahrnehmen, so darf cs einem nicht wundernehmen, daß auch unsere Stadt eine Fülle sehr schmaler Gassen aufweist, daß auch ihre Häuser enge aneinder gedrängt sind, da die schmalen Terrassenplateaus und ihre langgestreckten Hänge nichl viel Platz zur Erbauung von Häusern freigaben. Zur Zeit der Blüte mittelalter­ licher Städtebaukunst tat auch die Stadt Steyr ihr Bestes, und die feinfühlenden Baukünstler der damaligen Zeit schufen Platz- und Gassenbilder von besonderer Anmut, sie errichteten Gassen­ häuser im gotischen und Renaissancestil, die heute von Einheimischen und Fremden bewundert werden, und das Gesamtbild, welches der alte Teil unseres Städtchens bietet, hat Steyr ob seiner Schönheit weit über die Grenzen der Stadt bekannt und beliebt gemacht. Die Zeit, welcher Steyr sein heutiges Bild verdankt, baute liebevoll Plätze, Gassen und Häuser; sie legte aber recht wenig Wert auf die Gestaltung der Wohnungen und die Rücksichtnahme auf Luft und Sonne muß man in vielen dieser schönen Gassenhäuser vermissen. Meist sind die Straßen sehr schmal, man achtete nicht auf eine entsprechende Forin der Baublöcke, baute, wo sich gerade noch bauen ließ und das Durcheinander von steilen Stiegen, Gängen und Winkeln in den alten Häusern läßt vermuten, daß die Raumverteilung nur der Zufall geschaffen hat. Solchen in der Entwicklung der Stadt begründeten besonderen Verhältnissen mußte die Wohnungspolitik der Gemeinde stets Rechnung tragen, dergestalt, daß sie ihren Einfluß besonders auf die gesundheitliche Hebung der vorhandenen Wohnungen ausüben mußte. Die beispielslose Wohnungsnot, welche der Krieg zur Folge hatte, zwang die Stadtverwaltung dazu, neue Wohnungen zu schaffen, um auf diesem Wege, soweit es ihr die Mittel gestatteten, das Wohnungselend zu bekämpfen. Um die gesteckten Ziele zu erreichen, schlug die Stadtverwaltung verschiedene Wege ein: Sie baute selbst Woh­ nungen oder adaptierte bestehende Gebäude zu Wohnzwecken, stellte Baugründe zu billigen Preisen an geineinnützige Wohnungsgenossenschaften zur Verfügung, vergab Gründe im Baurechte und unterstützte die Wohnbantätigkcit durch Beitrag zu den Baukosten. Einer der wichtigsten Faktoren 30

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