953 Auf den Standort des Sitzes verweist auch die Überlieferung des Grundbesitzers (Fam. Hager vom Brandlgut in Straßwitraun 7), der in der 2. H. d. 1970er Jahre die Rudimente eines runden Turmes angeschnitten hat. Die etwas eigenartigen Fundumstände wurden von Josef Reitinger in den Fundberichten Österreichs (FÖ 22) dokumentiert: "Der Landwirt Hager, vulgo Brandl, in Straßwitraun hat vor „einigen Jahren“ an der Straße zwischen Straßwitraun und Thal nach der Grundzusammenlegung die neu geschaffenen Wiesenparz. 442 und 441 etwas planiert. Dabei stieß er an der Grenze zwischen den beiden Parzellen auf eine runde Grundmauer mit einem Durchmesser von etwa 5.0 m, einige Eisenbehälter (?) und einen Pferdeschädel. Die Planierungsarbeiten wurden ohne Verständigung des BDA raschest fortgesetzt, um nicht gestört zu werden. Die angefahrenen Mauern wurden vermutlich zerstört. In der Bevölkerung gibt es noch ganz dunkle Erinnerungen an eine ehemalige Wasserburg. Diese Überlieferung ist richtig. Der Lokalhistoriker J. E. Lamprecht hat in einem handschriftlich erhaltenen Manuskript (Oberösterreichisches Landesmuseum, Ms. 113, mit dem Titel „Streifzüge und Untersuchungen verschiedener Umwallungsorte des unteren Innviertels“), das vermutlich vor etwa 100 Jahren verfaßt wurde, festgehalten, das an den Abhängen des „Schwarzen Berges“ vor 40 Jahren (also um etwa 1830) noch ein von einem Ringweiher umgebener „Burgstallhügel kleinerer Art“ und drei Fischweiher sichtbar waren. Lamprecht schreibt, daß aber zu seiner Zeit die Anlage bereits völlig einplaniert war und daß im Gelände nichts mehr zu sehen ist. Der unmittelbar hinter der Fundstelle ansteigende, bewaldete Höhenrücken heißt heute im Volksmund noch „Schwarzer Berg“. Wenn die oben erwähnten Berichte aus jüngster Zeit richtig sind, dürfte bei den erwähnten Planierungsarbeiten das Fundament eines runden Turmes angeschnitten worden sein, so daß es sich möglicherweise bei diesem Burgstall schon um eine gemauerte Anlage gehandelt haben dürfte. Lamprecht hat in seinem Manuskript mitgeteilt, daß schon etwa 790 Witaruna als ein zu Passau gehörender Besitz urkundlich genannt wird (Urkundenbuch des Landes ob der Enns, Bd. I, Seite 449) und daß im 12. Jh. die Herren von Witerun, die Ministerialen der Grafen von Fornbach-Neuberg, hier ihren Sitz hatten. Im Jahre 1158 begleitete Eberhardus Witerun seinen Herrn, den Grafen Egbert den lll. von Neuberg, auf seinem Zug nach Mailand und fand dort den Tod. Seither wird das Geschlecht der Witerun nicht mehr genannt. Nachdem bei den Planierungsarbeiten gemauerte Fundamente festgestellt wurden, ist es zweifelhaft, ob die Anlage schon um 1200 völlig verfallen und abgekommen ist. Heute ist im Gelände vom Ringweiher des Burgstalles und von den ehemaligen drei Fischteichen nichts mehr zu sehen. Das Manuskript von Lamprecht ist mit einer Lageskizze ausgestattet, in der sowohl die Fischteiche als auch der Burgstall sorgfältig eingezeichnet sind. Lamprecht muss sie also noch vor der Einplanierung persönlich kennengelernt haben.“ Dem Fundbericht von Josef Reitinger haftet indes das Manko an, als der Landesarchäologe eine Parzellennummer verwechselt hat. Die angeführte GST-NR 441 ist falsch, die Fundstelle lag nach Auskunft des Grundbesitzers (Fam. Hager) an der Grenze der GST-NR 442 zur 394. Hier schneidet ein neuer Bringungsweg durch den nördlichen Teil der ehem. Wasserburg (GST-NR 444), bei dessen Bau man offensichtlich die Mauerreste entdeckt hat. Der ältere Bringungsweg befand sich weiter nördlich und führte an der ehem. Wasserburg vorbei. In den historischen Orthofotos von 1953 und 1998 sowie in den modernen ALS-Geländemodellen sind spärliche Spuren der eingeebneten Wasserburg erkennbar. B. STRNADT 1868, 230 LAMPRECHT 1870/76 LAMPRECHT 1877, 25f. SCHIFFMANN 1935b, 466 u. 550 SCHIFFMANN 1940, 454 REITINGER 1968, 93f. NEWEKLOWSKY 1973b, 143 FÖ 22, 1983, 332 POLLAK 2015, 191 DEHIO 2020, 313 https://de.wikipedia.org/wiki/Burgstall_Stra%C3%9Fwitraun C. Planskizze von Johann Lamprecht (Tab. F, Fig. IIII) D. 48115 KG Jagern, GST-NR 442, 394, 444 (Wegparzelle)
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