Kritische Anmerkungen zum Historisch-topographischen Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze OÖ

880 Kurbayerische Defensionslinie, OG Esternberg Es ist bedauerlicherweise festzuhalten, dass die Einträge zur Kurbayerischen Defensionslinie erhebliche Mängel aufweisen. Norbert Grabherr rekonstruierte einen halbkreisförmigen Befestigungsring rund um die Ortschaft Esternberg, den es aber zu keinen Zeiten gegeben hat. Tatsächlich wies die Befestigung einen linearen bzw. nord-südlichen Verlauf auf. Wie es scheint, basieren Grabherrs Angaben überwiegend auf Vermutung, und nicht auf Autopsie. Des Weiteren ist zu kritisieren, dass sich Lagebeschreibung und Koordinaten erheblich widersprechen. Anhand der Auswertung der Digitalen Geländemodelle und intensiven Feldbegehungen konnte der tatsächliche Verlauf der kurbayerischen Defensionslinie ab dem Jahre 2012 vom Verfasser präzise erhoben und valide Fundberichte an die Abteilung für Archäologie (BDA) übermittelt werden. Eine grundlegende Aufarbeitung aus historischer Sicht fand schließlich im Jahre 2016 durch Werner Robl, einem Experten der bayerisch-österreichischen Grenzkonflikte, statt. Die Linearbefestigung beginnt beim Weiler Rauhegg, wo auf einer Kuppe hoch über dem Donautal ein polygonales Schanzwerk vorhanden war. Die Linie zieht weiter zum Bründlbach-Graben, der mittels einer Flesche und einer Redoute (Viereckschanze) gesichert war. Nach der Überquerung des Grabens zieht die Linie in Richtung des Weilers Oberachleiten. In dem Waldstück nördlich des Weilers befinden sich eine Flesche sowie eine Redoute (Viereckschanze), letztere leider weitgehend zerstört. Die Linie zieht dann in Richtung der Waldzunge am nördlichen Augberg, wo sich nach lokaler Überlieferung eine weitere Redoute befand. Der weitere Verlauf der KDL, der heute nivelliert ist, führt dann östlich der Weiler Retzwinkl und Urschendorf, genau auf der Wasserscheide zwischen Bründlbach und Augbach. In dem Waldstück nördlich bzw. nordöstlich des Weilers Oberharmansedt finden sich Linearwälle, die von zwei Fleschen ergänzt werden. In den Waldstücken östlich und südöstlich ist die KDL ebenfalls noch gut erkennbar; hier ist noch eine weitere Flesche zu beobachten. Der in der OG Esternberg gelegene, etwa 4,5 km lange Abschnitt der KDL endet schließlich beim Augbach, der die Grenze zur OG St. Roman bildet. Wie schon erwähnt, zeugen auch heute noch zahlreiche Rudimente (Linearwälle, Redouten, Fleschen) in den Wäldern von der einst gewaltigen Befestigung. Eine ausführliche Beschreibung dieser noch erhaltenen Anlagen erfolgt unter den neuen Nummern M/8/9 bis 13. In den Wiesen- und Ackerflächen ist die KDL jedoch zerstört; von einer Beschreibung dieser oberirdisch nicht mehr erkennbaren Befestigungen wurde üblicherweise abgesehen. Literaturhinweise: HOHENECK 1705 STRNADT 1868, 585ff. LAMPRECHT 1879 KLEEMANN 1885, 312ff. REITINGER 1968, 95 HOCHEDLINGER 1993 MAIER 2005 SCHULZ-WULKOW 2012, 116ff. ROBL 2016 POLLAK 2018, 39ff. DEHIO 2020, XXV

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