Kritische Anmerkungen zum Historisch-topographischen Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze OÖ

866 L/10/9 Niederranna L/10/9 Burghügel: Erdsubstruktion eines Burgstalles in der Donauleiten, O. Niederranna, KG. Marsbach, Flurname „Burghügel“; keine Beurkundung. Frdl. Mitteilung von VSD. Vitus Ecker, Neuhaus. Lage: 6,3 v.o ., 6,1 v.r.o. (30). (Originaler Datensatz von N. Grabherr). A. Der namenlose Burgstall (- der Flurname „Burghügel“ ist bei der indigenen Bevölkerung völlig unbekannt -) befindet sich auf einem nach drei Seiten steil abfallenden Sporn oberhalb des alten Säumerweges von Niederranna nach Hofkirchen (ehem. Salzstraße). Gegen das Hinterland ist die bemerkenswerte Anlage durch einen aus dem Felsen geschlagener Halsgraben sowie einem Steinwall geschützt. Die Anlage dürfte schon im 12./13. Jhdt. entstanden sein, da entsprechende Lesefunde (Graphitkeramik) vorliegen. Das Flurdenkmal sollte unter Denkmalschutz gestellt werden, bevor es durch forstwirtschaftliche und sonstige Maßnahmen für immer zerstört wird. B. SCHIFFMANN 1935b, 248 REITINGER 1968, 200 DEHIO 2003, 319 C. D. 47105 KG Marsbach, GST-NR 335/71 – 76 E. X 34053, Y 370379 F. Burgstall NEUER DATENSATZ / NEUE DATENSÄTZE: L/10/10 Marsbach II (Burgstall, Altmarsbach) A. In der historischen Karte von Carl Schütz und Franz Müller (1787) ist nordöstlich des bekannten Schlosses Marsbach der auffällige Flurname „Burgstall“ eingetragen. In den 1970er Jahren erfolgte die Begehung des Areals durch den Verfasser und einer Heimatforscherin, wobei die weitläufige Substruktion einer mächtigen Burganlage verifiziert werden konnte. Die Fundstelle war aber schon vorher bekannt, allerdings ist nie eine Fundmeldung an die Abteilung für Archäologie des Bundesdenkmalamtes erfolgt. Die Wehranlage befindet sich auf der nach drei Seiten steil abfallenden Rückfallkuppe oberhalb des Katz- und des Marsbaches. Das etwa 40 x 35 m große Kernwerk wird durch einen bis zu 5 m tiefen Abschnittsgraben vom Hinterland abgetrennt. Weiter östlich befand sich ein weiterer Graben, der allerdings bei Baumaßnahmen weitgehend eingeebnet wurde. Auf dem Kernwerk finden sich Steinansammlungen, vermutlich Rudimente der einst hier vorhandenen Massivbebauung. Das Areal der Vorburg wird durch weitere Gräben durchzogen, die mglw. mit den Belagerungen der Burg in der 2. H. d. 13. Jhdts. in Zusammenhang stehen.153 Aufgrund der (indirekten) Erwähnung im Passauer Traditionscodex von 1254 kann diese Burganlage mit Superius Castrum Morspach gleichgesetzt werden. Das bekannte Schloss Marsbach ist demnach die untere Burg Inferius Castrum Morspach. Die obere Burg wurde wahrscheinlich in einer Fehde des 13. Jhdts. (1288?) zerstört und nicht wieder aufgebaut. Das Flurdenkmal sollte unter Denkmalschutz gestellt werden, bevor es durch forstwirtschaftliche und sonstige Maßnahmen für immer zerstört wird. 153 Anmerkung: Der Burgstall oberhalb des Schlosses Marsbach weist jedenfalls eine große Ähnlichkeit mit dem Burgstall Vormhaus auf, der sich 2 km nordöstlich der Ortschaft Obernzell an der Donau befindet, und als Sitz der Griesbacher angesehen wird (Gem. Untergriesbach, Landkreis Passau, Niederbayern).

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