Kritische Anmerkungen zum Historisch-topographischen Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze OÖ

914 B. SCHIFFMANN 1935a, 407f. GRÜLL 1964, Nr. 42, 176 REITINGER 1968, 368 HILLE 1975, 85 DEHIO 2020, 914f. C. WENING 1721 D. 48215 KG Hackenbuch, GST-NR 239, 240; (nahe) Hackenbuch 18 E. X 10281, Y 360902 F. Nicht mehr erhaltener Adelssitz / Burgstelle / Wehranlage M/17/3a Holzleithen I (Burgstall nächst Gstötten u. Dietrichshofen) M/17/3 Holzleithen: Der Sitz Holzleiten dürfte mit dem Erdwerk, welches sich links der Bahn, zwischen der O. Holzleiten und dem Ziln-Bache befindet, gleichzusetzen sein; es sind dies die Grundparzellen Nr. 1111–1115 der KG. St. Marienkirchen. Ca. 1180 Pabo de Holzluten; ca. 1190 Chunradus et Wernhardus fratres de Holzluten. Quellen: oöUB I/388 und 389. Lit.: Lamprecht, Archäologische Streifzüge (oöLA, Bibl. I 93). Lage: 26,4 v.o., 14,5 v.li.o. (29). (Originaler Datensatz von N. Grabherr). A. Irritierend an dem Eintrag ist schon einmal, als sich die Koordinaten und die Parzellennummern erheblich widersprechen. Die Blattschnittkoordinaten verweisen auf das Areal etwa 0,5 km westnordwestlich der Ortschaft Holzleithen (KG St. Marienkirchen, GST-NR 968). Die angeführten Parz. Nr. des Franz. Kat. (1111–1115) verweisen jedoch auf das Areal nördlich des Weilers Gstötten (heute: KG St. Marienkirchen, GST-NR 1141, 1142, 1137/1, 1137/2, usw.). Die doppelte (!) Fehlverortung ist schwer nachvollziehbar, da Johann Evangelist Lamprecht bereits in den 70er Jahren des 19. Jhdts. eine Planskizze und eine Lagebeschreibung der Fundstelle angefertigt hat. Anlässlich einer im Jahre 1961 durchgeführten Notgrabung unterhalb des „Burgstalles“, bei der zwei römische Ziegelöfen verifiziert werden konnten, hat der Provinzial-Archäologe Lothar Eckhart einen ausführlichen Fundbericht mitsamt Kartenausschnitt verfasst, welcher im 107. Band des Jahrbuches des OÖ. Musealvereins (1962) veröffentlicht wurde. Warum Grabherr diese wichtigen Beiträge übersehen hat, bleibt rätselhaft. Der Bericht von Lamprecht beschreibt den „Burgstall“ jedenfalls mit folgenden Worten: „Fünfhundert Schritte östlich von der Ortschaft Gstötten in der Pfarre St. Marienkirchen unweit des ehemaligen Ausflusses der Antiesen in den Inn verläuft das zu den Holzleiten-Feldern gehörige Burgstalland gegen die Ebene mit den Spuren einer ehemaligen Befestigung. An der Terrainsenkung kommen Ziegelstücke mit Incisuren und Inschriften von verschiedener Größe, Dicke und Gestalt zum Vorschein, vorzüglich aber Rund- und Hohlziegel mit Überstülpungen von 4-9“ Durchmesser. 1870 wurde daselbst ein gebogenes, an einem Ende aufgestülptes Ziegelstück aufgefunden mit mancherlei Zierarten und dazwischen eingeprägten 1 Zoll hohen lateinischen, nicht mehr ganz erkennbaren Buchstaben NVNB oder NMB“. Die Planskizze von Lamprecht stellt ein am Rand der Hochterrasse gelegenes und zu dieser hin offenes, im Grundriss etwa trapezförmiges, dreiseitiges Grabenwerk von rund 140 m Länge und etwa 100 m Breite dar. Das beschriebene Erdwerk ist im Franziszeischen Kataster deutlich durch die Flurgrenze erkennbar. Die relevanten Parzellennummern der Urmappe sind daher 1086 (Mittelwerk) und 1089 (Graben). In einem mittlerweile schon ‚historischen‘ Orthobild aus dem Jahre 2019 ist der „Burgstall“ ebenfalls deutlich erkennbar. Die Beobachtungen von Lamprecht sind daher im Wesentlichen richtig. Nach Interpretation von Marianne Pollak liegen hier die Rudimente eines römischen Militärlages vor. Eine zeitgemäße Untersuchung des „Burgstalles“ mittels Geogmagnetik und Bodenradar wurde angekündigt.

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