Kritische Anmerkungen zum Historisch-topographischen Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze OÖ

874 Pferdeschädel. Die Planierungsarbeiten wurden ohne Verständigung des BDA raschest fortgesetzt, um nicht gestört zu werden. Die angefahrenen Mauern wurden vermutlich zerstört. In der Bevölkerung gibt es noch ganz dunkle Erinnerungen an eine ehemalige Wasserburg. Diese Überlieferung ist richtig. Der Lokalhistoriker J. E. Lamprecht hat in einem handschriftlich erhaltenen Manuskript (Oberösterreichisches Landesmuseum, Ms. 113, mit dem Titel „Streifzüge und Untersuchungen verschiedener Umwallungsorte des unteren Innviertels“), das vermutlich vor etwa 100 Jahren verfaßt wurde, festgehalten, das an den Abhängen des „Schwarzen Berges“ vor 40 Jahren (also um etwa 1830) noch ein von einem Ringweiher umgebener „Burgstallhügel kleinerer Art“ und drei Fischweiher sichtbar waren. Lamprecht schreibt, daß aber zu seiner Zeit die Anlage bereits völlig einplaniert war und daß im Gelände nichts mehr zu sehen ist. Der unmittelbar hinter der Fundstelle ansteigende, bewaldete Höhenrücken heißt heute im Volksmund noch „Schwarzer Berg“. Wenn die oben erwähnten Berichte aus jüngster Zeit richtig sind, dürfte bei den erwähnten Planierungsarbeiten das Fundament eines runden Turmes angeschnitten worden sein, so daß es sich möglicherweise bei diesem Burgstall schon um eine gemauerte Anlage gehandelt haben dürfte. Lamprecht hat in seinem Manuskript mitgeteilt, daß schon etwa 790 Witaruna als ein zu Passau gehörender Besitz urkundlich genannt wird (Urkundenbuch des Landes ob der Enns, Bd. I, Seite 449) und daß im 12. Jh. die Herren von Witerun, die Ministerialen der Grafen von Fornbach-Neuberg, hier ihren Sitz hatten. Im Jahre 1158 begleitete Eberhardus Witerun seinen Herrn, den Grafen Egbert den lll. von Neuberg, auf seinem Zug nach Mailand und fand dort den Tod. Seither wird das Geschlecht der Witerun nicht mehr genannt. Nachdem bei den Planierungsarbeiten gemauerte Fundamente festgestellt wurden, ist es zweifelhaft, ob die Anlage schon um 1200 völlig verfallen und abgekommen ist. Heute ist im Gelände vom Ringweiher des Burgstalles und von den ehemaligen drei Fischteichen nichts mehr zu sehen. Das Manuskript von Lamprecht ist mit einer Lageskizze ausgestattet, in der sowohl die Fischteiche als auch der Burgstall sorgfältig eingezeichnet sind. Lamprecht muss sie also noch vor der Einplanierung persönlich kennengelernt haben.“ In den Digitalen Geländemodellen sind spärliche Spuren der eingeebneten Wasserburg noch erkennbar. B. STRNADT 1868, 230 LAMPRECHT 1877, 25f. LAMPRECHT 1879 SCHIFFMANN 1935b, 466 u. 550 REITINGER 1968, 93f. NEWEKLOWSKY 1973b, 143 FÖ 22, 1983, 332 POLLAK 2015, 191 DEHIO 2020, 313 C. Planskizze von Johann Lamprecht (Tab. F, Fig. IIII) D. 48115 KG Jagern, GST-NR 442 E. 23654,15 / 359871,16 F. Nicht mehr erhaltener Adelssitz / Burgstelle / Wehranlage (evtl. untertägige Befunde) M/7/1b Witraun II (Straßwitraun) A. Anlässlich der archäologischen Landesaufnahme des Bezirkes Schärding durch Marianne Pollak und Wilhelm Rager konnte in der Waldparzelle GST-NR 413 eine eigentümliche Geländeformation verifiziert werden, die nach Auffassung der Entdecker den Sitz Witraun (s. o.) darstellen soll. Gegen diese Identifizierung sprechen aber die historische Planskizze von J. Lamprecht, die Darstellung in der Urmappe, der Fundbericht von J. Reitinger sowie die Überlieferung des Grundbesitzers.

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