Kritische Anmerkungen zum Historisch-topographischen Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze OÖ

952 7 OG Enzenkirchen M/7/1a Witraun I (Straßwitraun) M/7/1 Witraun: Das Erdwerk des Sitzes Witraun, O. Straßwitraun, KG. Jagern, wurde um die Mitte des vorigen Jh. eingeebnet und die Teiche verfüllt, die Lagestelle befand sich auf den Grundparzellen Nr. 1510, 1509 und 1491. Ca. 1130 Wolfganc frater Alberonis de Witrun; ca. 1140 Helmbertus de Witerun miles Ekkeberti II. comitis de Neuburg; ca. 1200 Wicpoto frater Engelscalci de Witerun. Quellen: oöUB I/634, 724 und 767. Lit.: Lamprecht, Archäologische Streifzüge (oöLA, Bibl. I/93); Strnadt, Peuerbach, S. 230; Lamprecht, Rab, S. 25. Lage: 26,6 v.o., 12,8 v.li.o. (30). (Originaler Datensatz von N. Grabherr). A. Irritierend an dem Eintrag ist schon einmal, als sich die Koordinaten und die Lagebeschreibung mit Parzellennummern erheblich widersprechen. Die Blattschnittkoordinaten verweisen auf das Areal beim Anwesen vulgo Langengut zu Linden in Schwarzenberg 7 (KG Enzenkirchen, GST-NR 2217, 1009/2). Die aus der Urmappe gewonnenen Parzellennummern (1510, 1509, 1491) verweisen jedoch auf das Areal südöstlich der Ortschaft Straßwitraun. Die doppelte (!) Fehlverortung ist erstaunlich, da die tatsächliche Lagestelle des Sitzes Witraun von Johann Lamprecht in einer guten Planskizze festgehalten wurde. Diese Skizze liegt sogar im Oö. Landesarchiv, dem einstigen Dienstgeber von Norbert Grabherr, auf.166 Es verwundert, dass der Wirkliche Amtsrat die Skizze nicht zur Lokalisierung des Sitzes herangezogen hat. In der Urmappe ist der Burgstallhügel überdies als bewaldete Kuppe deutlich erkennbar (Parz. Nr. 1568 des Franz. Kat.). Johann Lamprecht hat auch eine gute Beschreibung der Fundstelle verfasst, anhand derer man den Sitz exakt lokalisieren kann: „Burgstall Witraun bei Enzenkirchen. Tab: F. fig. IIII. An der von St.Willibald nach Enzenkirchen leitenden Strasse – ehemals des heil. röm. Reiches - unweit der Ortschaft Strass-Witraun, war vor 40 Jahren noch, an den Abhangen des Schwarzen-Berges, ein aus einem Moosgrunde emporragender, mit Gestrüpp überwachsener Burgstallhügel kleinerer Art ersichtlich, welcher ein kleines Schlößchen trug, von einem Ringweiher umflossen, mit welchem noch 3 andere Fischweiher, von denen die Einschlußdämme noch erkennbar sind, in Verbindung standen. Aus dem Fuße des Schwarzen-Berges wachsen 5 geradlinige Gräben u. korrelative Wallaufwurfe, 18‘ hoch, heraus, u. verlaufen gegen den ehemaligen Burgstallraum; zu welchem Zwecke diese Aufwürfe einstmals gedient haben mochten, ist nicht erklärbar. Der Burgstallhügel wurde abgeführt, u. mit dem Materiale desselben der Ringweiher zugefüllt; der ganze Raum umher, so wie die ehemaligen Fischweiher wurden zu Wiesen eingeebnet. Schon um das J. 790 wird Witeruna als ein zum Hochkirche Passau gehörendes Besitzthum genannt. Im 12. Jahrh. saßen auf diesem Schlößchen die Herren v. Witerun, Ministerialen der Grafen von Formbach-Neuburg, von denen Eberhardus de Witerun im J. 1158 seinen Herrn, Grafen Ekbert III. von Neuburg, nach Mailand begleitete, u. dort seinen Tod fand. Von a. 1200 an schweigt die Geschichte von den Edlen von Witraun.“ Die Zerstörung der kleinen Wasserburg dürfte bereits in den 1830er Jahren erfolgt sein. Nach Autopsie von Josef Reitinger (Oö. Landesmuseum) war der Burgstallhügel nach seiner Planierung nur mehr als ganz geringfügige Geländeerhebung im sumpfigen Gelände erkennbar. Fünf bewaldete, tiefe Gräben nördlich des Burgstalles, die Lamprecht als weitere Befestigungen gedeutet hat, sind nach Ansicht des Landesarchäologen als Erosionsrinnen zu taxieren. 166 Anmerkung: Die Lamprecht-Skizzen liegen auch im Oö. Landesmuseum und im Stadtmuseum Schärding auf.

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