Steyr Bildführer 1969

Meister an der Orgel, erklang im edlen Innenraum der Stadtpfarrkirche, Teile der letzten Sinfonien, insbesondere der achten, entstanden in dieser Abgeschiedenheit, und in Steyr wurde auch das erste Brucknerdenkmal überhaupt enthüllt. Der Meister ist in einer Haltung wiedergegeben, als horche er den vertrauten Klängen der nahen Chrismann- Orgel. Anton Bruckner hat den größten Teil seiner Sommerferien in den letzten zehn Jahren seines Lebens in Steyr verbracht und wollte auch auf dem Taborfriedhof begraben sein, falls die erbetene Bestattung unter der großen Orgel zu St. Florian nicht durchführbar gewesen wäre. Der jeweilige Chorregent wohnte im sogenannten M e s n e r h aus e nahe am Nord- portal der Kirche, zu dem wir jetzt hinüberschreiten. Es ist ein uraltes, gotisches Gebäude, dessen nördliche Hausfront tief in die Pfarrgasse hinabsteigt und dessen Südseite eine überaus reizvolle Gestaltung aufweist. Ein gedeckter Stiegen- aufgang, eine mit Vorbau versehene spätgotische Eingangs- tür, ein anschließendes Tor mit schönem Ren a iss an c e - g i t t e r, das in die Pfarrgasse hinabführt und ein Flieder- gärtchen an der ehemaligen, mit vielen Epitaphien ver- sehenen Friedhofsmauer vereinigen sich zu einem zauber- haften Anblick, der völlig vergessen läßt, daß wir im Zeitalter der Technik und des Tempos leben. Anton Bruckner ist diese Wege oft gegangen, denn hier wohnte ja sein Freund, der hervorragende Chorregent Franz Bayer, den der Meister für den tüchtigsten von Oberösterreich hi elt. Steyr war schon im Mittelalter der Musik überaus zugetan. Sogar in einem Meisterlied aus Straßburg (1597) werden die Steyrer Meistersinger gerühmt, und während der Refor- mationszeit wirkte in den .Jahren 1609 bis 1625 in dieser Stadt Pa u l Peu r l, der als Schöpfer der Variationen- suite bekannt geworden ist, als Organist. 56

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2