Stadt Steyr und der Weltkurort Bad Hall

108 Steyr. und daß in diesem Typus auch der Eigenart der weiblichen Jugend, die in eigenen Parallel­ klassen zusautmengefaßt wird, vor allein in der Auswahl des Bildungsgutes, im Lchrvorgang und in der Einführung von den Mädchen entsprechenden Gegenständen Rechnung getragen wird. Der neue realgymnasiale Lehrplan enthält folgende Gegenstände: Religion, deutsche, lateinische, französische und englische Sprache, Geschichte, Geographie mit allen Nebenzweigen, wie Verkehrs­ und Wirtschaftsgeographie, Bürgerknnde, Volkswirtschaftslehre, Mathematik, geometrisches Zeichnen, darstellende Geometrie, Naturgeschichte mit besonderer Berücksichtigung der Hygiene und der Ge- suudheitslehre, Chemie, Naturlehre, praktische naturgeschichtliche, physikalische und chemische Übungen, Freihandzeichnen, Schriftpstege, Kurzschrift, Turnen und Jugendspiele, Handfertigkeitsunterricht, weibliche Nadelarbeiten, Gesang und Musik. Daß mit dieser Umwandlung aber tatsächlich einem allgemein anerkannten Bedürfnisse sowohl der Stadt Steyr als auch ihrer näheren und weiteren Umgebung entsprochen wurde, zeigt die Tatsache, daß die Schülerzahl sich seit dem Jahre 1924 geradezu verdoppelte, denn die Steyrer Mittelschule wird derzeit von über 360 Schülern, worunter sich über 100 Mädchen befinden, besucht. Infolge dieses hohen Schülerstandes mußten fünf Parallelklassen errichtet werden, so daß die Anstalt jetzt zwölf Klassen zählt. Aus diesem schnellen Anwachsen ist aber auch zu ersehen, daß die Eltern trotz aller Ent­ behrungen eine gute Schulausbildung ihrer Kinder als das beste und zumeist auch einzige Erb­ gut betrachten, das sie ihren Kindern für den Lebensweg mitgeben können. Mit der steigenden Schülerzahl wuchs demgemäß auch der Lehrkörper, welcher außer dem Direktor 23 Lehrkräfte zählt, unter denen sich mit Rücksicht auf die die Anstalt besuchenden Mädchen auch vier weibliche Lehrkräfte befinden. Direktion und Lehrkörper sind in engster Zusammenarbeit an dem inneren Ausbau der Schule tätig. Den Begabungsrichtungen der Schülerschaft wird so weit als möglich Rechnung getragen und die Arbeitsfreudigkeit und Leistungsfähigkeit wird durch freiere Gestaltung des Unter­ richtes mittels Arbeitsgemeinschaften (wie praktische Schülerübungen, besonders in den natur­ wissenschaftlichen Fächern) zu erhöhen gesucht. Auf die körperliche Ertüchtigung der Schüler, auf die Heranbildung einer gesunden Jugend wird seit jeher ein besonderer Wert gelegt. Seit den letzten Jahren sind durch Verfügungen der obersten llnterrichtsbehörde wöchentlich ein verbindlicher Freiluftnachmittag und außerdem mehrere halb- und ganztägige Wandertage vorgeschrieben. In der richtigen Erkenntnis, daß „Spiele und Wanderungen, Schwimmen und Winterübungen dem Jngcndlcben nicht ohne Schaden fehlen können", wie es in den behördlichen Erlässen heißt, wird auf die Jugendspiele und auf volks­ tümliche, den Altersstufen der Jugend angepaßte körperliche Übungen ganz besonders gesehen. Im engsten Zusammenhange mit den Maßnahmeir für die körperliche Ertüchtigung stehen auch die schulärztlichen Maßnahmen; seit dem Schuljahre 1922 führt ein eigener Schularzt all­ jährlich die schulärztliche Überwachung des Gesundheitszustandes der gesamten Schülerschaft durch. In allen Bestrebungen werden Direktor und Lehrkörper von der „Eltcrnvereinigung" unter­ stützt, welche die überaus wertvolle Verbindung zwischen Schule und Haus darstellt und schon vielfach wertvolle Dienste geleistet hat. Um der Bevölkerung den Besuch der Steyrer Mittelschule durch ihre Kinder mit nur ver­ hältnismäßig geringen Kosten zu ermöglichen, befindet sich in der Anstalt eine „Schülerlade", welche seit ihrer Gründung im Jahre 1871 schon vielen braven und bedürftigen Schülern das Studium ermöglicht hat. Auch hier hat, wie auf dem Gebiete des Unterstütznngswesens überhaupt, die Nach

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2