Steyr Bildführer 1969

Wir sind nun unmittelbar beim Brückenkopf und könnten unseren Weg zur Stadt nehmen. Aber einige Schritte in die uns gegenüber zur ·Brücke führende Ha r a t z m ü l l e r - s traß e vervollständigen das Bild von der al ten Vorstad t „Ennsdorf". ,,Straße" ist eigentlich zuviel gesagt, denn s ie ist fast ebenso eng und krumm wie die eben verlassene Kollergasse. Aber die Bürgerhäuser sind höher und mäch- tiger und ungemein malerisch durch Torvorbauten und Schmiedeeisenschilder. Besonders schön ist die Barockfassade des Hauses Nr. 4 mit Mittelerker und Fensterkörben. An dieser al ten Poststraße nach Wien waren einst Fischer seßhaft, später auch Hafner (schon 1302 erwähnt) und Lederer. Nr. 32 ist das Geburtshaus des Hofopernsängers loh an n Michael V o g l, der am 10. August 1768 als Solm eines Greißlers und Schiffsschreibers zur Welt kam und als berühmt gewordener „Hofoperist" sich so warm des Liederschaffens Franz Schuberts annahm. Die 1914 an diesem Hause enthüllte Gedenktafel schuf Professor Leo Zimpl. Im Hause Johannesgasse 7, der ersten rechts abzweigenden, ebenfalls sehr alten Gasse, die mit dem im zweiten Welt- krieg bombenzerstörten Johannestor abschloß, wurde am 4. November 1791 der nach Valentin Preuenhuber bedeu- tendste Geschichtsschreiber der Stadt geboren, Franz X a ver Pr i t z. Er gehört zu den namhaf testen Histori- kern des Stiftes St. Florian, war Professor für orientalische Sprachen in Linz und gab 1837 auch eine „Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyr und ihrer nächsten Umgebungen" heraus. Zuletzt als Pfarrvikchar in Ansfelden, dem Geburts- orte Anton Bruckners, tätig, verschied er dort am 22. März 1872. Wollten wir der Haratzmüllerstraße noch weiter fo lgen, so gelangten wir, an einer gotischen Wegsäule mit Kreuzi- gungsrelief beim Haus Nr. 41 vorbei, immer das Ufer der Enns entlang, zu einem reizvollen, 1625 zu einem Adelssitz 16

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