941 4 OG Diersbach M/4/1 Diersbach (Tiersbach) M/4/1 Diersbach: Die Pfarrkirche, der Ortsfriedhof und einige Häuser des Dorfes Diersbach, KG. Schwabenhub, sind auf einem, aus dem Hochplateau herausgeschnittenen Hügel erbaut. Tiefe Gräben umziehen die Anlage, welche wahrscheinlich dem Frühmittelalter zuzurechnen ist und mit der - bislang nicht lokalisierbaren - curtis regia Swindilenbach ident sein dürfte. Dafür spräche auch die zu so einer Anlage korrespondierende Wehranlage bei Unterdobl (beide KG. Schwabenhub), deren Erdwerk den Bh. Fraundoppler in sich einschließt (siehe 4/2). 885 VIII.25 curtis regia Swindilenbach. Quelle: MG DD Germ. Karol. II/205, Nr. 128 und oöUB II/27. Lit.: Lamprecht, Archäologische Streifzüge (oöLA, Bibl. I 93). Lage: 19,4 v.o., 1,7 v.r.o. (29). (Originaler Datensatz von N. Grabherr). A. Norbert Grabherr interpretierte die angeblichen Befestigungen, die sich rund um die Pfarrkirche hl. Martin in Diersbach befinden sollen, als Reste der frühmittelalterlichen Pfalz curtis regia Swindilenbach. Der ursprüngliche Bericht von Johann Lamprecht beschrieb jedoch die Rudimente eines antiken Kastells, das das Diersbachtal bewacht haben soll: „Burgstall Dirsbach. Tab: E. Fig: I. Bei aufmerksamer Beachtung der Terraingestaltung um den Pfarrort Dirsbach herum wird man sich kaum der Vermuthung erwehren können, daß an der Stelle, wo jetzt die Pfarrkirche u. der dieselbe umschließende Friedhof sich befinden, einst ein das Tirsbach-Thal bewachendes Kastellum gestanden sei, welches von mehreren, theils von Natur gebildeten, theils künstlich ausgeworfenen Wehrgräben umzogen, und, nach dem ziemlich beträchtlichen Umfange der Verschanzung zu schließen, keinesfalls von untergeordneter Bedeutung war. Gegen Nord, Nordwest u. West gaben die steilen Abhänge die natürliche Schutzwehr des Kastells, u. im Süden u. Osten wurden Gräben gezogen, welche mit der nordwärtigen Thalschlucht in Verbindung, das Festungswerk gegen Osten u. Süden schützten. Südlich auf der Höhe, u. bei Schwabenhub befanden sich die zum Kastelle correlativen Hochwarten - speculae -, mit der Aussicht über das Pramthal, zum Hochschachen-Berg u. zur nordöstlichen Bergkette. Südöstlich von Dirsbach setzten sich die Verschanzungen über die heutigen Örtlichkeiten: Frohntobel – heute noch ringartig von Gräben umschlossen – und Unterntobel in einer fast ununterbrochenen Verkettung bis Sigharting, u. von dort bis Rab u. Zell fort, so daß mit Recht behauptet werden mag, zur Römerzeit sei das ganze Land eine zusammenhängende Kette von Befestigungen, u. ein combiniertes Netz von Schutzwehren gewesen, dazu angelegt, um die eingesessene norische Bevölkerung kräftigst niederhalten zu können.“ Die Pfarrkirche hl. Martin liegt zwar auf einem auffälligen Sporn oberhalb der Talniederung des Diersbaches, die seinerzeit als Teil einer Wehranlage eingestuften Gräben sind aber aufgrund der Auswertung der ALS-Daten als natürliche Terrainformungen (sog. Erosionsrinnen) anzusprechen. Funde und Befunde, die den Bestand eines römischen Kastells belegen könnten, liegen nicht vor. Aber auch die von N. Grabherr vermutete curtis regia Swindilenbach ist nicht nachweisbar. Die Wandlung des Namens Swindilenbach auf Tirspach ist nach Ansicht des Etymologen Karl Hohensinner völlig undenkbar. Eine frühmittelalterliche Pfalz hätte entsprechende Geländemerkmale sowie Fundgegenstände hinterlassen müssen, diese sind aber nicht vorhanden. B. LAMPRECHT 1870/76 SCHIFFMANN 1935a, 196 REITINGER 1968, 60 DEHIO 1977, 49 WIESINGER 1994 DEHIO 2020, 239ff. C. Planskizze von Johann Lamprecht (Tab. E, Fig. I) D. 48133 KG Schwabenhub, GST-NR 865 (hl. Martin)
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