Kritische Anmerkungen zum Historisch-topographischen Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze OÖ

907 15 OG St. Aegidi M/15/1 Burgstall (Harchheim, Struben) M/15/1 Harchheim: Nächst der O. Tullern, KG. Schauern, unweit der St. Pankratius-Kapelle, stehen die Mauern der Burg (Ruine) Harchheim auf einem isolierten Felskopf hoch über der Kesselbach-Schlucht. Lokalbezeichnung Burgstall. 1260 Hainrich von Harchheim; 1307 Her Peter von Harchheim. Quellen: Buchinger, Geschichte des Fürstentums Passau, S. 239; Heider, Regesten des Passauer Abteilandes, S. 18, Nr. 12. Lit.: Grabherr, Burgen, S. 88. Lage: 8,7 v.o., 9,2 v.r.o. (30). (Originaler Datensatz von N. Grabherr). A. Die Burgruine oberhalb der Talung des Kleinen Kößlbaches wird in der Österreich-Karte ÖK-50 und von der indigenen Bevölkerung als „Ruine Burgstall“ bezeichnet. Norbert Grabherr meint, es handle sich um eine Burg Harchheim. Diese Ansicht dürfte aber auf einem Irrtum beruhen. Der Historiker Alois Zauner kann nämlich gewichtige Argumente vorbringen, wonach es sich bei der Anlage um Burg Struben, den Stammsitz des gleichnamigen altbayerischen Geschlechtes handeln dürfte: „Nun können einige Argumente dafür angeführt werden, Struben sei die namenlose, heute als Burgstall bezeichnete Ruine östlich Tullern über dem Westhang des Kleinen Kößlbachtales gewesen. Zunächst gäbe der Name Struben hier einen Sinn. Er kommt nämlich vom Zeitwort sträuben, das soviel wie starr oder rauh emporstehen bedeutet. Außerdem führen viele vom Wasser durchflossene Bergtäler den Namen Strub. In einer Grenzbeschreibung von 1537 kommt auch eine Strubenleiten vor, die sich allerdings unterhalb der Kößlmühle befand. Diese Burg lag vor allem dem nachgewiesenen Besitz der Dienstmannen von Struben sehr nahe. Schiffmann hat sie wohl auch in der Nähe dieses Besitzes gesucht und deshalb ursprünglich geglaubt, sie sei auf der Höhe von Wesenufer gelegen gewesen und Heuwieser vermutete sie 1930 im Bezirk Schärding. Die Tatsache allerdings, daß Bischof Wolfker von Passau 1194 seinen Verwandten Pabo von Zulling-Seemannskirchen mit dieser Burg belehnte, würde dafür sprechen, sie an der Isar im Raum Dingolfing-Landau zu suchen. Dort ist aber keine Örtlichkeit zu finden, die in Frage käme, und die Burg muß sich auch nicht unbedingt in der Nähe der Hauptsitze des Geschlechtes befunden haben. Der Besitz Pabos kam nach dessen Tod zwischen 1201 und 1219 an die bayerischen Herzöge Ludwig I. oder Otto I. Da die Burg Struben jedoch Passauer Lehen war, dürfte sie zu diesem Zeitpunkt an das Bistum zurückgefallen sein. Wenn man von der Gleichsetzung Strubens mit Burgstall ausgeht, wäre ab diesem Zeitpunkt eine Verwaltung des Besitzes von Vichtenstein aus wahrscheinlich und der Verfall der Burg zu erklären. Grabherrs Ansicht auf dieser Burg habe ein Geschlecht Harchheim gehaust, beruht auf einem Irrtum.“ Erbauer der kleinen Burg oberhalb der Talschlucht des Kleinen Kößlbaches dürften (nach Zauner) die um 1130 urkundlich erwähnten Engelbert und Otto von Struben gewesen sein. Da Struben seit jeher ein Lehen des Passauer Bischofs war, fiel die Burg nach dem Tod des letzten Strubeners (Chalhoch) an das Bistum zurück und wurde künftig nur noch an bayerische Adelige verliehen. 1244/45 konnte Bischof Rudigier, nach Jahren der Fehde und des Streites, die stattliche Burg Vichtenstein an der Donau in Besitz nehmen, die sich für die machtpolitischen Zwecke des Bistums besser empfahl als die kleine, in der Folge bald aufgegebene und dem Verfall überlassene Burg Struben. Als um 1403 in der Nähe die St. Pankraz-Kirche erbaut wurde, bediente man sich der verlassenen Burg als Steinbruch. Doch auch dieses Gotteshaus besteht nicht mehr, denn 1781 wurde die Kirche von Kaiser Josef II. gesperrt und kurz darauf abgetragen. Ein weiteres Mal diente die Burgruine im 19. Jhdt. als Steinbruch, als man unterhalb der abgetragenen St. Pankraz-Kirche eine Bründlkapelle erbaute. Durch den Steinraub der vergangenen Jahrhunderte ist der Bestand massiv geschwunden: Von der Hauptburg, die auf einem markanten Felskopf lag, ist nichts mehr vorhanden, am nördlichen Steilabfall zur Kößlbachschlucht sieht man noch Reste eines rechteckigen Gebäudes; es war aus bis zu 2 m starkem Bruchsteinmauerwerk mit Eckquadern errichtet, die in der Mauermitte klaffende,

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