Stadt Steyr und der Weltkurort Bad Hall

Das Mittelschulwesen in Steyr. Bon Rcalgymnasialdirektor Anton Rimmer. Die älteste höhere Lehranstalt der Stadt Steyr ist die Realschule, die gegenwärtig in der Umwandlung in ein Realgymnasium begriffen ist. Die Steyrer Mittelschule reicht schon in die Mitte des 16. Jahrhunderts zurück, als zur Zeit der Reformation wahrscheinlich um 1531 die protestantischen Bürger der Stadt eine lutherische Lateinschule gründeten, die aber mit der Durch­ führung der Gegenreformation im Jahre 1624 ihr Ende fand. Erst 1632 errichteten die nach Steyr gekommenen Jesuiten ein Gymnasium. Die Aufhebung des Jesuitenordens im Jahre 1773 machte auch dieser humanistischen Lehranstalt ein Ende. Neunzig Jahre fast hatte Steyr keine höhere Schule, alle Versuche während dieser Zeit, eine solche zu erlangen, waren vergeblich. Erst im 19. Jahrhundert erhielt Steyr wieder eine Mittelschule und zwar eine Realschule, eine Schul­ art, deren Vorgeschichte vor allem auf das höhere Schulwesen Deutschlands im 18. Jahrhundert zurückgeht. Im Jahre 1849 wurde in Verbindung mit der damaligen Kreishauptschule eine unselb­ ständige zweiklassige Realschule errichtet, die aber den Bedürfnissen des wirtschaftlichen Lebens auf die Dauer nicht entsprechen konnte. Als nun nach den Ereignissen des Revolutionsjahres 1848 die Neuorganisation des österreichischen Mittelschulwesens erfolgte und der am 6. September 1849 verlautbarte Organisationsentwurf für Gymnasien und Realschulen diese freilich vorerst nur zu einer sechsklassigcn Mittelschule umgestaltete, begannen, besonders nach der Lehrplanänderung im Jahre 1869, welche die Realschulen zu einer allgemein bildenden siebenklassigen Mittelschule mit dem Rechte, Reifeprüfungen abhalten zu können, ausgestaltete, bald auch in Steyr die Bestrebungen nach einer vollständigen Realschule einzusetzen. Zunächst konnte am 3. Oktober 1862 in dein Gebäude des ehemaligen Jesuitenkollegiums am Michaelerplatze (wo sich heute noch die Steyrer Mittel­ schule befindet) eine k. k. selbständige dreiklassige Unterrealschule eröffnet werden, nachdem die Stadt- gemeinde Steyr sich dem Staate gegenüber verpflichtet hatte, die Kosten für die sachlichen Be­ dürfnisse, für Schulgebäude, Lehrmittel und Dienerschaft zu übernehmen. Der Wunsch der Steyrer Bürgerschaft nach einem allmählichen Ausbau in eine vollständige siebenklassige Realschule wurde endlich nach langen und vielen Bemühungen von seiten aller maßgebender Faktoren endlich am 24. Juni 1872 verwirklicht. Nun entwickelte sich die Anstalt immer mehr und mehr und erreichte ihren Höhepunkt im Jahre 1875, in welchem Jahre sie vollständig geworden war und als solche die erste Reifeprüfung abhalten konnte. Verhängnisvoll für die weitere Entwicklung der Steyrer Mittelschule wurde das Jahr 1887, als infolge des in Österreich im allgemeinen und auch in Steyr sich besonders bemerkbar machenden Rückganges in der Frequenz der Realschulen über An­ ordnung des damaligen Unterrichtsininisters Gautsch die Oberklassen der Realschule aufgelöst werden mußten, so daß von 1890 bis 1893 auch keine Reifeprüfungen abgehalten werden konnten. Erst den unablässigen Bemühungen des damaligen Direktors Josef Berger gelang es, daß vom Schuljahre 1891/92 angefangen die Steyrer Realschule durch die allmähliche Eröffnung der Ober­ klassen wieder zu einer vollständigen Oberrealschule erweitert werden konnte. 14

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