Stadt Steyr und der Weltkurort Bad Hall

124 Steyr. weil dic Steuerleistungcn dieser großen Unternehmungen eine außerordentliche Entlastung der bäuerlichen Bevölkerung solcher Gemeinden darstellen, die auf diese Weise mit ganz geringen Umlagen zu den Realstcuern die an sich geringeren Bedürfnisse decken können. Diese eigenartigen wirtschaftlichen Verhältnisse sind natürlich mitbestimmend für die soziale Struktur der Bevölkerung. Steyr ist die Stadt der Arbeiter, die auf einen unsicheren Erwerb angewiesen, im erwerbsunfähigem Alter in die Armenunterstützung der Gemeinde treten. Vier Fünftel der erwerbstätigen Bevölkerung dieser Stadt sind ohne Altersversorgung, ohne Pcnsionsbezügc. Es ist daher klar, daß das Fürsorgewesen der Gemeinde ungeheure Lasten zu tragen hat, jedenfalls Lasten, die in keinem Verhältnis zur Größe der Stadt oder zu ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit stehen. Zusammenfassend kann also über dieses Kapitel folgendes gesagt werden: Steyr hängt wirtschaftlich von einem Unternehmen ab, der Lebensstandard nicht nur der proletarischen, sondern auch der übrigen Bevölkerung steht und fällt mit diesem Unternehmen, die Autofabrik ist fast der einzige für die Gemeinde in Betracht kommende Steuerträger, dem gegenüber alle anderen Unternehmungen von verschwindender Bedeutung sind. Die überwältigende Masse der Bevölkerung, mindestens vier Fünftel, ist als nicht steucrkräftig zu bezeichnen, sie verliert jede Steuerkraft, wenn in der Autofabrik ein Rückschlag zu verzeichnen ist. Ein besonderer Entgang an Stenern durch die Autofabrik ist nie und nimmer und nirgends hereinzubringen, ja er muß jedesmal die Gemeindeverwaltung ins Wanken bringen, da verminderten Einnahmen wesentlich erhöhte Ausgaben gegenüber stehen. Die besonderen kommunalwirtschaftlichen Verhältnisse. Es ist schwer, über dieses Kapitel zu schreibe», ohne ein bitteres Urteil über die früheren Gemeindeverwaltungen zu füllen. Es wird wohl wenige Städte von der Größe und Bedeutung Steyrs geben, die ihre kommunalen Aufgaben nur aus Steuergeldern zu decken gezwungen sind. Es gibt in dieser Stadt kein städtisches Elektrizitätswerk, kein städtisches Gaswerk, fein städtisches Wasserwerk — um nur die wichtigsten kommunalen Unternehmungen zu nennen — ja unverständliche Verträge der Vergangenheit haben dafür gesorgt, daß beispielsweise ein Elek­ trizitätswerk nie in den Besitz der Gemeinde kommen wird. Die Gemeinde hat also außer ihren Steuerquellen keine wie immer geartete Möglichkeit, sich besondere Einnahmen zu verschaffen; die Gemeinde hat allerdings Beteiligungen bei Unternehmungen gesucht, aber die Einnahmen aus dem bescheidenen Aktienbesitz der Gemeinde können natürlich nicht in die Wagschale fallen. Steyr ist eine uralte Stabt. Es ist daher selbstverständlich, daß gerade die Adaptierungen der int städtischen Besitz befindlichen 103 Objekte ganz unverhältnismäßig hohe Kosten verschlingen, ohne daß die Stadtverwaltung daran denken kann, Neues zu schaffen. Es müssen ungeheure Summen ausgegeben werden, um nur die — vielleicht künstlerischen und historischen Wert besitzenden — alten Gebäude zu erhalten. Ebenso ist es bei den Brücken, deren die Gemeinde 27 zu erhalten hat. Über dieses Kapitel ist zusammenfassend zu sagen: Wenn früher die Gemeindeverwaltung mit den Steuererträgnissen allein das Auslangen finden konnte — allerdings auf Kosten der Entwicklung der Stadt —, so ist dies heute nicht mehr möglich. Und darin liegt das Finanz­ problem dieser Stadt, die Einnahmen ans den Steuererträgnissen sind zu gering, um die Auf­ gaben der Gegenwart im notwendigsten Ausmaße zu erfüllen.

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