48 Die Strafanstalt in Garsten. Dieselbe ist für 800—900 Sträflinge einge¬ richtet und steht unter der Leitung eines Directors, welcher der Staats=Anwaltschaft beim Kreisgerichte Steyr untergeordnet ist. Männer, welche ein fach¬ wissenschaftliches Interesse am Gefangenwesen haben, erhalten von dieser Behörde leicht die Erlaubniß zur Besichtigung. Die Gefangenen, bei welchen Ketten nur mehr als Disciplinarstrafe auf kürzere Zeit in Anwen¬ dung kommen, werden des Nachts in gemeinsamen Schlafarresten verwahrt und arbeiten des Tages in eignen Arbeitssälen. Es werden verschiedene Industrie¬ zweige, namentlich die Erzeugung von waschbaren Goldleisten, von Posamentirwaaren, Bürstenbinder¬ Artikeln, Schuhen und Kleidern, letztere vorzüglich für den Hausbedarf, betrieben. Ein Theil der Sträf¬ linge wird auch zu Feldarbeiten unter Wacheaufsicht verwendet. Es besteht das System, die Arbeits¬ kräfte gegen fixe Preise an Pächter zu überlassen. Der Verdienst des arbeitenden Sträflings wird nach einer bestimmten Norm theils zu dessen Verpflegs¬ kosten verwendet, theils ihm aufbewahrt und bei der Entlassung eingehändigt. In dem ehemaligen Prunksaale des Stiftes mit einer prachtvollen Aufgangstreppe und Vorhalle be¬ findet sich die Kirche der Strafanstalt, neben der¬ selben das Spital der Sträflinge, unterhalb im selben
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