Stadt Steyr und der Weltkurort Bad Hall

118 Steyr. Die Gemeinde hat ferner keine Opfer gescheut, um neue Industrien ins Leben zu rufen, die freilich unter dem Druck der gegenwärtigen Absatzkrisc schwer kämpfen und deren Entwicklung noch nicht gesichert erscheint. Die Gemeinde ist endlich bereit — und das soll ja auch der Zweck dieser Zeilen sein, Interessenten in dieser Hinsicht aufmerksam zu machen — aussichtsreiche Industrien nach Möglichkeit zu fördern. Steyr ist eine Stadt der Arbeiter. Die Altersversorgung ist in Österreich noch nicht durch­ geführt. Die alten, müden Menschen müssen daher den Lebensabend in den Versorgungshäusern der Gemeinde zubringen. Die Gemeinde, die nicht nur ein Wirtschaftskörper, sondern auch ein soziales Gebilde ist, hat daher die Pflicht, dem Fürsorgewesen eine besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Soweit die finanziellen Mittel ausreiche», ist die Gemeinde ihren Verpflichtungen nachgekommen, obzwar auf diesem Gebiete in unserer Stadt noch ungeheuer viel zu leisten sein wird. Der Kommunalpolitiker, der über Steyr schreibt, darf nicht unerwähnt lassen, daß die früheren Stadtverwaltungen, abgesehen von der damals üblichen kommunalpolitischen Einstellung zu den öffentlichen Problemen überhaupt, in Steyr im besonderen schwere Unterlassungssünden begangen haben, die heute ungleich schwieriger gutzumachen sind. So hat man cs in Steyr unterlassen, Betriebe, die zu den Monopolbetrieben einer Gemeinde gehören, wie Gaswerk, Elektrizitätswerk, zu errichten. Diese ureigensten Gemeindeunternehmungeu sind in Steyr in privatkapitalistischen Händen, sodaß die Gemeinde lediglich auf die Einnahmen aus Steuern angewiesen ist. Diese Tatsache muß festgestellt werden, weil sie dem Fachmann die ungeheuren Schwierigkeiten einer solchen Stadtverwaltung zeigt. Die nachfolgenden Aufsätze, die die Aufbauarbeit der Gemeinde Steyr nach dem Kriege dartun sollen, werden zeigen, daß unter Berücksichtigung der außerordentlichen Verhältnisse in dieser Stadt manches, vielleicht sogar vieles geschehen ist, aber all das reicht nicht aus, um die Versäumnisse der Vergangenheit und die Wunden, die der Weltkrieg geschlagen hat, gutzumachen. Es wird noch jahrzehntelanger, schwerer Arbeit bedürfen, um die so schöne, künstlerisch viel­ leicht einzigartige Stadt so auszugestalten, wie man cs von einer modernen Stadt verlangen kann. Dazu bedarf es aber vor allem auch der Einsicht der maßgebenden öffentlichen Körper­ schaften. Insbesondere muß die Finanzgesetzgcbung des Bundes endlich so gestaltet werden, daß die Keimzellen des Staates, die Gemeinden, ihre verbriefte wirtschaftliche und finanzielle Autonomie auch betätigen können. An dem ehrlichen Wollen und Arbeiten der Gemeindevertretung und der gesamten werktätigen Bevölkerung der Stadt Steyr wird cs wahrhaftig nicht fehlen.

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