Kritische Anmerkungen zum Historisch-topographischen Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze OÖ

873 7 OG Enzenkirchen M/7/1a Witraun I (Straßwitraun) M/7/1 Witraun: Das Erdwerk des Sitzes Witraun, O. Straßwitraun, KG. Jagern, wurde um die Mitte des vorigen Jh. eingeebnet und die Teiche verfüllt, die Lagestelle befand sich auf den Grundparzellen Nr. 1510, 1509 und 1491. Ca. 1130 Wolfganc frater Alberonis de Witrun; ca. 1140 Helmbertus de Witerun miles Ekkeberti II. comitis de Neuburg; ca. 1200 Wicpoto frater Engelscalci de Witerun. Quellen: oöUB I/634, 724 und 767. Lit.: Lamprecht, Archäologische Streifzüge (oöLA, Bibl. I/93); Strnadt, Peuerbach, S. 230; Lamprecht, Rab, S. 25. Lage: 26,6 v.o., 12,8 v.li.o. (30). (Originaler Datensatz von N. Grabherr). A. Die Angaben sind nicht nachvollziehbar, da sich die Koordinaten und die Parzellennummern erheblich widersprechen. Die Blattschnittkoordinaten verweisen auf das Areal beim bäuerlichen Anwesen vulgo Langengut zu Linden in Schwarzenberg 7 (KG Enzenkirchen, GST-NR 2217, 1009/2, usw.). Die aus der Urmappe gewonnenen Parzellennummern (1510, 1509, 1491) verweisen jedoch auf das Areal südöstlich der Ortschaft Straßwitraun (KG Jagern, GST-NR 394). Positive Geländemerkmale des Sitzes sind weder hier noch dort erkennbar. Die (zweifache) Fehlverortung ist erstaunlich, da die tatsächliche Lagestelle des Sitzes Witraun von Johann Evangelist Lamprecht in einer guten Planskizze festgehalten wurde. In der Urmappe ist der Burgstallhügel überdies als bewaldete Kuppe deutlich erkennbar (Parz. Nr. 1568 des Franz. Kat.). Darüber hinaus ist auch eine gute Beschreibung von Lamprecht erhalten geblieben: „Burgstall Witraun bei Enzenkirchen. Tab: F. fig. IIII. An der von St.Willibald nach Enzenkirchen leitenden Strasse – ehemals des heil. rom. Reiches - unweit der Ortschaft Strass-Witraun, war vor 40 Jahren noch, an den Abhangen des Schwarzen-Berges, ein aus einem Moosgrunde emporragender, mit Gestrüpp uberwachsener Burgstallhügel kleinerer Art ersichtlich, welcher ein kleines Schlößchen trug, von einem Ringweiher umflossen, mit welchem noch 3 andere Fischweiher, von denen die Einschlußdämme noch erkennbar sind, in Verbindung standen. Aus dem Fuße des Schwarzen-Berges wachsen 5 geradlinige Graben u. korrelative Wallaufwurfe, 18’ hoch, heraus, u. verlaufen gegen den ehemaligen Burgstallraum; zu welchem Zwecke diese Aufwürfe einstmals gedient haben mochten, ist nicht erklärbar. Der Burgstallhügel wurde abgeführt, u. mit dem Materiale desselben der Ringweiher zugefüllt; der ganze Raum umher, so wie die ehemaligen Fischweiher wurden zu Wiesen eingeebnet. Schon um das J. 790 wird Witeruna als ein zum Hochkirche Passau gehörendes Besitzthum genannt. Im 12. Jahrh. saßen auf diesem Schlößchen die Herren v. Witerun, Ministerialen der Grafen von Formbach-Neuburg, von denen Eberhardus de Witerun im J. 1158 seinen Herrn, Grafen Ekbert III. von Neuburg, nach Mailand begleitete, u. dort seinen Tod fand. Von a. 1200 an schweigt die Geschichte von den Edlen von Witraun.“ Die Zerstörung der kleinen Wasserburg dürfte somit bereits in den 1830er Jahren erfolgt sein. Nach Autopsie von Josef Reitinger (Oö. Landesmuseum) war der Burgstallhügel nach seiner Planierung nur mehr als ganz geringfügige Geländeerhebung im sumpfigen Gelände erkennbar. Fünf bewaldete, tiefe Gräben nördlich des Burgstalles, die Lamprecht als weitere Befestigungen gedeutet hat, sind nach Ansicht des Landesarchäologen als Erosionsrinnen zu taxieren. Auf den Standort des Sitzes verweist auch die Überlieferung des Grundbesitzers (Fam. Hager vom Brandlgut in Straßwitraun 7), der offensichtlich in den 1970er Jahren die Rudimente eines runden Turmes angeschnitten hat. Die etwas eigenartigen Fundumstände wurden von Josef Reitinger in den Fundberichten Österreichs (FÖ 22) dokumentiert: "Der Landwirt Hager, vulgo Brandl, in Straßwitraun hat vor „einigen Jahren“ an der Straße zwischen Straßwitraun und Thal nach der Grundzusammenlegung die neu geschaffenen Wiesenparz. 442 und 441 etwas planiert. Dabei stieß er an der Grenze zwischen den beiden Parzellen auf eine runde Grundmauer mit einem Durchmesser von etwa 5.0 m, einige Eisenbehälter (?) und einen

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