Steyr Bildführer 1969

die durch Vielgestaltigkeit und Prachtliebe überraschen. Höchst eigenartig ist der Hof des Hauses Nr. 3 3, überaus eng und mit Schwibbogen gegen das Nachbarhaus abgestützt. Die Säulen des oberen Arkadenganges sind ausnahmsweise einmal aus Holz. Das Haus S t a d t p l a t z N r. 2 9 war das ehemalige Stadthaus, worauf schon sein vornehmer Ar k a d e n h o f und ein schones M a r m o r t ü r g e w ä n d e aus 1539 hinweist. Daran schließt das jetzige Rathaus, die Mitte des Stadt- platzes einnehmend, ein sehr formenedles Bauwerk des österreichischen Rokoko, mit einem reizenden Tu r 111 - h e l 111. Sein Schöpfer ist der bedeutende Steyrer Baumeister Gotthard Ha y b e rg e r (1695 bis 1764), dem wir auch die Bibliotheksäle der Stifte Admont und St. Florian verdanken. Neben seiner umfangreichen künstlerischen Tä- tigkeit war Hayberger nebenher noch Stadtkämmerer, Stadt- richter und ab 1759 bis zu seinem Tode Bürgermeister von Steyr. Um den etwas vorspringenden Turm des Rathauses ordnen sich hohe, mit Geländer und Statuen geschmückte Seiten- flüge l, deren Fensteröffnungen reich umrahmt und mit schmiedeeisernen Gittern versehen sind. Auch das Eingangs- tor und das Brüstungsgitter des darüberliegenden Balkons sind sehr prachtliebend, aber zugleich sehr geschmackvoll gesta ltet. Ein besonderes Schmuckstück aber ist der Helm des Turmes, der seinesgleichen nicht hat. Das Rathaus wurde im Jahre 1771 vollendet. Seine Fassade ist als beherr- schendes Zentrum des weiten Stadtplatzes meisterhaft emp- funden und einkomponiert und ist eines der schönsten Baudenkmäler Osterreichs. Das städtische Archiv birgt wert- volle Urkunden und Ratsprotokolle, di e bis ins Jahr 1569 in nahezu ununterbrochener Folge zurückreichen. Die älteste 66

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