Kritische Anmerkungen zum Historisch-topographischen Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze OÖ

802 20 OG Peterskirchen K/20/1 Peterskirchen K/20/1 Peterskirchen: Der Sitz der Grueber zu Peterskirchen, sie waren ein rittermäßiges Geschlecht, ist umstritten. Der Pfarrhof ist es nicht, obwohl die Lokalmeinung dies behauptet, weil die Aktenlage eindeutig dagegen spricht. Anders ist es mit dem Erdwerk eines Sitzes, Flurname „S'Schloß“ in der O. Reisedt, KG. Peterskirchen; urspr. OG. Peterskirchen, Ldkr. Pfarrkirchen in Bayern. 1454 V.13 Peter der Grueber zu Peterskirchen; 1474 X.24 Edel Vesst Christoff Grueber zu Peterskirchen. Quellen: oöLA, Herleinsperger Urkunden, Urk. Nr. 35 und HA. Weinberg, Urk. Nr. 113. Lit.: Berger, Der Bez. Ried, Rieder Heimatkunde, H. 22, S. 128; Feichtenschlager-Maier, D'Innviertler Roas, S. 177; Ilse Lois, Pfarrkirchen, Histor. Atlas v. Bayern, S. 225. Lage: 5,2 v.o., 2,9 v.r.o. (47). (Originaler Datensatz von N. Grabherr). A. Franz Berger schrieb bezüglich des angeblichen Schlosses Peterskirchen: „Kirchlich war das Gebiet im Mittelalter abhängig von Aurolzmünster. Die Erzählungen von einem Schloß an Stelle des Lehengutes (jetzt Pfarrhof) und einer Hofmark von über 50 Häusern gehören ins Reich der Fabel.“ Trotz dieser klaren Aussage hielt Norbert Grabherr am Bestand eines Schlosses in Peterskirchen fest. Die von ihm übermittelten Blattschnittkoordinaten verweisen auf eine Feldflur, die sich wenige Meter südlich des Anwesens vulgo Stephangut in Reiset befindet (Parz. Nr. 657, 658, 659 des Franz. Kat.). Das postulierte „Erdwerk eines Sitzes“ ist hier aber nicht vorhanden, der Flurname „S’Schloß“ bei der indigenen Bevölkerung völlig unbekannt. Auch die Nachfrage bei den in dieser Gegend tätigen Heimatforschern (wie etwa Bernhard Birn) blieb ergebnislos. Der angebliche Sitz in Reiset ist offensichtlich durch unkritisches Rezipieren von älteren Texten entstanden. Johann Lamprecht (1906) berichtete von Grenzbefestigungen der Kurbayerischen Defensionslinie von 1702/03, die sich bei Taiskirchen, Peterskirchen (Mauer, Leinberg) und Geiersberg befunden haben. Bei den Bauernhäusern in Reiset waren zu seiner Zeit sogar noch Gräben dieser Befestigung zu erkennen: „In den ersten Jahren des spanischen Erbfolgekrieges (seit 1701) hatten die bayrischen Grenzorte viel zu leiden. Im Jahre 1703 wurden von bayrischer Seite Grenzbefestigungen gegen Österreich angelegt, so von Taiskirchen über das Pfarrgebiet von Peterskirchen (Mauer, Leinberg) nach Geiersberg. Bis in unsere Zeit herein zeigte man noch die Gräben, die bei den Bauernhäusern zu Reiset (südöstlich von Peterskirchen) gezogen waren.“ Georg Feichtenschlager und Otto Maier griffen das Zitat für ihr Innviertler Heimatbuch (1952) wieder auf, wobei sie aus den obig erwähnten Schanzgräben eigenartigerweise ein „Schloss nahe der Ortschaft Reiset“ machen. Norbert Grabherr baute das Zitat noch weiter aus und konstruierte das „Erdwerk eines Sitzes, Flurname S’Schloß“, das es aber nie gegeben hat. Nach Ilse Louis (= Historischer Atlas von Bayern) beziehen sich die urkundlich genannten Gruber auf das bayerische Schloss Peterskirchen, das heute noch als denkmalgeschütztes Baudenkmal vorhanden ist (Gem. Dietersburg, Landkreis Rottal-Inn, Niederbayern). B. LAMPRECHT 1906, 123 SCHIFFMANN 1935a, 88 FEICHTENSCHLAGER 1952, 177 BERGER 1938, 127ff. LOUIS 1973, 225f. C. D. 46162 KG Untermauer II, GST-NR 2540 (Lagestelle nach N. Grabherr) E. X 17046, Y 343159 (Lagestelle nach N. Grabherr)

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