Steyr Bildführer 1969

Anlage und Herkunft der Stadt Es gibt nur noch wenige Städ te, die sich den Einflüssen unseres n euen Lebensstiles derart weitgehend zu en tziehen und ihr in vielen Jahrhunderten geformtes Wesen so unver- fälscht zu hewahren vermochten wie Steyr. Darum ist auch der Besucher, den irgendein Grund wie zufällig in diese vom Verkehr abgelegene Stadt führt, überrascht von deren Schönheit. Die Forderungen unserer Zeit haben vor ihren Toren sozusagen verlegen Halt gemacht und die Altstadt sowie ihre beiden an Al ter ebenso ehrwür.digen Vorstädte Ennsdorf und Steyrdorf so gut es eben ging unberührt gelassen. Zwar, das Katzenkopfpflaster auf dem weiträumi- gen Stadtplatz, der wohl der schönste in ganz Osterreich ist, mußte weichen, die Straßenbeleuchtung ist auf eine sehr glückliche Weise dem Gesamtbild eingeordnet worden, die zahlreich erneuerten Geschäftsläden entsprechen in der Art ihrer Gestaltung ungeachtet der Anpassung an die ge- gebenen, oft sehr beschränkten Platzverhältnisse durchaus dem verwöhnten Geschmack unserer Tage, aber alle diese Veränderungen und Zugeständnisse an die neuen Lebens- formen werden als organisches Wachstum ·empfunden, sie s tören in keiner Weise das liebe, alte Bild, denn die Straßen und Gassen selbst blieben wie sie waren, eng und krumm, die edlen Fassaden der Patrizierhäuser blicken still und vornehm wie ehedem, die vielen verträumten Höfe schlafen weiterhin in den lautgewordenen Tag hinein, und über enge Stiegengäßchen steigt man noch immer mühsam genug zur nächsten Geländeterrasse hinan. Daran kann auch das begreifliche Bedürfnis modernen Verkehrs nichts ändern, denn die Ufer der Enns und der Steyr und die um ihren Zusammenfluß sich aufbauende Terrassenlandschaft aus den Eis- und Zwischeneiszeiten verbieten die so notwendig gewordenen Erweiterungen und Verbreiterungen. Was mit unserer Zeit empfindet und denkt, muß sich außerhalb des 7